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Johannes Ebert am 20. September 2013
Aktuelle Herausforderungen und Tendenzen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich freue mich wirklich sehr, dass ich bei Ihrem 20-jährigen Jubiläum einen Impulsvortrag halten darf. Denn in diesem Jahr gibt es mehrere 20-jährige Jubiläen, die einen hohen auch persönlichen Wert für mich haben und die alle irgendwie miteinander verbunden sind. Das Goethe-Institut Riga, mein erstes Goethe-Institut, an dem ich von 1995 bis 1996 als Referent für Sprachkurse gearbeitet habe, feiert im Oktober sein 20-jähriges Jubiläum. Dort habe ich übrigens Markus Lux kennengelernt, der damals als Bosch-Lektor in Riga war und heute bei der Bosch Stiftung stellvertretender Bereichsleiter ist. Ich habe heute noch ein Fotos zuhause, auf dem Markus Lux und Jutta Gehrig, die damalige Leiterin der Spracharbeit am Goethe-Institut Riga, auf der Sprachmesse am Stand des „GETES INSTITUTS“ stehen. Ein früher Beweis der engen Kooperation zwischen den Robert-Bosch-Lektoren und dem Goethe-Institut im Ausland.

Das Goethe-Institut Kiew, das ich von 1997 bis 2002 geleitet habe, feierte im Juli sein 20-jähriges Jubiläum. Wenn ich mich recht erinnere, haben wir in den ersten Jahren in Kiew bei Visumsangelegenheiten die Bosch-Lektorinnen und -Lektoren mit unterstützt, und natürlich auch die Kooperation gesucht im Bereich der deutschen Sprache, wir haben uns getroffen in unseren Lesesälen, an Universitäten, bei Dienstreisen, haben mit Unterrichtsmaterial ausgeholfen. Oft waren die Bosch-Lektorinnen und -Lektoren wichtige Gesprächspartner für mich, um mir die Situation vor Ort in Städten, wo das Goethe-Institut nicht selbst präsent war, besser zu erschließen. Und eines Tages kam auch Herr Rogall, heute Vorstandsmitglied der Robert Bosch Stiftung, in unsere engen Büros in Kiew, um sich über die Kooperation im Bosch-Lektorenprogramm auszutauschen.

Wir haben später mehrere gemeinsame Projekte durchgeführt: ein Programm zur Übersetzung von Kinderbüchern in der arabischen Welt – seit 2002 war ich Institutsleiter in Kairo -, ein großes Kulturmanagerprogramm im Nahen Osten und Nordafrika nach dem 11. September, das auch heute noch erfolgreich läuft. Und ein zweites Kulturmanagerprogramm in Russland mit dem Ziel, auch die dortigen Kultur- und Bildungsstrukturen zu stärken.

Dabei verbinden das Goethe-Institut und die Robert Bosch Stiftung zahlreiche weitere Projekte im Ausland und auch in Deutschland, die uns sehr wichtig sind.

Ich nenne diese 20-jährigen Jubiläen und erzähle diese persönlichen Geschichten, weil zum einen funktionierende Netzwerke für die Auswärtige Kultur- und Bildungsarbeit grundlegende Bedeutung haben. Und sowohl das Goethe-Institut als auch die Robert Bosch Stiftung mit ihren Programmen zeigen die Bedeutung von Netzwerken und gegenseitiger Vernetzung im internationalen Kulturaustausch. Wie beeindruckend so ein Netzwerk sein kann und wie nachhaltig, zeigt ja gerade auch Ihre heutige Veranstaltung. Sicher kann jeder von Ihnen ähnliche Geschichten erzählen, über Menschen, denen Sie begegnet sind, über Kontakte, die sie als Bosch-Lektor geknüpft haben und die in Ihrem persönlichen Netzwerk bis heute von Bedeutung für Sie sind.

Zum anderen eint Sie und mich die ganz grundlegende und tiefe Erfahrung, welchen unschätzbaren Beitrag Kultur- und Bildungsaustausch gerade in Zeiten einer gesellschaftlichen Transformation leisten kann, dass er unverzichtbar ist, dass er neue Wege, Zugänge, Perspektiven und Freiräume öffnen kann, die weit über die von Diplomatie oder Wirtschaft mit ihren eigenen funktionierenden Mechanismen hinausgehen und ein eigenes, wichtiges Feld der internationalen Kooperation begründen.

