Blog #5
Von Baalbek bis nach Saida
Die Zeit im Libanon vergeht momentan wie im Flug. Doch je länger ich hier bin, desto wohler fühle ich mich. Ich lerne die Menschen, die Kultur und das Land nach und nach besser kennen und bin fasziniert.
Vor einer Woche kam mich meine Freundin Caro aus Deutschland besuchen, die selbst schon einmal im Libanon gelebt hat und mich auch schon vor Beginn meines Praktikums sehr bestärkt hatte, in den Libanon zu gehen. Wir beide teilen jetzt unsere Faszination für das Land und deswegen war es umso schöner, dass wir einige uns noch unbekannte Orte gemeinsam entdecken konnten.
Gedenkfeier für Rafiq Hariri
Am 13. Februar hatte ich Caro zu mir nach Absprache mit dem Schulleiter in die Schule eingeladen, um gemeinsam mit einer zehnten Klasse ein Projekt zur deutschen Landeskunde durchzuführen. Wir hatten einen ziemlich schönen Tag in der Schule und freuten uns riesig, als wir von den Schülern des Chors zu der Gedenkfeier für Rafiq Hariri in die Libanesisch-Amerikanische Universität eingeladen wurden. Dort traten am Nachmittag verschiedenen Schulen zusammen auf, um gemeinsam das Gedenken an Rafiq Hariri zu feiern. Der ehemalige Politiker, der 2005 bei einem Attentat ums Leben gekommen ist, spielte eine bedeutende Rolle in der libanesischen Geschichte und Politik. Er war mitverantwortlich für den Wiederaufbau Beiruts nach dem Bürgerkrieg in den 80er und 90er Jahren. Bis heute hat er noch großes Ansehen für seinen Verdienst innerhalb der Bevölkerung. Die zweistündige Vorführung bestand aus verschiedenen Tanzaufführungen, Theaterstücken und Vorträgen. Die Schüler der Jamil Rawas Schule eröffneten die Veranstaltung mit dem Singen der libanesischen Nationalhymne. Ich fand es sehr schön, auch einen neuen Einblick in die anderen Schulen und ihre Projekte gewinnen zu dürfen. Das Engagement seitens der Schülerinnen und Schülern sowie der Lehrkräfte war einfach unglaublich. Jede Vorführung war sehr individuell und toll ausgearbeitet. Die Schüler der Jamil Rawas Schule waren auch sehr geduldig und hilfsbereit und übersetzen alles für uns ins Englische, sodass wir so gut es ging, am Programm teilhaben konnten.
Da am nächsten Tag der offizielle Feiertag zu Ehren Rafiq Hariris war, war die Schule geschlossen und wir machten uns auf in Richtung Baalbek. Von Beirut dauert die Fahrt mit dem Auto circa anderthalb Stunden. Da sich auf dem Weg unser Hunger bemerkbar machte, legten wir in der wunderschönen Stadt Zahle einen kleinen Zwischenstopp ein. Da die Stadt in den Bergen an einem Hang gelegen ist, kann man wunderbar in einem Restaurant mit Aussicht sitzen und die roten Ziegeldächer der Stadt bestaunen. Angekommen in Baalbek spielte das Wetter dann leider mal wieder nicht so mit, aber wir ließen uns nicht davon abhalten, die alten Tempelruinen zu bestaunen. Baalbek gilt bis heute als eine der wichtigsten Ausgrabungsstätte der Welt und wurde schon in Aufzeichnungen der Antike erwähnt. Der Besuch dieser Tempelanlage ist nur zu empfehlen. In einem dazugehörigen Museum kann man sich auch über die weitere Geschichte der Stadt informieren. Saida im Süden Libanons
Am Freitag war es unser Plan in die Stadt Saida im Süden von Beirut zu fahren. Eigentlich dauert die Strecke nur eine halbe Stunde, doch aufgrund des Verkehrs waren es dann doch anderthalb. In der Stadt angekommen besichtigten wir zuerst das Qala´at al-Bahr, eine alte Seefestung, die als das Wahrzeichen der Stadt bekannt ist. Danach war unser Plan durch die alten Souqs der Stadt zu schlendern und ein paar Souvenirs für zu Hause zu kaufen. Saida und dessen Souqs und auch Süßigkeiten wurden mir jetzt schon von vielen Einheimischen empfohlen. Was wir aber nicht bedacht hatten war, dass freitags in vielen Städten die Geschäfte geschlossen sind, da der Freitag auch als Ruhetag gelten kann. Obwohl wir nicht wie geplant shoppen gehen konnten war es trotzdem ein toller Tag. Wir liefen durch die verwinkelten Souqs, dessen Gassen sich unter Wohnhäusern befinden, besuchten das Schloss St. Louis und das ehemalige Handelshaus Khan al Franj. Zum Ende des Tages machten wir auf unserem Rückweg noch einen kurzen Stopp bei Ali Baba Sweets und belohnten uns mit hausgemachtem Eis. Und auch wenn nicht alles lief wie geplant, war es ein toller Tag. Sonntage in Bourj Hammoud
Bevor es für Caro wieder zurück nach Deutschland gehen sollte, ging es noch einmal in das meinem Zuhause nahegelegenen Viertel Bourj Hammoud. Bei uns in der WG ist es quasi schon eine kleine Tradition, dass wir jeden Sonntag nach Bourj Hammoud gehen, bei Abou Hassan Meza essen und uns anschließend bei Tee und je nach Laune auch mal mit Shisha von den Eindrücken der Woche erholen. Auch meinem Gast wollte ich diesen kleinen Sonntagsbrauch nicht vorenthalten und da am Sonntag sich das Wetter wieder besserte machten wir uns auf und genossen den Tag.