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Blog #5
Halbzeit – ein Resümee!

Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Zeilen etwas verspätet online zu lesen sein werden, doch jetzt gerade ist bei mir genau Halbzeit. Ich bin seit vier Wochen in China, habe etwa 20 Tage an der Schule und im Unterricht verbracht, hatte und habe immer mal wieder einen leichten bis mittelschweren Kulturschock und gewöhne mich trotzdem so langsam immer mehr an das Land. China ist für mich stets ein Auf und Ab. Mal liebe ich es hier zu sein, genieße die Momente, dann wiederum will ich mich nur ins Flugzeug setzen. Ich wünsche mir dann nichts sehnlicher als einen Flug ins Gewohnte, ein Reise dahin, wo ich mich normal fühle, wo ich verstanden werde und wo ich das essen kann, was mir wirklich schmeckt!

Um euch, oder vielleicht doch besser mir selbst, zu zeigen und bewusst zu machen, wie ich die Erfahrungen in China wahrnehme und verarbeite, möchte ich einfach einmal sammeln, was mir an dem Land, den Menschen und generell der Kultur gefällt und was mir nicht gefällt. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass sich meine Eindrücke nicht auf das gesamte riesige Land beziehen lassen, da die Regionen innerhalb Chinas kaum unterschiedlicher sein können. Außerdem werden meine Beschreibungen von subjektiven Erfahrungen, Erwartungen und Vorstellungen geprägt sein. Ihr wisst ja, China war nicht geplant oder gewünscht – ich sehe es vielmehr als Schicksal oder doch eher als persönliche Herausforderung an, hier zu sein. Trotzdem möchte ich euch mein Halbzeitresümee nicht vorenthalten.

Da es schöner ist, das Gute in Erinnerung zu behalten, fange ich einfach mal mit dem Schlechten an. Also, los geht’s!

Was mir an China nicht gefällt:

Angestarrt werden
In Deutschland oder auch auf meinen bisherigen Reisen war mir nie richtig bewusst, wie es sich wirklich anfühlt anders zu sein, nicht dazuzugehören oder ganz einfach gesagt, wie es ist, ein Ausländer zu sein. In China bin ich es tatsächlich das erste Mal. Mir wird täglich deutlich vor Augen geführt, dass ich anders bin, anders aussehe und ich mich anders verhalte. Für mich war es völlig neu, von Menschen minutenlang angestarrt zu werden, auch wenn ich selbst mit einem Lächeln und einem Xie´Xié (Hallo) reagiere, jedoch keine Reaktionen im Gegenzug erhalte. Solch ein Verhalten scheint für die Chinesen hier im Süden anscheinend normal – ich bin manchmal immer noch verunsichert und es macht mich immer noch in dem einen oder anderen Moment einfach traurig. Oft erlebe ich es, dass ich heimlich fotografiert oder heimlich bei Videotelefonaten mitgefilmt werde, dass Menschen im Bus lieber den freien Platz neben sich mit ihrem Rucksack besetzen, anstatt ihn mir freizumachen. Das wirklich kurioseste war jedoch, als ein kleiner Junge völlig ausflippte als er mich sah, er mich seiner Mutter zeigte und diese daraufhin ihre Freundinnen aus dem Laden holte. Alle standen sie nun da und schauten mir zu, wie ich auf einer Treppe saß und meinen Cappuccino trank. Keine lächelte. So müssen sich Tiere im Zoo fühlen! Durch all die Erfahrungen habe ich gelernt, es zukünftig anders und besser machen zu wollen. Ich weiß, dass auch ich länger schaue, wenn Menschen irgendwie anders sind oder sich nach meinem Empfinden komisch verhalten. Ein kleines Lächeln oder ein einfaches Nachfragen kann meiner Meinung nach so viele Barrieren oder Vorurteile abbauen.

