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Blog #2
KW 42: Lieblingsplätze und Bildungsschätze

Ahhhhhhhh. Jede Lehrkraft kennt es. Dieses Wort oder vielmehr Geräusch des metaphorisch fallenden Groschens gepaart mit der vielsagenden Mimik aufgerissener Augen und Münder. Ich habe Mathematik studiert. Ich weiß aus eigener Erfahrung sehr gut, wie sich diese Erleichterung anfühlt - wie es sich anfühlt, etwas endlich zu verstehen.
 
Nun habe ich in der vergangenen Woche einige Male eigenverantwortlich Deutsch als Fremdsprache unterrichtet, ohne die Möglichkeit zu haben, auf die Muttersprache der Schüler*innen zurückgreifen zu können. Man kann es sich denken. Hierbei geht es vor dem Unterrichtsstoff erst einmal darum, sich gegenseitig zu verstehen. Ertönt dann besagtes Geräusch, ist das erlösende Gefühl ganz meinerseits.
 
Ich hatte nicht viel Zeit, um ein paar Brocken Polnisch zu lernen. Die Wahl des Ziellandes fiel in meinem Fall pandemiebedingt recht spontan auf Polen. Ich hatte daher im Vorfeld durchaus Respekt vor der gerade beschriebenen Situation. Wir Stipendiat*innen wurden beim Ausreiseseminar in München zwar genau dafür geschult, ich hätte jedoch nicht gedacht, dass Fremdsprachenunterricht, der sich tatsächlich nur der Fremdsprache bedient, auch auf A1-Niveau so gut funktioniert.
 
Ich habe es sicher auch meinem theaterpädagogischen Hintergrund zu verdanken, aber wir, meine achten Klassen und ich, haben uns da letzte Woche wirklich buchstäblich mit Händen und Füßen das Thema Uhrzeit erarbeitet und am Ende gegenseitig voneinander profitiert – ein tolles Gefühl! Ich kann nur jeden und jede ermutigen, sich dem zu stellen.

  • Warschau © Timo Hartmann
  • Warschau bei Nacht © Timo Hartmann
Aber ich hatte ja versprochen, etwas von Warschau zu erzählen. Ich gehe schon immer gerne einfach vor die Tür und laufe los. So habe ich es auch hier schon einige Male getan. Dabei entstehen je nach Umgebung immer ganz unterschiedliche Atmosphären. Das beherrschende Gefühl ist in Warschau Beeindruckung. Was für eine imposante Stadt. Diese verschiedenen modernen und verschieden alten Gebäude erzählen alle ihre eigene Geschichte und doch die eine Gemeinsame dieser Stadt und dieses Landes der verschiedenen Einflüsse, das sich nach so vielen Phasen der Fremdbestimmung nun spürbar im Aufschwung befindet. Dass man sich als Person mit deutschem Pass ob des Wissens, dass so viele dieser vermeintlich alten Gebäude nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges wiederaufgebaut wurden, mit jedem Schritt auch irgendwie schuldig fühlt, ist dabei für mich nur folgerichtig.
 
Mit meiner direkten Nachbarschaft hätte ich es nicht besser treffen können. Ich erreiche fußläufig einen täglichen Wochenmarkt, eine Vielzahl an Second Hand Läden und die Bäckerei, die schon jetzt mein Herz mit bis zum Rand gefüllten Pączki gewonnen hat.
 
Timo Hartmann
© Timo Hartmann

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