Blog #3
Getting Used to it
MACARENA!
Gerade sitze ich in der Schule und reflektiere die letzten Tage. Es ist schon komisch, ständig eine fremde Sprache um sich zu hören und nur Bruchteile zu verstehen. Ich muss definitiv mal wieder mein Arabisch auffrischen und einen Sprachkurs belegen. Das habe ich auch diese Woche in Angriff genommen und mich für einen Anfängerkurs angemeldet. Hoffentlich klappt das!
Diese Woche war ich hauptsächlich in der Primary School, um Dina in ihrem Unterricht zu helfen. Sie ist die einzige Deutschlehrerin in der Primary School und muss die fünfsträngigen Jahrgangsstufen drei bis sechs fast komplett allein unterrichten. Ich muss zugeben, dass ich von dem Vorschlag, in der Primary School zu unterrichten, erst nicht sonderlich begeistert war. Ich weiß, dass ich selbst ein sehr ungeduldiger Mensch bin und auch die Gespräche und Inhalte im Unterricht mit älteren Lernenden bevorzuge. Dennoch wollte ich Miss Daria ihre Bitte nicht ausschlagen und sah es als neue Herausforderung für mich an. Man muss halt spontan sein als Lehrkraft. Und wer weiß, vielleicht habe ich das Unterrichten in der Grundschule auch komplett falsch eingeschätzt.
Nach nun einer Woche in der Primary School konnte ich feststellen, dass die Kinder sehr herzlich sind und auf Körperkontakt stehen. Nach meinen ersten Stunden hatte sich schnell herumgesprochen, dass ich neu und aus Deutschland bin. Ständig kamen Schülerinnen und Schüler zu mir, die mich drückten, wissen wollten, wie ich heiße oder mir etwas über Deutschland erzählten. War schon ziemlich süß! Mein Highlight war der Dienstag. Miss Dina und ich hatten Hofaufsicht für die Viertklässler, von denen mich viele schon kannten. Wir kamen also auf den Schulhof und schon lief eine Gruppe Mädchen auf mich zu und rief „Miss Juliane! Miss Juliane!“. Kurze Zeit später hatte ich eine Traube Kinder um mich, die mich umarmten, mir sagten, dass sie mich vermisst haben und mich lieben. Ja, Schülerinnen und Schüler lieben hier ihre Lehrkräfte und geben das auch offen zu :D
Das alles erregte natürlich Aufsehen, auf Seiten der Schüler, wie auch bei den Lehrern. Auf einmal kam eine Lehrerin mit einer großen Musikbox an und schon konnte die Party losgehen! Ein Mädchen forderte mich direkt auf mit ihnen zu tanzen, was natürlich passte, denn genau in dem Moment kam „Macarena“. Also tanzte ich mit einer Gruppe Kinder, die sich immer mehr vergrößerte, zu Macarena auf dem Schulhof. Die Schüler konnten gar nicht genug davon bekommen, sodass ich das Lied dreimal mit ihnen tanzen musste. Das hat echt super Spaß gemacht!
Generell unterscheidet sich aber auch die Primary School hier von der Grundschule in Deutschland. Zur Pause müssen sich immer alle Schülerinnen und Schüler in einer Reihe aufstellen und werden von der Lehrkraft bis zum Pausenhof gebracht. Generell stehen die Kinder unter ständiger Aufsicht, sei es, wenn sie auf Toilette oder auf den Schulhof gehen wollen. Gut, die Unterrichtsinhalte sind nicht sonderlich schwer und interessant, aber die Lernenden dafür motivierter und super interessiert. Das zeigt sich auch daran, dass sie es kaum aushalten auf ihrem Platz sitzen zu bleiben. Aber das scheint hier so ein generelles Problem bei den Schülerinnen und Schülern zu sein. ;)
Nächste Woche geht es für mich dann so richtig los: Ich werde nämlich, zusätzlich zu meinen Hospitationen und sowieso zu haltenden Stunden, einen Seniorkurs (Klasse 11/12) unterrichten, der keinerlei Vorkenntnisse in Deutsch hat. Das wird auf jeden Fall eine Herausforderung. Aber ich freue mich auch schon ziemlich darauf, eine eigene Klasse zu haben und Verantwortung zu übernehmen.
Ach übrigens: Ich habe sogar einen eigenen Fahrer, der mich zur Schule bringt und wieder abholt. Hört sich mega extra an und bin ich überhaupt nicht gewohnt. Normalerweise verwende ich mein Fahrrad oder die Bahn, um überall hinzukommen. Aber hier ist das anders nicht möglich, weil man auf ein Auto angewiesen ist.
Kl. Erkenntnis Nr. 7: Musik in den Pausen sollte man definitiv auch in Deutschland einführen.
AUSFLUG NACH AJLOUN UND JERASH
Forum
| © Juliane Hadenfeldt
Im Inneren der Burg
| © Juliane Hadenfeldt
Wovon ich auch noch erzählen muss: Am letzten Freitag haben Larissa, Flora, die auch an SCHULWÄRTS! teilnimmt, und ich wieder einen Ausflug gemacht. Wir dachten, dass wir den Busunternehmen von letzter Woche eine zweite Chance geben und es war tatsächlich viel besser organisiert. Zuerst fuhren wir nach Ajloun, wo wir eine alte Burg besuchten, die unter anderem als Stützpunkt für die Verteidigung gegen die Kreuzritter diente. Die Burg ist wirklich super schön und man hat eine richtig tolle Aussicht!
Wunderschön! Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen, Jerash zu besuchen, wenn er in Jordanien ist.
Zum Abschluss des Tages habe ich das (angeblich) beste Schawarma der Stadt, direkt am zweiten Circle gegessen. Für alle, die nicht wissen, was Schawarma ist: Im Prinzip ist es Hähnchen- oder Lammfleisch, das von einem Spieß, wie beim Döner, abgeschnitten und in Fladenbrot mit Soße und Tomaten serviert wird. Super lecker!
Kl. Erkenntnis Nr. 8: Jeder hat eine zweite Chance verdient.