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Blog #1
Ein neues Kapitel beginnt – meine ersten Tage in Amman

TAG 1: ANREISE UND ANKOMMEN

Stellst du dir, wie ich, auch manchmal die Frage, wohin wohl das Flugzeug, das Du am Himmel erblickst, gerade fliegt? Wünschst Du Dir auch manchmal in ihm zu sitzen und an einen fremden Ort zu reisen? – Als ich im Flugzeug nach Athen und später nach Amman saß, hab ich mir genau diese Frage in Gedanken gestellt: Wer wird wohl das Flugzeug, in dem ich gerade sitze, beobachten und sich wünschen dem Alltag zu entfliehen?
Ich muss ehrlich sagen, dass ich das, was ich gerade tue, vor zwei, wahrscheinlich einem Jahr nicht gewagt hätte. Aber irgendwann hatte ich dieses Gefühl, dass da noch mehr sein muss und es packte mich das Fernweh. Es ist wichtig, sich Ziele setzen und neue Herausforderungen zu bewältigen. Dabei geht es mir nicht um die allseits bekannte „Auslandserfahrung“, die sich in jedem Lebenslauf gut macht, sondern darum, meinen Horizont zu erweitern und Neues kennenzulernen. Im Ausland ist solch eine Erfahrung natürlich umso intensiver.
Auf meiner Reise nach Amman, für die ich erst mit dem Zug nach Frankfurt fuhr (ein reinstes Chaos – man kann sich ja immer auf Verspätung oder Ausfälle der Deutschen Bahn verlassen), von dort aus nach Athen und dann nach Amman flog, habe ich sehr viele, unglaublich freundliche Menschen getroffen. Ich verreise selten allein, daher war ich erstaunt über die Offenheit und Freundlichkeit, die mir von anderen Reisenden entgegengebracht wurde. Auf dem Flug von Frankfurt nach Athen saß ich neben einem 16-jährigen Mädchen aus Georgien, die mir verstohlen ein Kaugummi hinhielt. Wir kamen langsam in Gespräch und sie erzählte mir, dass sie auf der Frankfurter Buchmesse war (Gastland 2018: Georgien), weil sie in einem Märchenbuch von georgischen Kindern für deutsche Kinder ein Märchen geschrieben hat. Ich muss sagen, dass mich nicht nur das, sondern auch ihre unglaublich guten Deutschkenntnisse und ihre freundliche Art beeindruckten. Wir unterhielten uns auch ziemlich lange über die Schule in Georgien und verglichen die Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Am Schluss tauschten wir noch Süßigkeiten aus und ich nahm mir fest vor, Georgien, dieses Land, von dem das Mädchen so geschwärmt hat und worüber ich gefühlt nichts weiß, unbedingt mal zu besuchen.
Angekommen in Athen, suchte ich mein Gate und wartete auf das nächste Boarding. Es war mittlerweile fast Mitternacht und der Flug nach Amman sollte weitere zwei Stunden dauern. Im Flugzeug ankommen verwickelte mich mein Sitznachbar direkt in ein Gespräch. Dabei fanden wir heraus, dass er auch aus Deutschland anreiste, genauso wie die ältere Dame neben mir. Wir unterhielten uns über Amman, die arabische Sprache und das Essen. Der Mann, der ursprünglich aus Palästina kommt und seinen Cousin in Amman besucht, bot mir direkt seine Hilfe an. Ich denke, dass es oft die „deutsche Skepsis“ ist, die in mir sowas direkt wieder hinterfragt. Er war auf jeden Fall super nett, hat meine Tasche getragen und auch bei der Kontrolle der Visa auf mich gewartet. Und eine Person mehr in einer Millionenstadt besser zu kennen, schadet sicher nicht.
Am Ausgang des Flughafens wartete schon mein Fahrer, den mir das Goethe-Institut freundlicherweise geschickt hatte, um mich abzuholen und zu meiner Wohnung zu bringen. Die Wohnung meiner Vermieterin Rula, einer Jordanierin mit russischen Wurzeln, ist in der Nähe der Chinesischen Botschaft im Bezirk Rabiah. Rula erwartete mich etwas verschlafen, immerhin war es 3 Uhr nachts, begrüßte mich herzlich und zeigte mir kurz alles. Danach gingen wir beide schlafen. Endlich angekommen!
 
