Blogeintrag 2
Das „Vernetzungsprojekt Kulturpaket“
Kaum war es bekannt, dass wir an dem „Vernetzungsprojekt Kulturpaket“ teilnehmen und ein Paket an die Shanghai I&C Foreign Languages School schicken würden, ging es für die drei Deutschlehrerinnen Vaishali, Aboli, Anu und mich auch schon in die Planungs- und Vorbereitungsphase. Denn die Zeit war knapp und schließlich sollte unser Paket unsere Partnerschule in Shanghai noch vor Weihnachten erreichen!
Da allen Deutschlernern der 11. Klasse die Gelegenheit geboten werden sollte, an dem Projekt mitmachen zu können, gaben wir das Projekt zunächst bekannt und forderten interessierte Schüler im Anschluss dazu auf, sich in eine Teilnehmerliste einzutragen. Denn bei insgesamt ca. 200 Schülern in den 11. Klassen – von denen jedoch meist nur etwa die Hälfte anwesend ist – musste genau geplant werden, wie viel Material für das Projekt eingekauft werden sollte.
Da Weihnachten in Indien eine geringere Rolle spielt, bereitete ich danach zunächst Unterrichtsmaterial vor, um den Schülern einen Einblick in das Weihnachtsfest und die Traditionen in Deutschland zu geben und um sie mit dem nötigen Wortschatz auszustatten.
Vorbereitungen für das Projekt
Danach sollten die Steckbriefe an die Partnerschule geschrieben und Weihnachtssterne gebastelt werden – die Vorbereitung konnte also in die erste Runde gehen! Denn es mussten Plakate geschrieben, Anleitungen für die Sterne verfasst, Schablonen gebastelt und jede Menge Material eingekauft werden.Da wir für das Projekt nur eine geringe Anzahl an Stunden zur Verfügung hatten, lernten die Schüler in der ersten Stunde etwas zum Thema „Weihnachten in Deutschland“ und schrieben bereits in der darauffolgenden Unterrichtsstunde die Steckbriefe an die Partnerschule in China.
Insgesamt machte es den Schüler riesigen Spaß! Sie waren nicht nur sehr interessiert an den Weihnachtstraditionen, sondern ebenfalls total begeistert davon, Steckbriefe zu schreiben, von sich erzählen und Fragen zu Weihnachten stellen zu können. Da Weihnachten in Indien kaum gefeiert wird, sollten die indischen Schüler ihren chinesischen „Brieffreunden“ etwas zum Diwali-Fest erzählen, das in Indien von großer Bedeutung ist und einen ähnlichen Stellenwert wie das Weihnachtsfest besitzt. Mit voller Begeisterung zeichneten die Schüler Bilder von Diwali, brachten eigene Fotografien und kleine Gegenstände mit, welche sie mit dem Fest verbinden und befüllten ihre Umschläge für die Partnerschule damit.
In zwei 11. Klassen stand außerdem noch jeweils eine Unterrichtsstunde zur Verfügung, um Weihnachtssterne zu basteln und die Steckbriefe und Umschläge zu dekorieren – eine Aufgabe, die den Schülern sehr viel Freude bereitete!
Unser Projekt war ein voller Erfolg
Insgesamt entstanden somit sehr viele verschiedene Steckbriefe, die an die Partnerschule in China versendet werden konnten. Trotz des Mustersteckbriefs und der verschiedenen „Beispiel-Satzanfänge“, die den Schülern vorher zur Verfügung gestellt wurden (sie lernen erst seit einem halben Jahr Deutsch), entstanden viele individuelle Werke, die sich nicht zuletzt durch ihr ausgefallenes und kreatives Design mehr als sehen lassen können.Doch nicht nur die eigens verfassten Steckbriefe samt Foto packten die Schüler in die Umschläge für die Partnerschule in China. Einige malten Bilder, andere bastelten kleine Diwali-Laternen, druckten Fotos von ihrem eigenen Diwali-Fest aus oder sendeten kleine Öllampen, Kerzen oder Räucherstäbchen mit. Wir Lehrerinnen waren sehr beeindruckt davon, wie viele Ideen die Schüler hatten und auf welch kreative Weise sie das Projekt umsetzten!
Insgesamt entstanden somit ganze 81 (!) individuelle und wunderschöne Werke der Schüler. Einige kauften sogar kleine Weihnachtsgeschenke für die Schüler in China und eine Schülerin bastelte einen Miniatur-Weihnachtsbaum, der sogar mit kleinen Sternen und Kugeln geschmückt war. Für mich war es wirklich wunderschön zu sehen, mit wie viel Freude und Begeisterung die Schüler an dem Projekt teilnahmen.
Ein bisschen Weihnachtsstimmung in Indien
Um die Schüler noch mehr in Weihnachtsstimmung zu versetzen und ihnen gleichzeitig für ihre tolle Mitarbeit zu danken, veranstalteten wir zum Abschluss des Projekts eine kleine Weihnachtsfeier mit allen Deutschlernern der 11. und 12. Klasse des Junior Colleges.Zunächst dekorierten wir gemeinsam mit einigen Schülern die Aula, hängten die selbstgebastelten Sterne auf, schmückten einen kleinen Weihnachtsbaum und zündeten Kerzen an. Nachdem ich in einer Power-Point-Präsentation danach noch ein paar Worte zu den Weihnachtstraditionen in Deutschland gesagt hatte, sangen wir alle gemeinsam Weihnachtslieder und ließen anschließend den Nachmittag bei Kuchen, Chips und Mango-Saft ausklingen (Punsch und Plätzchen sind hier leider nicht erhältlich ;-)).
