Blog #7
Saratov
In Saratov angekommen wurde ich von Irina, der Leiterin des Sprachlernzentrums vor Ort, herzlichst in Empfang genommen. Noch am Abend bekam ich die Möglichkeit, das Panorama über der Stadt zu sehen. Dabei ließ sich vereinzelt gar noch das ein oder andere Feuerwerk wahrnehmen, was wohl auf das Datum, den 01. Januar 2019, zurückzuführen ist. Zugegeben wurden im Vorfeld meine Reisepläne, am 01. Januar mit dem Flugzeug quer durch das Land zu fliegen, eher mit Skepsis beurteilt. Und letztlich bestätigte sich auch der ein oder andere Verdacht, denn so ein Flug am Neujahrstag zeichnet sich unter anderem durch eine ganz spezielle Duftatmosphäre im Flugzeug aus. Aber gut; all dies stellte meiner Vorfreude auf das nun anstehende Sprachcamp nicht in Abrede.
Nach einem wundervollen Abend voller toller Gespräche und leckerem Essen machten wir uns am 02. Januar von der Stadt Saratov auf in das etwa 3 Busstunden entfernte Sanatorium, in dem das Camp stattfinden sollte. Wir, das sind Katja und Mischa, aus dem Sprachlernzentrums in Saratov, Jan, der Sprachassistent in Akademgorodok, 12 Jugendliche aus Saratov und Umgebung und ich. Das SLZ in Saratov veranstaltete schon einmal so eine Art Camp im Sommer, wovon ich mir auf dessen Instagram-Account bereits einen Eindruck verschaffen konnte.
Jan, Katja und ich
| © Sabrina Bank
Nachdem wir die schönsten Winterlandschaften passiert hatten, erreichten wir gegen Mittag das Sanatorium, in dem wir die nächste Woche verbringen sollten. Tatkräftig halfen alle dabei mit, den Bus auf schnellstem Wege auszuräumen. Anschließend wurden die Zimmer bezogen und dann ging es auch schon los.
Und wieder wurde und war ich begeistert; von den Kindern und Jugendlichen, die mit solch einem Engagement und großer Motivation Deutsch lernten. Das Klassenzimmer verlagerte sich dabei in die Hotelparkanlagen, die Glühweinkochstelle, die Ski- und Rodelbahnen oder auch ins Schwimmbad. Überall wurde Deutsch gelernt; ob nun beim Skilaufen, Schwimmen, Yoga oder Filmabend. Außerdem fand, für mich mit etwas Nostalgie verbunden (Erinnerungen an Sotschi!), Abend für Abend die Svecha statt, bei der jeder Teilnehmer den Tag noch einmal in wenigen Sätzen Revue passieren lässt. Das ist eine sehr schöne Tradition, wie ich finde und wie ich sie auch aus deutschen Ferienlagern nicht kannte. Wir hatten dort in Saratov eine wirklich tolle Zeit.
Für die nächsten Tage überließ Ira mir ihre Wohnung, mit gefülltem Kühlschrank und frisch geangeltem Wolgafisch. Den Schlüssel sollte ich bei meiner Abreise einfach hinter den Skiern ablegen.
Immer wieder bin ich beeindruckt von dieser Gastfreundschaft. Von dieser ungemeinen Großzügigkeit und Liebenswürdigkeit. Nirgendwo sonst wurde ich so herzlichst in Empfang genommen wie hier in Russland.
In den kommenden Tagen erkundigte ich mit Jan die Stadt an der Wolga, die die Nachbarstadt der Stadt Engels ist, welche wiederum von 1924-1941 die Hauptstadt der Wolgadeutschen Republik war. Außerdem nahm sich auch Katja einen ganzen Tag Zeit, um uns zu registrieren und mit uns mehrere Stunden im Café zu verweilen. Ich hab mich ein bisschen verliebt in die Stadt. Auch wenn das Schneechaos Spaziergänge und Autofahrten erschwerte, so haben die Menschen, die Atmosphäre und die Wolga mein Herz doch erobert.