Blog #4
The lebanese way of life
Ich bin jetzt schon einige Wochen im Libanon und bald ist Halbzeit. Aus diesem Grund wollte ich ein kleines Zwischenfazit zum Leben und Alltag hier ziehen.
Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit Nai aus Frankreich und meiner Mitbewohnerin Lunchi aus China. Wir sprachen gemeinsam darüber, was uns am Libanon gefällt und was nicht. Da dachte ich mir, das ist doch ein super Thema, das ich für meinen Bericht über das Leben im Libanon aufgreifen kann. Manche Dinge finde ich einfach klasse hier, andere wiederum nicht so. Und manche Aspekte am Leben im Libanon sind nicht unbedingt negativ, aber einfach anders. Anbei folgt also eine kurze Auflistung meiner persönlichen Erfahrungen, die ich hier im Alltag machen konnte.
Das Essen
Wer meine Berichte alle gelesen hat, wird schnell erkennen, dass ich ziemlich für das libanesische Essen schwärme. Seit ich hier bin, habe ich kein einziges Mal wirklich schlecht gegessen. Die Libanesen verstehen sich auf die nationale sowie auf die internationale Küche sehr gut. Wenn man also mal etwas anderes als typisch libanesisch essen möchte, bietet Beirut auch eine Vielzahl von hervorragenden Restaurants. Ein weiterer für mich sehr positiver Aspekt ist, dass man immer gemeinsam isst. Damit meine ich nicht nur das gemeinsame Beisammensein, sondern auch, dass alle Gerichte geteilt werden. Nicht jede bzw. jeder bestellt etwas für sich, sondern die Gerichte sind immer für eine ganze Gruppe. Teilen gehört hier zum guten Ton und das finde ich einfach wunderbar. In diesem Sinne kann ich nur noch sagen, Sahte (Guten Appetit).
Der Libanon und insbesondere Beirut hat ein riesiges kulturelles Angebot. Eigentlich jeden Tag findet ein Konzert, eine Ausstellung oder ähnliches statt. Meine freie Zeit nutze ich momentan dazu, die kulturelle Landschaft der Stadt zu entdecken und es ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Meine bisherigen Highlights waren das Konzert einer Band aus Damaskus, die gemeinsam ein Kunstprojekt auf die Beine gestellt hat und die Remake Exhibition, die das 25-jährige Jubiläum des Europäischen Film Festivals in Beirut zum Anlass hatte. Dort wurden die Interpretationen von diversen Künstlern zu Filmplakaten ausgestellt, die schon mal im Rahmen des Filmfestivals gezeigt wurden. Und auch sonst strahlt Beirut eine gewisse Atmosphäre aus. Überall in den Straßen und Gassen findet man kleine, gemütliche Cafés die zum Verweilen und zum Austausch einladen. Viele Libanesen arbeiten von dort aus, da sie es bevorzugen unterwegs zu sein, als Arbeit von zu Hause aus zu erledigen. Meist kommt man dann aber irgendwie doch nicht so ganz voran, weil man immer mit irgendeiner Person ins Gespräch kommt. Dies ist noch etwas, dass ich so am Libanon mag. Die Offenheit und Gastfreundschaft der Menschen. Einkaufen in Beirut
Die vielen Märkte und kleinen Läden in der Stadt sind einfach wunderbar. An jeder Ecke gibt es Händlerinnen und Händler, die frisches Obst und Gemüse verkaufen. Auch kleine Supermärkte sind überall. Auf den Märkten findet man ebenfalls alles für den täglichen Bedarf und noch viel mehr. Der Souk al Ahad zum Beispiel hat jeden Sonntag geöffnet und dort kann man hervorragend nach Second Hand Kleidung stöbern, feilschen oder sich einfach in der Masse treiben lassen.
Neu für mich war, dass man die Läden in der näheren Umgebung einfach anrufen kann und einem wird alles nach Hause geliefert. Dieser Service wird hier vor allem für den Nachschub an Wasserkanistern genutzt, denn im Libanon wird davon abgeraten, das Wasser aus der Leitung zum Trinken und zum Kochen zu verwenden. Beiruts Straßen
Kurz vorweg: wenn man die Straßen von Beirut erkundet, sollte man sich bewusst sein, dass man auch wirklich viel auf den Straßen laufen wird. Denn die Bürgersteige hier sind sehr eng oder teilweise nicht vorhanden. Manchmal parken die Autos oder Roller auch in einer etwas chaotischen Art und Weise, sodass man sich eher im Zick Zack durch die Stadt bewegt. Wenn man sich aber daran gewöhnt hat, ist es einfach nur schön, durch die Gassen zu schlendern und die Häuser und die libanesische Bauweise zu bewundern. Straßenverkehr
Die Straßen Beiruts bringen mich auch schon zu meinem nächsten Punkt, dem Verkehrschaos. Zu jeder Tageszeit kann überall in der Stadt plötzlich ein Stau entstehen, wieso das so ist, habe ich selbst noch nicht ganz verstanden. Alles wirkt manchmal etwas chaotisch. Es wird viel gehupt und gedrängelt. Aber ich finde, an diesen Punkt gewöhnt man sich schnell. Trotzdem kann angemerkt werden, dass die Autos im Libanon ein anderes „Haltbarkeitsdatum“ als die Autos in Deutschland haben. Die Auflagen sind nicht so streng, weswegen man immer wieder schöne alte Autos sieht. Auch wenn diese etwas in die Jahre gekommen sind, verleihen die Autos den Straßen ihren ganz eigenen Charme. Was mich in Beirut viel mehr stört ist, dass es in der Stadt keinen vernünftigen Nahverkehr gibt. Bushaltestellen? Fehlanzeige! Ab und zu sieht man zwar Busse durch die Stadt fahren, doch von wo sie kommen und wohin sie fahren, habe ich bis jetzt noch nicht rausgefunden. Mir haben einheimische Freunde zwar erzählt, dass man den Bus heranwinken kann und man dann mitgenommen wird, aber dass das Routensystem selbst für sie teilweise etwas verworren ist. Das ganze System ist also ziemlich unübersichtlich und nicht verständlich, was dann dazu führt, dass ich doch des Öfteren auf ein Taxi zurückgreifen muss.