Durch die außerordentliche Kreativität der Schüler hatten wir bereits eine große Anzahl an Geschenken und landestypischen Gegenständen, die wir in dem Paket mitsenden konnten und die im Unterricht genutzt werden können, um beispielsweise das Diwali-Fest in Indien und das Weihnachtsfest zu vergleichen und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.
Um jedoch zusätzlich noch etwas Typisches aus Pune mitzusenden, kaufte ich eine kleine Ganesha-Statue (der Gott mit dem „Elefantenkopf“, der als Verkörperung von Wissen, Glück und Erfolg gilt). Denn in Pune wird Ganesha als Hauptgott angesehen und der Geburtstag Ganeshas wird im Herbst in dem hinduistischen Fest „Ganesh Chaturthi“ für mehrere Tage gefeiert. Zusätzlich zu den vielen kleinen, meist selbstbemalten Öllampen („diya“) aus Ton, die typischerweise zu Diwali angezündet werden, sendeten wir außerdem noch eine kupferne, größere Öllampe nach China, die in Indien vor allem bei Festlichkeiten und besonderen Anlässen angezündet wird.
Außerdem durfte in dem Paket natürlich auch eine Karte mit Informationen zu Indien und mit (sonnigen) Weihnachtgrüßen nicht fehlen!
Ich bin gespannt, wie und vor allem wann das Paket in China ankommt :-) Sicher ist: so wird es nach der Reise bestimmt nicht mehr aussehen: (Foto)
Der Alltag in Pune
Mittlerweile bin ich schon eine ganze Weile hier und ein Blick in den Kalender verrät mir, dass ich unfassbarerweise schon in weniger als vier Wochen die Heimreise ins kalte Deutschland antreten muss. Die Zeit verging wirklich wie im Flug! Während ich unter der Woche meist damit beschäftigt bin, am S.P. College zu hospitieren und zu unterrichten, andere Junior Colleges in Pune zu besuchen und dort Interviews mit den Lehrerinnen zu führen und daher lediglich die Zeit finde, um beispielsweise neue indische Leckereien in Pune auszuprobieren – hier bei einem grandiosen Restaurant, das Thali aus Gujarat führt – erkunde ich am Wochenende meist neue Orte oder kulturelle Highlights in Pune, wie etwa das über Landesgrenzen hinaus bekannte, klassische indische Musikfestival „Sawai Gandharva Bhimsen Sangeet Mahotsav“, das in der zweiten Dezemberwoche stattfand.Eine „kleine“ indische Hochzeit mit 500 Gästen
Außerdem bekam ich die Gelegenheit, bei einer indischen Hochzeit dabei zu sein, die in der Familie meiner Kollegin Aboli stattfand. Eine sehr schöne Erfahrung!Nachdem ich bereits zwei Tage vor der eigentlichen Feier an der Henna Ceremony teilgenommen, die Verwandten kennengelernt und mit ihnen zu indischer Musik das Tanzbein geschwungen hatte, fand samstags die eigentliche Hochzeitsfeier statt.
Da das Hochzeitspaar normalerweise in den USA lebt und nur für die Hochzeitsfeier in die Heimat Pune zurück kam, war die Feier an sich mit gerade einmal 500 Gästen (!!!) für indische Verhältnisse sehr klein gehalten. Trotzdem war es ein sehr spannendes – wenn auch kurzes – Erlebnis, die indischen Hochzeitsbräuche kennenzulernen. Denn anders als in Deutschland wird die Hochzeit zwar im engeren Familienkreis über mehrere Tage gefeiert; die eigentliche Zeremonie, zu der dann auch alle anderen Gäste kommen, beginnt jedoch schon morgens um 06:30 Uhr, dauert allerdings nur wenige Stunden und endet bereits nach dem Mittagessen um ca. 14 Uhr.
Außerdem lernte ich bei einem Wochenendtrip nach Mumbai den Verkehr in Pune zu schätzen – eine Erfahrung, die ich so nicht für möglich gehalten hätte. Doch bereits dieser kurze Schnappschuss zeigt, wie krass es dort teilweise auf den Straßen zugeht.
Zu Hauptverkehrszeiten kann es dort schon einmal passieren, dass man für zwei Kilometer Fahrt eine komplette Stunde braucht!
Abgesehen von dem Verkehr hat Mumbai unglaublich viele schöne Ecken und vor allem im Süden der Stadt gibt es sehr viel zu sehen und wunderschöne Architektur zu bestaunen, die an die Kolonialzeit erinnert.
Ein Highlight des Wochenendtrips war mit Sicherheit auch ein Weihnachtsmarkt, den wir durch Zufall in einem christlichen Viertel Mumbais entdeckten, als wir durch die Straßen und Gassen schlenderten…