Blog #8
Da fährt ein Bus
Kiew ist – ob mit oder ohne Bus – immer eine Reise wert!
„Vielleicht weil's so einfach ist,
Kommt's, dass man so leicht vergisst.
Egal wohin ich will, da fährt ein Bus.
Muss da nur rein und sitzen bleiben bis zum Schluss
Erst geht es steil bergauf, danach steig ich aus,
geh das letzte Stück zu Fuß.
Denn egal wo ich auch bin, es gibt ’nen Weg
Er wird dort solang sein bis ich ihn geh
Egal wohin, ich komm dahin,
Wie genau, werd ich schon sehen.“
Mark Forster
Als ich dieses Lied von Mark Forster im Zuge meiner Unterrichtsvorbereitungen hörte, musste ich ein bisschen lachen, weil damit bei meinem Halbtageserlebnis in Kiew der Nagel so ziemlich auf den Kopf getroffen wurde. Als ich Odessa verließ, hatte ich aufgrund des frühen Fluges die Möglichkeit, noch einen halben Tag in Kiew zu verbringen, bevor mein Zug in Richtung Charkiw fahren würde.
Bisher hatte ich doch immer Glück mit den Bussen...
Ich kam in Kiew an und es war – wie so oft – kalt. Da ich etwas Zeit hatte, dachte ich mir, ich könne auch einfach den Bus nehmen. Zuvor schaute ich noch, welcher Bus mich vom Flughafen schnellstmöglich in die Stadt fahren würde. Ich wartete sehnsüchtig…so ungefähr zehn Minuten (zugegeben, das ist jetzt wirklich keine lange Zeit, aber wie schon erwähnt: es war kalt und ungemütlich und überhaupt).
Mein Plan war einfach auszusteigen, sobald ich ein Metroschild entdecke. In Odessa hatte das mit dem Busfahren so prima geklappt. Da wartete ich zwar nicht auf Metroschilder (die gibt es nämlich in Odessa nicht), sondern darauf, dass ganz viele Menschen ausstiegen, denen ich mich dann anschließen konnte, und damit fuhr ich – im wahrsten Sinne des Wortes – immer gut. Das Problem in Kiew war nur, dass ich nicht nur kein Metroschild entdeckte, sondern dass zudem zwar immer viele Menschen aus-, aber auch ebenso viele zustiegen, und ich daher nicht so ganz ausmachen konnte, ob der Platz jetzt wichtig ist oder eben nicht.
Irgendwann hopste ich einfach, gut bepackt mit meinem Rucksack, aus dem Bus. „Google Maps wird es schon richten!“, dachte ich mir. Ich war auf der Suche nach der Stephanskirche, wollte mir im Anschluss die Universität anschauen und schließlich den Nachmittag im Kunstmuseum ausklingen lassen. So weit, so gut. Ich verlief mich natürlich prompt. Bei meinem Orientierungssinn kann auch manchmal Google Maps nicht mehr viel retten.
Swjato Michailiwskii Solotowerchii Monastir
| © Sabrina Bank
Pralinen zum Frühstück
Ich trottete so die Straßen entlang, packte mein Handy in die Tasche, um mir die Hände zu wärmen und stand plötzlich vor einem meinen Lieblingscafés: Lwiw Chocolate. Das kam mir wie gerufen. Es gab neben WLAN auch heißen Kakao und Pralinen zum Frühstück. Nachdem ich die Karten nun ausführlich analysierte, stellte ich fest, dass all die Plätze, die ich zu sehen gedachte, fußläufig etwa fünf Minuten von mir entfernt waren. Wie prima! Es ist eben doch oft einfacher, als man denkt.
Als Judith mich später besuchen kam, verbrachten wir nochmal ein Wochenende in Kiew. Diesmal fuhren wir zwar nicht Bus, sahen aber die Sophienkathedrale, das Michaelskloster, den Weihnachtsmarkt (inklusive Pinguin), das Goldene Tor, den Maidan (diesmal ohne Leinwände mit Soldaten) und noch allerhand mehr.