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Blog #4
Ein typischer Praktikumstag

Ein typischer Praktikumstag begann mit meinem Schulweg, der ungefähr acht Minuten dauerte und über eine sehr stark befahrene vierspurige Straße führte, welche ich nach ein paar Wochen sehr souverän zu überqueren gelernt hatte.

An der Schule angekommen schaute ich zuerst im Lehrerzimmer vorbei, um zu sehen, ob es irgendwelche Ausfälle oder Verschiebungen gab. Wenn ich früh genug dort war, machte ich noch einen Abstecher auf die Dachterrasse, um mir die Morgengymnastik anzuschauen, zu welcher sich die gesamte Schule auf dem Sportplatz versammelte.

Morgengymnastik © Lara Grobshäuser Ansonsten begann meine erste Stunde um 8:55 Uhr. Kurz davor kam ein Schüler oder eine Schülerin in das Lehrerzimmer, der oder die mir automatisch Huis portables Mikrophon, das Deutschbuch und den Laptop in das Klassenzimmer trug und letzteren gleich an den Bildschirm anschloss. Was für ein Service! Ich begrüßte die Klasse mit: „Guten Morgen, liebe Schülerinnen und Schüler!“ und die Klasse antwortete im Stehen: „Guten Morgen, Frau Lara“. Ich fragte: „Wie geht’s?“ und die Schüler*innen antworteten: „Danke, gut und dir?“. Ich wiederum: „Danke, auch gut. Setzt euch.“. Manchmal vergaß ich ausversehen die Frage, wie es ihnen gehe und selbst dann sagten die Schüler*innen von sich aus: „Danke, gut und dir?“.

Um 9:40 Uhr ging es für die Schüler*innen mit der Augengymnastik weiter und ich ging in einem der an die Schule angrenzenden Läden frühstücken, da ich nun ein oder zwei Freistunden hatte. Entweder holte ich mir Baozi, eine Art Dampfnudel mit Füllung oder meinen persönlichen Favorit: Nudelsuppe mit Sojamilch.

Mein Lieblings-Frühstück Mein Lieblings-Frühstück | © Lara Grobshäuser Von 11:05 bis 11:50 Uhr hielt ich meine nächste Stunde. Danach aß ich Mittag in der Schulmensa. Nach dem Mittagessen ging ich nach Hause, da sich nun alle Lehrer*innen im Lehrerzimmer in Feldbetten zum Mittagsschlaf hinlegten.

Essen in der Mensa © Lara Grobshäuser Um 15 Uhr ging es wieder in die Schule für eine weitere Unterrichtsstunde. Je nach Wochentag hatte ich am Nachmittag noch eine Freistunde, in der ich mich ins Lehrerzimmer setzte und den Unterricht für die folgenden Tage vorbereitete. Im Lehrerzimmer schauten auch immer wieder Schüler*innen vorbei und fragten, ob ich ihnen mit Deutsch-, Englisch-Hausaufgaben oder Übersetzungen helfen könne. Häufig kam auch sehr spontan eine Lehrerin oder ein Lehrer zu mir und fragte, ob sie oder er den Unterricht am selben oder am nächsten Tag mit mir tauschen könne. Nach der letzten Stunde ging ich dann nach Hause. An manchen Abenden hielt ich noch Zusatzstunden für die A1-Prüflinge oder half bei Wettbewerben und Schulveranstaltungen mit. Ich hatte mich nach ein paar Wochen daran gewöhnt, dass Termine sehr spontan geplant wurden und man sich immer darauf einstellen sollte, dass noch ein Termin für den Abend auftauchen konnte oder der Stundenplan für den nächsten Tag nochmal komplett umgestellt werden konnte.

Ab Dezember übernahm ich auch einmal pro Woche den English Corner, in welchem einmal pro Woche eine Stunde englische Konversation zu einem bestimmten Thema geübt wurde. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Es waren besonders interessierte Schüler*innen und die Klassengröße war mit 20 Schüler*innen sehr angenehm.

Kleine Überraschungen

Plakat zum English Corner © Lara Grobshäuser Für den ersten English Corner hatte ich das Thema Family vorbereitet. Wir sprachen eine Stunde lang über Familienmitglieder und die Schüler*innen machten gut mit. Einen Tag später kam ich morgens in das Schulgebäude und sah auf einmal ein Plakat mit den Überschriften English Corner und Family. Eine Schülerin oder ein Schüler hatte wohl ein Plakat zu unserer gestrigen Stunde gestaltet. Interessiert schaute ich mir das Plakat an und stellte verwundert fest, dass der Text auf dem Plakat zwar aus englischen Wörtern bestand, diese aber überhaupt keinen Zusammenhang oder Sinn gemacht haben. Der Text bestand aus total willkürlich erscheinenden englischen Satzfetzen. Ich weiß bis heute nicht, was für ein Gedanke dahinter steckte. Aber irgendwie hatte ich mich daran gewöhnt, manche Dinge schmunzelnd einfach nicht weiter zu hinterfragen. Ich wusste auch nicht, wen ich fragen sollte, da meine Ansprechperson Ruby nicht für den English Corner zuständig war, und mit der Lehrerin, die zuständig war, hatte ich nur hin und wieder organisatorischen Kontakt über WeChat.

Plakat zum Wintercamp © Lara Grobshäuser Mitte Januar geschah mir eine ähnliche Situation: Eines Morgens entdeckte ich im Schulflur ein großes Plakat, auf dem tatsächlich unter anderem mein Gesicht abgedruckt war! Neben meinem Gesicht waren auch die der anderen Foreign Teachers Alexis, Chris und Michal abgedruckt. Mir wurde klar, dass es sich um unsere WeChat-Profilbilder handelte. Sogar Michals Katze hatte es auf das Plakat geschafft, da sie zusammen mit ihm auf seinem Profilbild zu sehen war. Bis auf die Aufforderung „Come on, Join us!“  war das Plakat auf Chinesisch und ich fragte mich, für was für ein Projekt ich denn hier gerade mit meinem Gesicht werbe.

Erst am Nachmittag wurde ich von Ruby aufgeklärt, dass kommendes Wochenende – das letzte Wochenende vor den Ferien – das sogenannte Wintercamp an der Schule stattfinden sollte. Dort wurden für die Schüler*innen verschiedene Aktivitäten wie Sportarten, Kochen oder Spiele angeboten. Auf dem Plakat wurde damit geworben, dass die Foreign Teachers Englisch-Stunden halten werden. Also hielt ich am Wintercamp gemeinsam mit den anderen Foreign Teachers Englisch-Unterricht  und half außerdem noch beim Dumplings-Kochkurs mit. Es war schön, die Schüler*innen zum Abschied nochmal außerhalb des Unterrichts zu sehen und die Dumplings waren sehr lecker.

Dumplings-Kochen © Lara Grobshäuser

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