Blog #6
Rückblick: Advents- und Weihnachtszeit in Jordanien
Ich auf dem Abdali-Boulevard
| © Juliane Hadenfeldt
Nachdem mich so viele von meinen Freunden und meinen Familienmitgliedern gefragt haben, wie ich Weihnachten verbracht habe, hier eine kurze Zusammenfassung der Tage:
ADVENTSZEIT... ODER SO ÄHNLICH
Ich muss sagen, dass für mich die Weihnachtsstimmung in Jordanien nicht wirklich aufgekommen ist. Mir war vorher schon bewusst, dass ich mich in einem muslimisch geprägten Land befinde, aber so richtig spürt man es erst, wenn man dann wirklich hier ist. Weihnachtsdekoration ist eher nur in Al Fuheis, dem einzigen christlichen Viertel, oder spärlich in vereinzelten Geschäften oder Restaurants zu finden. Das war für mich schon ziemlich hart, weil ich die Adventszeit sehr liebe und für die schönste Zeit im Jahr halte. Um ein bisschen Weihnachtsmarktfeeling zu bekommen, wollten Larissa, Antonia und ich dann auch mal auf dem Boulevard in Abdali, der zur Advents- und Weihnachtszeit immer sehr geschmückt sein soll. War er auch, und zwar ziemlich amerikanisch. Überall waren Lichter, ein riesiger Schneemann, ein Weihnachtsbaum, Weihnachtsmusik und Menschen, die als Weihnachtsmann oder Schneeflocke verkleidet waren.
Generell wurde ich hier aber vor einige Herausforderungen gestellt, meine altbekannten Traditionen für die Adventszeit wirklich umzusetzen. Da ging es schon beim Adventskranz los. So einen konnte ich wirklich nirgends bekommen. Ich habe mich dann dazu entschieden, einfach vier Kerzen zu kaufen, auf einen Teller zu stellen und Sterne darum zu drapieren. Auch das mit dem Plätzchen backen, was ich sonst immer sehr gerne mache, gestaltete sich schwierig. Gemahlene Mandeln gibt es hier nirgends, deshalb waren Vanillekipferl schon mal gestrichen. Nach einem missglückten Backversuch, bei dem unser Gasofen, der übrigens auch nur von einer Seite heizt, fast explodiert wäre und ich den Schock meines Lebens erhielt, habe ich mich dann noch einmal daran gewagt. Und am Schluss hat es auch geklappt, meine mit einem Glas ausgerollten und einer Espressotasse ausgestochenen Spitzbuben zu backen. Auch, wenn sie etwas verzogen waren.
DIE WEIHNACHTSTAGE
Keine genauen Pläne und Abläufe für Weihnachten zu haben, war für mich sehr ungewohnt. Ich liebe unsere Traditionen und Abläufe Zuhause, wo man schon Monate im Voraus weiß, was genau es zu welcher Mahlzeit zu essen geben und wo man an welchem Tag sein wird. Das war hier total anders. Pläne wurden im letzten Moment nochmal umgeworfen, neue Verabredungen gemacht. An Heilig Abend haben Rula und ich zusammen gekocht und die Wohnung weihnachtlich geschmückt und hatten ein sehr schönes Essen und eine kleine Bescherung mit ihrem Freund. Sie hat sich wirklich sehr viel Mühe gegeben, es für mich so schön wie möglich zu machen. Und es war auch sehr gemütlich. Wir verstehen uns wirklich gut! Für sie war es ihr erstes Weihnachten und sie meinte zu mir, dass sie es für ein wirklich schönes Fest halte und die ganzen Traditionen mag. Auch ich habe in der Adventszeit gemerkt, wie viele Traditionen die Adventszeit prägen und wie selbstverständlich diese einem in Deutschland immer vorkommen, weil sie in unserer Kultur verankert sind. Ich habe mich hier bemüht, diese Traditionen von Besinnlichkeit, die der Adventkranz und schöne klassische Musik repräsentieren, zu transportieren, indem ich in der Schule kleine Nikolausgeschenke gemacht oder Plätzchen mitgebracht habe.
Am ersten Weihnachtsfeiertag waren Rula und ich frühstücken. Nachmittags fuhr ich zu Freunden von mir, die ich durch die Gemeinde hier kenne. Lisa, Luka und Felix machen ein freiwilliges Jahr hier in Amman an einer Schule, die auch ein Internat besitzt. Wir und zwei weitere Freundinnen von ihnen haben zusammen gekocht (ca. 3h lang :D) und danach noch gemütlich beim Weihnachtsbaum zusammengesessen. Das war echt richtig schön!
Auch vor meinem Auslandsaufenthalt habe ich die Zeit mit meiner Familie zu schätzen gewusst, jetzt tue ich es aber nochmal umso mehr. Und die nächste Weihnachtszeit wird in Deutschland ausgiebig gefeiert!
Weihnachtsessen mit Rula | © Juliane Hadenfeldt