Das Essen & die Essensmanieren
Enge Freunde, mein Freund oder auch meine Familie haben es schon vorhergesagt. Die Frage:  „Und was willst du da überhaupt essen?“, war definitiv berechtigt. Ich wusste ja, dass ich es als Vegetarierin schwer haben würde, aber dass ich viel größere Probleme mit dem Essen als Handlung selbst als mit der Auswahl der Produkte haben würde, hätte ich nicht gedacht. Extrem lautes Schlürfen ist hier für mich wirklich das kleinste Übel ;-). Die Chinesen, die ich kennengelernt habe, schmatzen unfassbar laut. Es ist völlig in Ordnung, beim Essen den Kopf halb im Teller zu versenken oder das, was einem nicht schmeckt, direkt wieder auszuspucken. Dabei wird kein Unterschied zwischen Kindern, Frauen oder Männern gemacht. Es geht hier um das Essen selbst und darum satt zu werden. Deshalb gibt es in China auch sehr wenige Restaurants, die schön beleuchtet oder einladend gestaltet sind. Hier wird oftmals noch nicht einmal die Jacke beim Essen ausgezogen. Bei grellem Licht wird schnell gegessen, anschließend über das Handy bezahlt und dann sofort das Lokal verlassen.
Ansonsten hat mich auch noch überrascht, dass in der Region Guangdong mehr Nudeln als Reis gegessen wird – was ich ebenfalls ziemlich schade fand, da ist ersteres definitiv den Nudeln vorziehe. Aber überhaupt ein paar fleischlose Gerichte gefunden zu haben, reicht eigentlich schon dafür aus, nicht mehr ganz so wählerisch zu sein. In der Schule besteht das Buffet zu 85 Prozent aus Fleisch und Fisch. Der Anblick von gekochten Hühnerfüßen und Fischköpfe samt Augen überrascht mich eigentlich auch nicht mehr. Leider verstecken sich selbst in den wenigen Gemüsegerichten winzig kleine Fleischstückchen. Wirklich in fast jedem Gericht ist Fleisch verarbeitet, auch wenn es nur die Brühe ist, in der das Gemüse gekocht wurde. Das, was wirklich täglich angeboten wird und für mich als Essen möglich ist, ist eine Art gekochter Kohl und Reis aufgepeppt mit etwas Sojasauce.  

Plastik
Okay, an dieser Stelle kann mich leider nicht zurückhalten. Ich kann den Konsum von Plastik in China nicht nur nicht leiden, ich hasse ihn, kann es nicht verstehen und muss gleichzeitig trotzdem mitmachen! Das Geschirr im Restaurant ist in Plastik eingepackt Das Geschirr im Restaurant ist in Plastik eingepackt | © Juhmanah Kabbany In Deutschland versuche ich mittlerweile immer mehr darauf zu verzichten und Wegwerf-Plastik zu verwenden. Beispielsweise trage  ich meine Jutebeutel mit zum Supermarkt oder ich kaufe kein abgepacktes Gemüse oder Obst mehr. Hier ist leider jedoch wirklich alles in Plastik verpackt. Jeder kleine, bereits in Plastik verpackte Joghurt, ist nochmals mit Plastik umwickelt und dazu befindet sich daran noch ein kleiner Strohhalm aus Plastik. Das ist aber eigentlich noch harmlos. Selbst Obst- und Gemüsestände haben jeden einzelnen Apfel in Plastik verpackt. Außerdem stehen die Chinesen anscheinend auf kleine Verpackungsgrößen, was den Plastikmüll noch deutlich verschlimmert. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der/die hier eine 1 Liter Milchpackung gekauft hat. Üblich sind 30 ml kleine Packungen, dort steckt man seinen Strohhalm reim und gibt von da einen Schuss Milch in den Kaffee. Absurd!