Wenn ich im Folgenden über Chancen und Herausforderungen im internationalen Kultur- und Bildungsaustausch spreche, werde ich mich vor allem auf die Kernfelder des Goethe-Instituts beziehen: auf Kulturdialog, Kulturaustausch, die Rolle der deutschen Sprache und der Information über Deutschland. Zum einen, weil ich davon natürlich am meisten verstehe, zum anderen, weil morgen Frau Wintermantel in ihrem Vortrag über die Internationalisierung der Hochschulen eine andere wichtige Facette dieser Thematik beleuchtet..

„Immer habe ich nach dem Grundsatz gehandelt, lieber Geld verlieren als Vertrauen. Die Unantastbarkeit meiner Versprechungen, der Glaube an den Wert meiner Ware und an mein Wort, standen mir höher als ein vorübergehender Gewinn“, schrieb Robert Bosch 1918 und stellt damit einen Begriff in den Mittelpunkt, der auch für den internationalen Kultur- und Bildungsaustausch zentral ist. Wir schaffen Vertrauen! In der heutigen globalisierten Welt ist der Grad des Vertrauens, den eine Nation genießt, grundlegend für ihr Wohlergehen auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Für Deutschland mit seiner hohen internationalen Vernetzung gilt das in besonderem Maße. Doch wie schafft man Vertrauen im internationalen Kultur- und Bildungsaustausch? Ausgehend von dem Begriff „Cool Britannia“ entspann sich in den 90er Jahren eine Diskussion um positive Bilder von Nationen, die man mit Werbe- und Image-Kampagnen im Ausland verankern könnte. Coole Slogans entstanden, Werbeplakate. Sicher hatte das seine Berechtigung in der Zeit von Cool Britannia. Doch echtes Vertrauen – das haben die Erfahrungen gezeigt – entsteht nicht durch Hochglanzbroschüren oder Selbstbeweihräucherung. Vertrauen entsteht in einer global vernetzten Welt durch langfristige Partnerschaften, durch Authentizität, durch den ehrlichen Willen, zu unterstützen und offene Kooperationen einzugehen. Vertrauen entsteht im Internationalen Kultur- und Bildungsdialog durch langfristige Präsenz, die auch in schwierigen Zeiten stabil ist, und durch die konstruktive nachhaltige Arbeit an gemeinsamen Fragestellungen und Koproduktionen. Begegnungen und gemeinsames Voneinander-Lernen schaffen Vertrauen, ebenso wie objektive Information und die Souveränität, offene, auch kritische Debatten zu führen. Ich denke, es ist eine große Aufgabe für uns, dies auch immer wieder in der Politik zu verdeutlichen. „Die Unantastbarkeit meiner Versprechungen, der Glaube an den Wert meiner Ware und an mein Wort, standen mir höher als ein vorübergehender Gewinn“, sagt Robert Bosch. Glaubwürdigkeit und Authentizität als Schlüssel zu Vertrauen und Vertrauen als Grundlage für Sympathie und für Erfolg. Der Kultur- und Bildungsaustausch Deutschlands mit der Welt bildet hier eine hervorragende Plattform.

Denn wir haben eine – um es mit den Worten Robert Boschs zu sagen – „Ware“ zu bieten, die von hoher Qualität ist und hohe Reputation genießt. Deutschland als weltweit anerkannte Kulturnation mit herausragendem Schaffen in der Klassik und in den zeitgenössischen Künsten ist ein gefragter Partner mit unzähligen Chancen im Kulturaustausch weltweit. Dabei verstehen wir hierzulande unter Kultur neben den Künsten, der Literatur, dem Film auch die Diskurse und Auseinandersetzung mit grundlegenden gesellschaftlichen Fragestellungen. Deutschland steht für die Unabhängigkeit der Kunst und eine Kultur der Demokratie und der Freiheit. – Und wir müssen die damit verbundenen Prinzipien auch in den internationalen Kulturaustausch einbringen: Langfristige kreative Prozesse; ein echter Austausch, in dem eigene Positionen deutlich formuliert und gleichzeitig die des Gegenübers respektiert werden; das Wagnis zum Experiment, die Auseinandersetzung über Ästhetik, offene Diskussionen über gesellschaftliche Fragen. Mit solchen Formen fördert Kulturaustausch Kreativität, Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Kulturen, den Mut zur eigenen Meinung und die Widerstandskraft gegen radikale Ideologien. Kulturaustausch mobilisiert Intellektuelle und Kulturträger, ihren Beitrag zu globalen Fragen zu leisten. Der Kulturaustausch Deutschlands mit der Welt fördert auch Akteure, Produktionen und Arbeitsweisen aus Deutschland in der Welt, vernetzt so den Kulturstandort Deutschland und wirkt sich positiv auf die kulturelle Entwicklung in Deutschland und in den Gastländen aus. So gibt Kulturaustausch auch Impulse für wichtige globale Debatten in Deutschland und belebt die Kreativwirtschaft.