Am nächsten Morgen bewältigte ich meine erste Herausforderung: Einkaufen in einem Supermarkt, in dem niemand Englisch sprechen konnte. Dieser endete mit viel Lachen und ich weiß nun, dass Minze auf Arabisch  نعنأع (naana‘) heißt. Nach Rulas Arbeit fuhr sie mit mir in die Stadt, wir kauften eine jordanische SIM-Karte für mich und gönnten uns eine Pizza in Ammans angesagtem Viertel Weibdeh. Super lecker! (So lecker, dass ich direkt vergessen habe ein Foto zu machen :D)
Ich bin wirklich froh, weil ich mich jetzt, nach dem ersten Tag, sehr willkommen und umsorgt fühle. Es gibt so viel Neues, aber komischerweise fühle ich mich, bis jetzt, nicht total fremd.
Ich bin gespannt auf die nächsten Tage und freue mich schon darauf, noch mehr Leute zu treffen und ins Gespräch zu kommen.

Kleine Erkenntnis Nr.1: Vertrauen ist wertvoller als Misstrauen.
Kleine Erkenntnis Nr.2: Begegne der Welt mit Offenheit und sie wird dir ebenso entgegengebracht.

  • Eingangstür von meinem Zuhause für die nächsten vier Monate © Juliane Hadenfeldt
    Eingangstür von meinem Zuhause für die nächsten vier Monate
  • Die Straße, in der ich wohne © Juliane Hadenfeldt
    Die Straße, in der ich wohne
  • Die Straße, in der ich wohne © Juliane Hadenfeldt
    Die Straße, in der ich wohne

TAG 2: EXPLORING DOWNTOWN

Blick über Amman Blick über Amman | © Juliane Hadenfeldt
Ich habe mich gefragt, wie offen und persönlich ich in diesem Blog schreiben soll. Um ehrlich zu sein, möchte ich mich nicht verstellen oder Dinge, die mich beschäftigen, auslassen. Ich bin generell ein Mensch, der seine Meinung sagt und schätze das auch bei anderen. Daher werde ich meine Gedanken einfach direkt schreiben, weil das alles für mich authentischer macht und ich so sein kann, wie ich bin.
Nach meinem positiven Beitrag von gestern, muss ich diesen Tag etwas anders beginnen. Heute bin ich mit einem unangenehmen Gefühl aufgewacht. Der Muezzin weckte mich pünktlich um 5 Uh morgens und da die Fenster hier nicht wirklich dicht sind und richtig geschlossen werden können, muss ich mich wohl oder übel daran gewöhnen und es hoffentlich in ein paar Tagen nicht mehr hören. Nun, dann war da noch dieses Gefühl. Ich konnte es mir nicht direkt erklären, aber es liegt sicher daran, dass alles so neu und ungewöhnlich ist. Alles riecht anders Zuhause (Sophie weiß, welchen Geruch ich meine), überall sind Wörter, die ich nicht verstehe und Menschen, die eine Sprache sprechen, die ich nicht kenne. Um mich bestmöglich abzulenken und mehr von der Stadt zu sehen, bestellte ich mir ein Uber, dass mich nach Downtown, die Altstadt von Amman, bringen sollte. Das war schon ziemlich aufregend, da es meine erste Uber-Fahrt überhaupt war, hat aber super geklappt. In der Stadt angekommen, lief ich umher, entdeckte wunderbare kleine Oasen inmitten der Millionenstadt, besuchte das Roman Theater und die Rainbow Street (eine berühmte Straße mit vielen Cafés und Restaurants) und versuchte so viel wie möglich aufzunehmen. Mein erster Eindruck von Amman: Die Stadt ist voll, laut, hügelig, Ton in Ton, dreckig und überraschend. Was ich noch sagen muss: Es ist unglaublich, wie viel Aufmerksamkeit man als Frau, die ausländisch aussieht und allein irgendwo entlanggeht oder sitzt, auf sich zieht. Ich muss sagen, dass ich nach kurzer Zeit ziemlich genervt war, ständig angesprochen oder eingeladen zu werden. Ich versuchte andere Menschen so gut wie möglich zu ignorieren, was eigentlich nicht meine Art ist. Daran muss ich mich wohl ebenfalls erstmal gewöhnen.