Metro oder Busfahren
Zuallererst muss ich wirklich anmerken, wie unglaublich gut das Metro- und Busnetz in Shenzhen, in Shanghai oder auch in Peking ausgebaut ist. Man kommt wirklich überall hin, und warten musste ich hier bisher auch nie länger als drei Minuten. Metrofahren in China Metrofahren in China | © Juhmanah Kabbany Wirklich nervenaufreibend sind jedoch für mich die Menschenmassen, die hier täglich befördert werden. Während meiner ersten Fahrt in der Metro wurde mir bewusst, wie viele Menschen in diesem Land leben und wie groß die Millionenstädte wirklich sein müssen. Außerdem wurde mir auch deutlich klar gemacht, dass unter der Erde ganz andere Regeln herrschen als beispielsweise auf der Straße oder in der Schule. In der Metro heißt es „Ellenbogen raus, sonst hast du verloren!“. Nein, angekommene Fahrgäste werden nicht zuerst aus der Bahn gelassen, man strömt hinein, komme was wolle. Die Hauptsache ist, mitgenommen zu werden und ein paar freie Zentimeter zu ergattern. Ich wurde insbesondere am Anfang häufig weggedrängt, nicht milde zur Seite bewegt und einfach auf dem Bahnsteig zurück gelassen. Obwohl ich mich erst überwinden musste, habe ich mittlerweile meine Höflichkeit abgelegt. Ich schaue nicht mehr nach rechts und links, bin schnell und wendig und springe einfach hinein – mit Erfolg! Das, was mir wirklich schwer fällt und auch nur je nach Tagesform möglich ist, ist das Ertragen der Enge. Zu bestimmten Zeiten ist es während der Fahrt kaum noch möglich seinen Kopf zu drehen oder geschweige denn einen Arm hochzuheben. Festgehalten wird man durch die eng aneinander stehenden Menschen. Verwunderlich ist, wie viele Chinesen dabei noch auf ihr Handy blicken und seelenruhig einen Film schauen können. Kaum einer hat seinen Blick nach oben gerichtet oder sucht Kontakt zu Mitmenschen. 

Shopping Malls
Versteht mich bitte nicht falsch. Grundsätzlich mag ich es, einkaufen zu gehen und Einkaufszentren gefallen mir auch. Hier in Shenzhen war ich von der Auswahl zunächst auch absolut begeistert. Doch bereits nach kürzester Zeit wendete sich diese Euphorie in ein Gefühl völliger Reizüberflutung. Wirklich überall, an jeder Metrostation, gibt es Shopping Malls. Meinen Hang dazu, ständig alles sehen zu wollen und jede Ecke zu entdecken, um bloß nichts zu verpassen, musste ich ganz schnell lernen unter Kontrolle zu bekommen. Für mich ist das Ganze hier zu viel. Zu viel Konsum, wieder zu viel Plastik, zu viel Kitsch und ich finde es einfach krass erschreckend, dass viele Chinesen das Shoppen selbst als ihr Hobby bezeichnen.
 
Umgang mit körperlichen Bedürfnissen
Ein letzter und wichtiger Punkt darf an dieser Stelle nicht fehlen. Das, was mich nach wie vor abschreckt und wodurch bei mir täglich ein Gefühl von Ekel und irgendwie auch Abneigung ausgelöst wird, ist der Umgang mit körperlichen Bedürfnissen. Es fängt bei den Kleinkindern an, die hier offene Hosen tragen, um ihr Geschäft unkompliziert, schnell  und einfach auf der Straße zu verrichten. Aus diesem Grund schaue ich mittlerweile beim Laufen eher auf den Boden als nach vorne! Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen und alles zu nennen, möchte ich nur ein weiteres Beispiel nennen. Menschen jeden Alters spucken hier sehr laut und ungeschönt auf die Straßen. Außerdem beobachte ich ständig wie frei und offensichtlich in der Nase gepopelt wird. Obwohl ich mich wirklich sehr zusammenreise, schaffe ich es leider nicht meine angeekelte Mimik unter Kontrolle zu kriegen, sie zu verbergen. Tatsächlich ist das aber alles hier auch so normal, dass meine Reaktion überhaupt niemanden auffällt.


