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Blog #6
KW 46: Gedanken zu Bildung, Mündigkeit und Demokratie

#ToJestWojna Als Kriegserklärung gegen die Selbstbestimmung empfinden die Demonstrierenden der Strajk Kobiet Bewegung die geplante Verschärfung des Abtreibungsverbotes in Polen. Das Kernargument: Bo zakaz aborcji nie oznacza, że nie ma aborcji. Ein Abtreibungsverbot bedeutet nicht, dass es keine Abtreibungen gibt. (Selbst wenn man, aus welchen Gründen auch immer, etwas gegen Abtreibungen hat.)

Ich habe lange hin und herüberlegt, ob ich diese beeindruckenden Großdemonstrationen, die ja auch durch die deutschen Medien gingen, hier kommentieren soll und man merkt vielleicht jetzt schon, dass ich mich bemühe, mich inhaltlich nicht zu positionieren. Ich empfinde das hier nämlich schlicht nicht als den richtigen Ort dafür.

Nachdem es nun aber letzte Woche noch eine andere Demonstration von vor meiner Haustür auch in die deutschen Medien geschafft hat, möchte ich mich dann doch zu einigen allgemeinen Betrachtungen hinreißen lassen.

Bei Letzterer handelte es sich um einen Aufmarsch von Nationalisten und Rechtsradikalen zum polnischen Nationalfeiertag. Dieser fand statt trotz eines Verbotes größerer Versammlungen aufgrund der COVID 19-Pandemie.

Meine Gedanken gehen nun aus von der Selbstbeobachtung, dass ich mich bei solch emotional aufgeladenen Meldungen nicht von meiner eigenen, wie auch immer gearteten, unmittelbaren Emotion leiten lasse, sondern mir vielmehr selbst die Aufgabe gebe, mich einzulesen und mir eine begründete Meinung zu bilden.

Das klappt natürlich nicht immer so perfekt. Dass es sich jedoch zu einer Art Automatismus entwickelt hat, habe ich zum Großteil meiner Bildung zu verdanken. Dies schließt natürlich mein Studium, aber auch die freie Presse, mein soziales Umfeld und als Fundament selbstverständlich die Schule mit ein.

In Gesprächen mit meiner Mitbewohnerin, die sich beim Strajk Kobiet eingebracht hat und darüber hinaus immer wieder vergleichend fragt, wie gewisse Dinge in Deutschland gehandhabt werden, wird mir in diesem Zusammenhang noch einmal mehr klar, wie wach man für Freiheiten sein muss, die man als gegeben annimmt und doch ganz schnell fragil werden können. Besonders relevant ist dabei spätestens seit 2016 im Vergleich mit Polen gewiss besagte Pressefreiheit.

Glücklicherweise ist der Lehrer:innenberuf im Grunde der direkteste Zugang zur Mündigkeitserziehung. Dass dabei der regelmäßige Blick im Mindesten auf unsere europäischen Nachbarn ungemein wichtig ist, führt mir mein SCHULWÄRTS!-Praktikum vor Augen.

Nun schließe ich aber noch mit etwas Lustigem. Mir wurde aus unabhängigen Quellen die Rückmeldung zu den folgenden beiden Bildern gegeben, dass man mir nun nicht mehr glauben könne, ich sei wirklich in Warschau. Die Ununterscheidbarkeit meines Gesichtsausdrucks lasse klar auf einen Greenscreen schließen.

  • Timo Hartmann © Timo Hartmann
  • Timo Hartmann © Timo Hartmann

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