Das Römische Amphitheater in Downtown Das Römische Amphitheater in Downtown | © Juliane Hadenfeldt Am Nachmittag traf ich mich außerdem mit Larissa, einer anderen SCHULWÄRTS!-Stipendiatin, in einem Café und wir tauschten uns über unsere bisherigen Erfahrungen aus. Im Anschluss ging ich zu einer Chorprobe vom „United Choir Amman“. Zur Leiterin hatte ich im Vorhinein schon Kontakt aufgenommen und alle waren super offen und freundlich zu mir. Außer mir gab es noch ein Pärchen aus Österreich, das zum ersten Mal zur Probe kam. Wie sich praktischerweise herausstellte, wohnt ein Chormitglied in meiner Nähe und ich konnte mit ihr nach Hause fahren. Richtig gut, bei dem fehlenden öffentlichen Nahverkehr und den teuren Taxikosten! Auf dem Weg nach Hause hielten wir an einem Supermarkt. Wer mich kennt, weiß, dass ich in großen Supermärkten schnell überfordert und abgelenkt bin. Ich liebe es in ausländischen Supermärkten unbekannte Lebensmittel zu finden. Was definitiv schnell auffällt: Die Lebensmittel in Jordanien sind um einiges teurer als in Deutschland. Die kosmetischen Produkte, Waschmittel und alles, was man sonst so in einer Drogerie kaufen kann, sind um ein Vielfaches teurer als in Deutschland. Das hat mich ziemlich geschockt, weil die Menschen hier viel weniger als in Deutschland verdienen.

Kleine Erkenntnis Nr.3: Alle Dinge werden sich regeln.
Kleine Erkenntnis Nr.4: Es ist wichtig, auch allein sein zu können.

 
  • Ein Mitarbeiter des Folkloremuseums überzeugte mich davon, ein Bild mit der Figur zu machen. © Juliane Hadenfeldt
    Ein Mitarbeiter des Folkloremuseums überzeugte mich davon, ein Bild mit der Figur zu machen.
  • Überall stehen Palmen © Juliane Hadenfeldt
    Überall stehen Palmen
  • Es gibt viele archäologische Überreste aus der Zeit der römischen Herrschaft © Juliane Hadenfeldt
    Es gibt viele archäologische Überreste aus der Zeit der römischen Herrschaft
  • Seitenstraße in Downtown © Juliane Hadenfeldt
    Seitenstraße in Downtown

TAG 3: ERSTER BESUCH IN DER PRAKTIKUMSSCHULE
Am dritten Tag hatte ich einen Termin mit Manal, der für mich zuständigen Lehrerin, in meiner Praktikumsschule „Al Asriyya Schools“. Nachdem sich mein Uber-Fahrer total verfahren hatte und die Straßen unglaublich voll waren, kam ich doch noch an der Schule an. Dass ich zu spät war, störte mich selbst wahrscheinlich am meisten. Im Deutsch- und Französischraum wurde ich von allen Kollegen sehr lieb begrüßt und willkommen geheißen. An der Al Asriyya unterrichten Manal, Anas und Dina Deutsch. Wenn ich längere Zeit an der Schule war, werde ich sicher mehr über sie berichten können. Nachdem wir alle Fragen klären konnten, fuhr ich wieder nach Hause und ging kurz einkaufen. Ich musste unbedingt diese Chips holen, die aussehen wie Nudeln und ich letztes Jahr mal in Israel gegessen habe.
Keine Nudeln, sondern Chips. Und alle lieben sie hier! Keine Nudeln, sondern Chips. Und alle lieben sie hier! | © Juliane Hadenfeldt
An sich ist das mit dem Spazieren gehen hier so eine Sache: Man kann sich das selbst nicht vorstellen, wenn man es nicht gesehen hat, aber die Straßen sind unglaublich steil. Gemütlich schlendern geht da leider nicht, übrigens genauso wenig wie joggen. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass die Bürgersteige nicht gerade sind, sondern total uneben, mit unterschiedlicher Breite und Höhe. Wie man da mit einem Kinderwagen entlangkommen soll, erschließt sich mir leider nicht. Der Verkehr ist, für mein Verständnis, ziemlich chaotisch. Auch Rula meinte zu mir, dass man als Fahrradfahrer keine Chance hat und wahrscheinlich draufgehen würde. Da ist nichts mit Fahrradwegen, Blinken oder Abstand zum Vorder- oder Nebenmann halten. Neben dir kann dann auch einfach mal ein Fußgänger auftauchen, da es Ampeln wirklich selten gibt und wenn, dann sind die Lichter für die Fußgänger meistens ausgeschaltet. Also laufen die meisten einfach drauf los und vertrauen darauf, dass das anrollende Auto sicher anhalten wird.

Kleine Weisheit Nr.5: Alles mit der Ruhe.
  • Impressionen aus den Straßen © Juliane Hadenfeldt
    Impressionen aus den Straßen
  • Hier gibt es sehr viele streunende Katzen, die sich im Müll, der leider oft einfach auf der Straße liegt, ihr Essen suchen. © Juliane Hadenfeldt
    Hier gibt es sehr viele streunende Katzen, die sich im Müll, der leider oft einfach auf der Straße liegt, ihr Essen suchen.
  • Perfekter Granatapfel © Juliane Hadenfeldt
    Perfekter Granatapfel

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