Was mir an China gefällt:
 
Die Schule
Die Schule hier in Shenzhen gibt mir das, was ich noch am Anfang niemals erwartete und glaubte. Ich habe hier ein Stückchen Normalität gefunden, konnte mir meinen kleinen Alltag aufbauen und das Wichtigste für mich ist, ich fühle mich in diesem Umfeld nicht mehr so anders,  da ich Tag für Tag ein bisschen mehr dazugehöre. Wenn ich über den Campus laufe werde ich zwar noch immer angeschaut und Schülerinnen und Schüler kichern weiterhin in ihren Grüppchen. Der Unterschied ist aber, dass sie mich mittlerweile immer anlächeln oder mich mit einem freundlichen „Hello teacher“ begrüßen. Noch viel rührender und süßer ist es, wenn ich merke, dass eine/r ein paar Minuten überlegt, ob er/sie mich ansprechen soll und was man zu mir sagen könnte. Teilweise sind die Jugendlichen hier so aufgeregt mit mir zu sprechen, dass ich sie am liebsten in den Arm nehmen würde.
Noch deutlich mehr schätze ich aber, wie sich das Verhalten der Lehrkräfte oder anderer Mitarbeiter der Schule verändert hat. Die ersten Tage wurde ich komplett wie Luft behandelt, niemand sah und sprach mich an, keiner schien sich so richtig für mich zu interessieren oder sie waren einfach nicht in der Lage mit mir auf Englisch zu kommunizieren. Ich war selbst überrascht davon, dass ich mir das Ganze nicht so zu Herzen nahm. Schließlich wusste ich ja bereits, dass das Zwischenmenschliche hier in China etwas anders und distanzierter abläuft. Außerdem war ich, glaube ich, so mit meiner Klasse und meinem Unterricht beschäftigt, dass für negative Gefühle dadurch einfach kein Platz war. Heute weiß ich das Verhalten etwas anders einzuschätzen. Ich bin mir sicher, dass hinter diesem scheinbaren Desinteresse einfach etwas Unsicherheit steckt. Ich glaube, die chinesischen Lehrkräfte beobachten gerne zuerst, brauchen Zeit zum Warmwerden, aber nehmen doch alles und mich wahr. Mittlerweile werde ich hier überall immer freundlich begrüßt und angelächelt. Es kommt sogar vor, dass sich jemand in der Mensa neben mich setzt und sich große Mühe dabei gibt, alle englischen Vokabeln aus dem Gedächtnis zu kramen, um ein paar Worte mit mir wechseln zu können. Insbesondere nach diesem kühlen Start hier an der Schule, schätze ich jede kleine Geste sofort. Noch viel witziger ist doch die Entwicklung des Verhältnisses zu den Sicherheitsmännern. Diese haben mich wirklich zu Beginn mehr als böse angeschaut, sie haben keine Miene verzogen, schauten fast durch mich hindurch und manchmal war ich selbst davon überraschst, dass sie mich so überhaupt wieder auf das Gelände ließen. Ich glaube der Wendepunkt muss in der dritten Woche gewesen sein! Ihr müsst wissen, dass sich nicht nur an den Ein- und Ausgängen Sicherheitskräften befinden, auf dem gesamten Campus laufen und fahren sie herum und checken die Lage. Wirklich so gut wie jeder von Ihnen begrüßt mich mittlerweile mit einem deutschen „Hallo“ und lächelt mich an. Selbst aus weiter Entfernung, wenn mit Kopfhörern in den Ohren auf dem Sportplatz laufe, werde ich aus 100 Meter Entfernung begrüßt. Ich weiß nicht was es war, wie ich mich verhalten habe, aber es scheint richtig gewesen zu sein ;)
Ansonsten liebe es, hier die Möglichkeit zu haben, täglich meinen Sport zu machen, frei in meinem Unterricht zu sein, mich ausprobieren zu können und immer genug zu tun zu haben, sodass mir bisher niemals langweilig wurde.

Das Sicherheitsgefühl
Durch die vielen Sicherheitskräfte auf dem Schulcampus kann man sich hier wirklich zu jeder Tages- und Nachtzeit sicher fühlen. Doch überraschenderweise habe ich mich auch bisher auf meiner Reise in den verschiedenen Städten Chinas niemals unsicher gefühlt, obwohl ich so häufig angestarrt werde. Doch diese Blicke hatten komischerweise nie etwas Bedrohliches an sich. Mit dem Hintergrundwissen, dass selbst in den kleinsten Straßen Kameras angebracht sind und an jeder Metrostation ebenfalls mehrere Sicherheitskräfte arbeiten, fühle ich mich, auch wenn ich allein reise, unglaublich sicher. Mir ist bewusst, dass dieses Überwachsungssystems auch kritisch zu hinterfragen ist, ich möchte es an dieser Stelle jedoch nicht tun.
 
