Blog #3
Zagazig und Archäologie
Auch in Zagazig gibt es viele archäologische Funde. Ein interessanter Fundort ist Tell Basta. Diese Ruinenstadt war einst die antike Stadt Bubastis. Mittlerweile steht dort ein eigenes Museum, das sowohl eine Freilichtausstellung als auch die Überreste des Tempels zur Ehrung des Götting Bastet umfasst. Dieser Tempel war der Hauptkultort dieser Göttin, die in Katzengestalt dargestellt wurde. Daher gibt es auch in der Nähe des Tempels eine Anlage, in der damals Katzenmumien begraben worden sind.
Detail eines Steines
| © Katharina Meyn
Die Überreste des Temples der Bastet liegen auf dem Gelände verteilt, aber der ursprüngliche Verlauf des Tempels lässt sich aufgrund der morphologischen Beschaffenheit des Bodens sogar noch erkennen. Eigentlich sind fast alle Überreste mit Reliefen versehen. Natürlich befinden sich auch viele Säulen und weitere Gebäudeteile auf dem Gelände, zudem werden durch Archäologen explizit Keramikteile untersucht, gesammelt, sortiert und kartiert.
Die unterschiedlichen Gebäudeteile lassen sich natürlich einordnen, so habe ich einen Teil einer Decke gesehen, die komplett mit eingehauenen Sternen übersäht war. Früher war diese Decke gefasst, das bedeutet, sie war gefärbt und hatte somit ein anderes Aussehen als heute. Da ich ausgebildete Steinbildhauerin bin, haben mich diese Gebäudeteile und auch die Skulpturen im Freilichtmuseum wirklich fasziniert. Die Werke, welche in den roten Granit gehauen worden sind, haben mich am meisten beeindruckt. Ich habe einmal in einem ähnlichen Material gearbeitet und ich kann euch sagen, dieser Stein ist fies. Er ist hart, splittert, reißt an Stellen Stücke heraus, an denen man es nicht erwartet und ja, er ist so unglaublich grob, ich mag mir gar nicht vorstellen wie aufwendig und aufreibend das Schleifen und letztlich sogar das Polieren des Steines gewesen sein muss.
Die Fahrt von New Cairo nach Zagazig war sehr interessant, da ich endlich mal die Wüste sehen konnte. Es scheint so, als sei die Wüste direkt vor den Toren Kairos sehr verdichtet und hart: So stehen teilweise bis zum 1. Stock hoch „Sandwände“ direkt an den Straßen. Doch auf dem Weg nach Zagazig, an der Autobahn entlang, liegen sehr sandige Wüstenpassagen, die genauso aussehen, wie man sich eine Wüste in seiner klischeehaftesten Vorstellung vorstellt. Dann, und das kommt wirklich unglaublich plötzlich, wechselt das Landschaftsbild von sandgelb auf roggengrün. Plötzlich lassen sich aus dem Autofenster Felder und Wiesen erkennen. Hier arbeiten Menschen, Esel ziehen Karren und als wir (der Uber Fahrer und ich) auf einer Straße fuhren, die an mehreren Wohnhäusern entlangführte, wurde zur rechten Straßenseite gerade ein Kamel auseinandergenommen. Ein Teil des Kamels hing, vermutlich an einem Haken, vor dem Haus. Der Hals samt Kopf des Kamels lehnte gegen einen Stuhl und die Zunge des Tieres hing aus dem Maul hinaus. Zum Glück war in Deutschland bereits viel auf dem Land unterwegs und kenne daher das Schlachten von Kälbern oder das Ausnehmen von Rehen, sonst hätte ich mich wahrscheinlich vor dem toten Kamel erschrocken.
Auf dem Weg zum Museum ist der Uber Fahrer leider falsch abgebogen und wir fuhren über einen Sandweg. Links und rechts sah es so aus, als wären dort Grabungen gelaufen. Es gab tiefe Schächte, die meistens Hufeisenförmig verliefen. Ich war irgendwie verwundert, weil mir dieses Bild der „Grabungen“ bekannt vorkam, aber ich kam dann einfach nicht drauf, woran mich diese hufeisenförmigen Anlagen erinnerten. Die Erinnerung kam wieder, als wir plötzlich vor der Durchfahrt zu einer militärischen Anlage standen und wir Übungsschüsse hörten. Da wurde mir bewusst, dass die vermeintlichen Grabungsanlagen nach militärischen Übungsplätzen aussahen. Dank eines Telefonates konnte der Uber-Fahrer aber doch noch den richtigen Weg finden.