Blog #2
Zeit zum Nachdenken
1) Sich einnisten
Die Anreise war anstrengend. Und damit meine ich nicht nur die tatsächlich zurückgelegten Kilometer, das Umsteigen, die Aufregung, das Koffer-Schleppen; nein, auch die Vorbereitung auf das große, dreimonatige Abenteuer haben viel Zeit und Nerven gekostet. Alles sollte organisiert und geregelt sein, bevor man Deutschland verlässt, und zusätzlich die täglich steigende Nervosität; das ist eine nicht zu unterschätzende Belastung. Dann, schneller als erwartet, ist man angekommen in Norwegen in der Quarantänewohnung und statt der Tage andauernden Hast - plötzlich Stillstand. Und ausruhen. Und ganz in Ruhe und ohne Eile alles auspacken, die Wohnung in Beschlag nehmen und sich einrichten. Einen gemütlichen Ruhepol für die kommenden Monate schaffen.
2) Hilfe suchen und annehmen
COVID-19 stellt einen vor einige Herausforderungen bei der Ankunft in einem anderen Land, z.B. wenn Flüge annulliert werden, weil kaum noch jemand fliegt. Dann ist es von Vorteil eine Ansprechperson zu haben, die einem im Notfall helfen kann (und dabei ist eine gute Kommunikation mit den betreuenden Lehrer*innen vor Ort eine große Hilfe). Auch Einkaufen geht nicht einfach ohne weiteres, aber Lebensmittel für zehn Tage mitzubringen, ist auch nicht ideal. Was also tun? Um Hilfe fragen - und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit größter Umsicht und Herzlichkeit ver- und umsorgt wurde!
3) Strukturieren
Dem Tag eine klare Struktur zu geben, hilft natürlich nicht nur bei einem Quarantäne-Aufenthalt im Ausland! Es tut gut zu wissen, dass man sich einen geordneten Alltag schaffen kann auch ohne die Wohnung zu verlassen.
4) Beobachten
Es ist natürlich schade, dass man nicht direkt eintauchen kann in das (norwegische) Leben draußen vor der Tür. Es bleibt nur die Möglichkeit, aus dem Fenster zu schauen (wie die neugierigen Nachbarn zuhause). Und tatsächlich, wenn man das ab und zu macht, bekommt man doch einiges mit. Zusätzlich man wird meteorologisch versierter - ich kann jetzt an den Wolken erkennen, in wie vielen Minuten es beginnen wird zu regnen.
5) Lernen
Endlich hat man Zeit das zu tun, was man immer aufgeschoben hat! Erste Schritte im Norwegischen versuchen oder auch einer anderen Sprache. Sich weiterbilden im DaF-Bereich, wobei das Goethe-Institut eine große Hilfe ist, oder einfach mal eine Fertigkeit erlernen, die man immer schon einmal können wollte. Möglichst lange die Luft anhalten oder Handstand oder rückwärts sprechen oder… der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Jetzt ist die Zeit dafür!
6) Seine Möglichkeiten nutzen
Zu meinem Glück ist es mir in der Quarantäne in Norwegen (bei Symptomfreiheit) gestattet, die Wohnung für Spaziergänge zu verlassen. Die Bewegung ist notwendig und tut gut. Deswegen sollte jeder Moment, in dem auch das Wetter mitspielt, genutzt werden um die wunderbare Natur zu erkunden. Und dafür muss man hier nicht weit wandern - das Meer ist gleich um die Ecke. Weite, einsame und leere Strände, verlassene Pfade, dunkle Wälder mit versteckten kleinen Brücken über verwunschene Bäche. Noch besser, wenn man außerdem noch ein Fahrrad zur Verfügung hat - dann kann man sogar noch entlegenere Orte entdecken.
7) Freunde kontaktieren
Kontakt zu seinen Freunden zu halten ist wohl ein offensichtlicher Rat. Was aber bei einem SCHULWÄRTS!-Praktikum außerdem noch möglich ist: sich mit anderen Stipendiat*innen und Praktikant*innen zu vernetzen. Man kann sich über Erfahrungen mit denen austauschen, die auch schon im Ausland sind oder diejenigen informieren, die bald nachfolgen wollen. Auch Kontakt mit Alumni ist möglich.
8) Neue Unterrichtswege gehen
Wenn man nun die Gastschule noch nicht betreten darf, so ist es trotzdem schon möglich, sich in den Unterricht einzubringen. Indem man etwa an die zukünftigen Schüler*innen einen Brief schreibt, den Unterricht schon einmal vorbereitet oder auch ein Video aufnimmt. Dadurch bekommen nämlich auch die Schüler*innen eine Vorstellung von der Person, die da bald an ihrer Schule auftauchen wird.
9) Schreiben
Wollte ich nicht schon immer einmal einen Roman schreiben? Oder einen Gedichtzyklus? Immerhin ein kleiner Blog ist es bis jetzt geworden. Ein Reisetagebuch schadet auch nie.
10) Sich mental vorbereiten
Einfach mal nachdenken ist auch nicht schlecht. Aufregende Wochen stehen bevor, bestimmt wird es auch ab und zu anstrengend. Jetzt ist genügend Zeit und Muße vorhanden, um sich bereit zu machen für das, was kommt! Nun lässt sich die eigene Einstellung gegenüber dem Neuen festigen: die Offenheit für das Andere, das Interesse und die Freude darauf, aktiv zu werden!