Taxi fahren
Auch das nervige Metrofahren kann durch eine Fahrt mit dem Taxi kompensiert werden. Ist man gut vorbereitet, hat die Zieladresse auf Chinesisch dabei und achtet darauf, dass das Taximeter gleich zu Beginn angeschaltet wird, ist das Taxifahren wirklich unglaublich einfach, komfortabel und günstig. Eine 30 minütige Fahrt von etwa 16 km kostet hier nicht mehr als 3 Euro!
 
Die chinesische Mauer
Ich auf der chinesischen Mauer Ich auf der chinesischen Mauer | © Juhmanah Kabbany Ebenfalls überraschend war, wie gut mir die chinesische Mauer gefiel. Bei einem Kurztrip in Peking erwartete ich nicht so viel, als ich den Besuch des angeblichen „Must see“ plante. Doch ich war von dem Anblick unfassbar überrascht und gefesselt. Wäre es nicht so unglaublich kalt und wären wir nicht auf die letzte Abfahrt der Busses zurück in Stadt angewiesen gewesen, hätten wir wahrscheinlich noch einige Stunde mehr darauf verbracht. Die unglaubliche Weite und Länge dieses Weltkulturerbes sind extrem faszinierend. Dass manche Abschnitte auf der Strecke konditionell dazu noch wirklich heraufordernd sind, hat mich als Sportbegeisterte dann noch mehr überzeugt. :)

Die chinesische Zurückhaltung
Na klar, die chinesische Zurückhaltung und scheinbare starke Introvertiertheit war für mich ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Ich weiß nie, ob ich mich richtig verhalte, ob man mich mag oder wie ich auf andere wirke. Auch weiß ich nicht so richtig, wie ich die Zusammenarbeit mit meiner betreuenden Lehrkraft einschätzen kann. Sie zeigt und sagt mir nicht, was ich gut mache, äußert aber auch rein gar nichts Negatives. Zwischenmenschlich, würde ich sagen, liegen einfach Welten zwischen der östlichen und westlichen Kultur. Meine anfängliche Unsicherheit und mein vorsichtiges Herantasten haben sich so langsam in so etwas wie Gleichgültigkeit verwandelt. Beispielsweise treiben die Schülerinnen und Schüler und auch Lehrkräfte trotz der hohen Temperaturen in langer Kleidung Sport. Ich wollte mitmachen, mich anpassen und quälte mich mit meiner langen Sporttight in die prallende Sonne und machte mein Workout – ich wäre fast kollabiert. Mir war dies viel zu heiß! Seitdem bewege ich mich nur noch in kurzer Hose und Top auf dem Platz und falle natürlich unglaublich auf. Bisher hat niemand etwas gesagt. Auch auf Nachfrage ob dies in Ordnung sei, bekam ich nur ein „Okay ist das“ als Antwort. Irgendwie habe ich schon das Gefühl, es ist nicht ganz richtig, aber in diesem Fall nutze ich einfach mal die Höflichkeit und Indirektheit aus und handele ganz nach meinem eigenen Bedürfnis.
 
