Blog #4
Na shledanou, Liberec!
Das ist Tschechisch und bedeutet auf Wiedersehen! Ich sitze nämlich schon wieder im Zug. Dieses Mal Richtung Heimat. Die Zugfahrt verbringe ich damit, mein Praktikum nochmal Revue passieren zu lassen.
Deutsch als Fremdsprache
Klar war Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache ein Pflichtmodul in meinem Master. Doch alles, was ich dazu vor dem Praktikum wusste, war Theorie. Hinzu kommt, dass ich alle meine praktischen Lehrerfahrungen an weiterführenden Schulen in Deutschland gesammelt habe. Das heißt, die Schüler*innen wussten bereits, wie man einen Satz bildet und ob es die Tafel, das Tafel oder der Tafel ist. Deutsch als Fremdsprache war somit ein recht unbetretenes Terrain für mich. Umso spannender war es deshalb, den Unterricht in der Praxis zu sehen.
Was mir als erstes auffiel, war das Deutschniveau der Schüler*innen. Ich hatte an den Englischunterricht während meiner eigenen Schulzeit zurück gedacht und dementsprechend ein höheres Niveau erwartet. Dabei hatte ich jedoch nicht bedacht, dass Tschechisch zu den slawischen Sprachen zählt. Die Unterschiede der beiden Sprachen fangen daher schon beim Alphabet an. Das Tschechische umfasst nämlich statt 26 34 Buchstaben. Deutsch für tschechische Lerner*innen stellt somit eine viel größere Herausforderung dar, als mir bewusst gewesen ist.
Trotz des Sprachniveaus und obwohl die Lehrkräfte im Unterricht häufig Tschechisch sprachen, habe ich selber Unterrichtsstunden durchgeführt, die ausschließlich auf Deutsch stattgefunden haben. Natürlich gab es hier und da einige Verständigungsschwierigkeiten und manchmal bedurfte es mehrfacher Erklärungen. Doch spätestens mithilfe von Wörterbüchern konnte eigentlich jedes Problem gelöst und der Unterricht fortgesetzt werden. Was mir dabei auch klar wurde: Sprechen erfordert Mut. Denn gerade in den Anfängen passieren dabei Fehler. Damit sich die Schüler*innen getraut haben, etwas auf Deutsch zu sagen, habe ich versucht, ein wohlwollendes Unterrichtsklima zu schaffen. So hoffe ich, dass die Schüler*innen davon profitieren konnten, mit einer Muttersprachlerin zu sprechen und ihnen gleichzeitig auch die Scham vor dem Sprechen mit mir genommen werden konnte.
Ein letzter Gang ins Klassenzimmer
| © Lea Dropmann
Leben in Tschechien
Ich habe in einem vorherigen Blogpost schon kleinlaut zugegeben: Ich habe Tschechien unterschätzt. Das Land hat weitaus mehr zu bieten, als Prag und günstiges Bier. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation sind die Reisemöglichkeiten und Freizeitaktivitäten natürlich ein wenig eingeschränkt. Dennoch habe ich das Gefühl, einen guten Eindruck von Land und Leute gewonnen zu haben. Die es mir übrigens beide, also Land und Leute, wirklich angetan haben. Zudem sind die Lebenshaltungskosten deutlich günstiger als in Deutschland. Mein Zimmer im Studentenwohnheim, das ich mir mit einer anderen jungen Frau geteilt habe, kostete zum Beispiel nur 150€, das Mittagessen in der Schulkantine 2,50€, eine Busfahrt quer durch die Stadt 0,80€ und ein großes, frisch gezapftes Bier weniger als 1,50€. Man kann es sich also auch mal gut gehen lassen. Obwohl Tschechien zu Beginn nicht mein Wunschland war, kann ich ein Praktikum dort also nur wärmstens empfehlen.
Eine letzte Wanderung
| © Lea Dropmann