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Ankommen im „Reich der Mitte“ – Vier Tage in Shanghai
Es ist nun genau sieben Tage her seit Ankunft in China – einem für mich völlig fremden Land und einer ganz anderen Welt. Wenn ich die Stunden der vergangenen Tage mit denen meines bisherigen Alltags in Deutschland vergleiche, habe ich das Gefühl sie vergehen viel langsamer und deutlich intensiver. Das, was ich in den letzten Tagen in China erleben durfte, hat meine Erwartungen und Vorstellungen des Landes zum Teil bestätigt, aber viel mehr wurden sie übertroffen und erweitert.
Die wichtigste Frage, die ich mir zum jetzigen Zeitpunkt jedoch stelle ist:
„Kann all das hier für mich wirklich Normalität werden?“
Doch spulen wir doch einmal zurück an dem Tag meiner Ankunft am internationalen Flughafen in Shanghai. Mit einer weiteren SCHULWÄRTS!-Praktikantin des Goethe-Instituts habe ich entschieden die ersten Tage in China gemeinsam zu verbringen. Wir wollten all die neuen Eindrücke gemeinsam wahrzunehmen, um anschließend, vier Tage später, unser Praktikum an der jeweiligen Schule beginnen zu können. So eine Art gemeinschaftliche und mentale Vorbereitung...
Nach einer vierzehnstündigen Flugreise aus Hannover begann schließlich das Abenteuer China. Angekommen am Flughafen fuhr ich mit der Magnetschwebebahn „Shanghai Maglev Train“ für nur umgerechnet 4 Euro ins Stadtzentrum. Eine für mich einmalige Erfahrung, da der Transrapid die 30 km mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h in innerhalb von 8 Minuten und zehn Sekunden zurücklegte. Die riesige Stadt, die hohen Gebäude und die mit Blumenkästen behangenen Straßen zogen unreal und rasant an mir vorbei. Kaum konnte ich richtig über die ersten gewonnenen Eindrücke nachdenken, bin ich schon an der Endstation angekommen. Leider bezahlte ich auf der Taxifahrt bis ins Hotel ungefähr das Vierfache des üblichen Preises – wie ich schon kurze Zeit später, bei weiteren sehr günstigen Taxifahrten, bemerkte. Eine unkritische Auswahl des Taxiunternehmens (das Auto war noch nicht mal als Taxi gekennzeichnet), kaum Kenntnisse der chinesischen Währung und des Umrechnungskurses sowie mein klares optisches Bekenntnis als Touristin ließen mich diesen unschlagbaren Preis bezahlen. Ich kann nicht leugnen, dass dieser erste Kontakt mit einem „Einheimischen“ mein Befinden und den Eindruck Chinas doch etwas trübte. Doch ich versuchte mich an vergangene Reisen zu erinnern und glaube, dass egal in welchem Land auch immer, solche Erfahrungen gerade zu Beginn dazugehören. Ab jetzt kenne ich mich mit der Währung und den typischen und landesüblichen Taxipreisen definitiv aus. ;-)
Ankunft an der Longyang Rd.
| © Juhmanah Kabbany
Die ersten Tage verbrachten die Mitpraktikantin und ich damit die Vielfältigkeit der Millionenmetropole zu entdeckten und uns an die kulturellen Unterschiede zu gewöhnen. Ich muss sagen, dass ich wirklich froh war, nicht alleine gewesen zu sein. Es war leichter gemeinsam angestarrt und von völlig fremden Menschen angesprochen und nach einem Foto gefragt zu werden. Alles keine heiklen oder gefährlichen Situationen – nur ungewohnt so aufzufallen, so „speziell“ zu sein!
Insbesondere über das chinesische Essen machte ich mir als Vegetarierin im Vorfeld viele Gedanken. Mit Händen, Füßen und einer guten Übersetzungsapp versuchte ich der rein chinesisch sprechenden Restaurantmitarbeiterin mitzuteilen, dass ich keinerlei Fisch und Fleisch esse. Und tatsächlich klappte es bisher ganz gut. Schnelles vegetarisches Essen „to go“ stellte sich jedoch bisher für mich als sehr schwierig, fast unmöglich, dar.
Die erste chinesische vegetarische Mahlzeit
| © Juhmanah Kabbany
Beim Erkunden von Shanghai war ich überwältigt von der Skyline „The Bund“. Sei es bei Tag oder Nacht, das Panorama strahlte sein ganz eigenes Flair aus. Für mich war es nicht wie New York oder eine andere pulsierende Metropole – komischerweise wirkten die unterschiedlichen Architekturen sehr beruhigend an dieser wuselnden und nie stillstehenden Uferpromenade.
Shanghais Hafenpromenade „The Bund“
| © Juhmanah Kabbany
Besonders bei Nacht genossen wir die Aussicht in zwei verschiedenen Rooftop Bars von Shanghai. Dabei kann ich „Kartel“ und „Captain Bar“ auf jeden Fall empfehlen. Trotz der nicht gerade günstigen Getränkepreise lohnt sich ein Besuch, um den Tag inmitten dieses lässigen Flairs und dem Leuchten der Gebäude Revue passieren zu lassen.
Ausblick von einer Rooftop Bar
| © Juhmanah Kabbany
In Shanghai erweiterte sich unsere „Mädelstruppe“ um zwei weitere Praktikanten des Goethe-Institutes. Wir haben uns bereits beim Ausreiseseminar kennengelernt und freuten uns, uns an einem solch spannenden Ort wiederzusehen. Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wie schnell sich tolle und interessante Freundschaften durch Auslandsaufenthalte und gemeinsame Abenteuer finden und entwickeln.
Ich bin gespannt wie meine und unsere Reise in China weitergeht und wie das Leben und der Alltag an der Praktikumsschule verlaufen. Eines ist ganz sicher – es bleibt spannend!
Unsere SCHULWÄRTS!-Truppe am Bund
| @ Juhmanah Kabbany