Milktea
Heißer Tee mit Frischkäse! Heißer Tee mit Frischkäse! | © Juhmanah Kabbany Müsste ich mich morgens zwischen Kaffee oder Tee entscheiden, würde ich zweifelsohne für Ersteres tendieren. Seit China ist jedoch der sogenannte Milktea mein unschlagbarer Favorit. Überall, an jeder Ecke, gibt es diesen schwarzen Tee, der mit schäumender Milch aufgegossen wird. Er erinnert mich irgendwie an meine Heimat und die Teekultur in Ostfriesland. Hier schmeckt es mir aber noch viel besser – ich denke es muss die Qualität des Tee seins oder einfach nur der heimlich zugesetzte Zucker, den ich eigentlich immer bewusst abbestelle?! J Auf jeden Fall habe ich gehört, dass diese Art Tee zu trinken bei der jüngeren Generation in China absolut angesagt ist. Die hippste und an jeder Ecke zu findende Kette für den milchigen Tee ist Hey Tea! Meiner Meinung ist das, was dort verkauft wird, dann aber doch ein Stück zu „fancy“. Eines Abends freute ich mich mal wieder unglaublich darauf einen Milktea in der Stadt zu trinken. Ich bestellte den Besteller des Ladens und dachte die Beliebtheit lässt sich bestimmt auf den besonderen Geschmack des Tees zurückführen, der hierfür verwendet wurde. Falsch gedacht – auf meinem heißen Tee lag eine 4 Zentimeter hohe Schicht Doppelrahmfrischkäse. Jegliche Versuche, den heißen Tee unter der Masse separat zu trinken, scheiterten. Ich konnte es nicht glauben, wie alle Leute um mich herum diese fettige Flüssigkeit mit vollem Genuss tranken. Ich gab dem Ganzen drei kräftige Schlucke, musste doch aufgeben und mache seitdem einen riesigen Bogen um „Hey Tea“.

Feiern
Meine Freunde von Zuhause wissen, dass ich in „jüngeren Jahren“ beim Feiern gerne mal über die Strenge schlug und etwas zu lange blieb. Mittlerweile ziehe ich am Wochenende doch eher einen gemütlichen Abend vor, gehe früh ins Bett, um morgens fit und sportlich in den Tag zu starten. Ich muss ehrlich zugeben, hier in China durfte ich ein kleines Réunion meiner „Partypersönlichkeit“ erleben. Aus den Clubs in China, in denen ich war, kann ich nur eine unglaublich gute und positive Atmosphäre berichten. Die Menschen waren zu mir und meinen Freundinnen stets super freundlich, zugewandt und sehr interessiert. Dabei waren sie jedoch niemals aufdringlich. Wir wurden hier bisher wie VIPs behandelt, mussten nie einen Eintritt oder ein Getränk bezahlen und rein visuell bekommt man hier in einer Nacht unglaublich viel geboten. Die Getränke schmecken, die Musik ist super und besonders gut finde ich, dass hier alle Bereiche, auch die Toiletten, die ganze Nacht immer mal wieder gereinigt werden. Es ist schon ganz schön witzig,  wenn beim Tanzen jemand auf einmal mit einen Besen neben dir den Boden fegt!  
Feiern im „Mix-Club“ in Peking Feiern im „Mix-Club“ in Peking | © Juhmanah Kabbany
Die SCHULWÄRTS!-Mädels
Die wirklich größte Unterstützung bei allen kulturellen Herausforderungen und Erfahrungen auf meiner Reise bieten mir meine Freundinnen und Mitpraktikantinnen von SCHULWÄRTS!. Von Andrea habe ich bereits berichtet, aber mittlerweile hat sich ein Vierergespann, ein Team und richtige Freundschaft entwickelt. Laura und Vera unterrichten an Schulen in Shanghai und Qingdao. Leider liegen zwischen uns Vieren viel zu viele Kilometer und einige Flugstunden. Trotzdem versuchen wir uns an einigen Wochenende zu treffen und planen gemeinsame Trips. In der Zwischenzeit schreiben wir mehrmals täglich in unserer WeChat Gruppe (das ist das chinesische WhatsApp) und berichten von unseren Sorgen, positiven Erlebnissen, helfen uns bei der Unterrichtsvorbereitung und sind einfach füreinander da. Ich denke diese sehr intensive Freundschaft konnte dadurch so schnell entstehen, da wir diese neue Kultur und alle Probleme gemeinsam erleben und bewältigen. Die Mädels sind mit mir in dieser unbekannten Welt, keine Zeitverschiebung stört unsere Kommunikation und sie verstehen genau, wovon ich rede, weil sie für die gleiche Sache hier sind!

© Juhmanah Kabbany
Die SCHULWÄRTS!–Truppe!

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