Nicht vergessen möchte ich in diesem Zusammenhang den Begriff der Bildung. Für mich geht Bildung weit über den engen Begriff von Aus- und Fortbildung, über die materielle Aneignung von Wissen hinaus. Bildung schließt die Entwicklung der gesamten Persönlichkeit ein und bedeutet immer auch Aufklärung, Emanzipation, Urteilskraft, zivilgesellschaftliche Verantwortung und kulturelle Teilhabe. Gebildete Bürger übernehmen Verantwortung, fordern demokratische Werte ein und bringen so Gesellschaften voran. Folgt man diesem Bildungsbegriff, so gewinnen wichtige Bildungseinrichtungen wie Bibliotheken, Museen, Theater, Kultur-Festivals, Kinos und Galerien oder Kulturschaffende, Künstler oder Internet-Blogger an Bedeutung, weil sie den Bürgern Zugänge zum Wissen öffnen und zu umfassender persönlicher und gesellschaftlicher Bildung beitragen.

Wenn wir mit diesem Verständnis von Kulturaustausch über konkrete Herausforderungen der nächsten Jahre sprechen, so glaube ich zum einen, dass es für die internationale Vernetzung der Bundesrepublik grundlegend ist, wenn wir den Kultur- und Bildungsaustausch Deutschlands weltweit stabilisieren und verstärken. Eine solche Intensivierung müsste in einigen Regionen der Welt – neuen globalen Zentren, Gesellschaften im Umbruch, wichtigen Nachbarn – stärker ausfallen. Wir gründen demnächst ein neues Goethe-Institut in Birma und ich denke, dass Ost- und Südostasien insgesamt eine Region ist, wo ein starkes Engagement im Kultur- und Bildungsbereich von hoher Bedeutung ist. Durch die Umbrüche nach dem arabischen Frühling müssen wir zudem intensiv zu Förderung einer demokratischen gesellschaftlichen Entwicklung im Nahen Osten beitragen. Angesichts der aktuellen Situation in der arabischen Welt werden wir hier einen langen Atem brauchen. Weiterhin wichtig bleiben für mich die engeren und weiter entfernten Nachbarn in Osteuropa.

Eine Stärkung des Kultur- und Bildungsaustausches in diesen Regionen zu erreichen, ohne gleichzeitig langfristige und nachhaltige Kulturbeziehungen zu anderen Ländern zu beschädigen, benötigt natürlich zusätzliche Ressourcen. Ein Wunsch, den man zwei Tage vor der Bundestagswahl – so denke ich – deutlich machen darf.

Eine weitere wichtige Herausforderung für die nächsten Jahre liegt aus meiner Sicht darin begründet, dass wichtige gesellschaftliche Fragen heutzutage nicht mehr allein national gelöst werden können, sondern die internationale Kooperation zwischen Staaten notwendig machen. Demographie oder Migration beispielsweise sind Themen, die wichtige gesellschafts-, kultur- und bildungspolitische Aspekte haben und weltweit diskutiert werden. Ich denke, dass sich dies auch in unseren Programmen widerspiegeln muss, dass wir neben unserer bilateral ausgerichteten Austauscharbeit noch stärker länder- und regionenübergreifend arbeiten müssen. So fördern wir die globale Vernetzung Deutschlands und tragen dazu bei, dass globale Fragestellungen auch global behandelt werden.

Dazu gehört für mich auch, dass wir im Sinne einer Lerngemeinschaft noch stärker dazu beitragen, dass spannende künstlerische Positionen und gesellschaftliche Debatten aus dem Ausland Eingang finden in den deutschen Diskurs. So fördern wir eine gegenseitige Lerngemeinschaft und tragen in Deutschland dazu bei, dass Phänomene der Globalisierung besser eingeordnet und genutzt werden können. Denn, so sagte einmal Wolf Lepenies, „die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik beginne im Inland.“

Gerade bei gesellschaftlichen Umbrüchen wie in der arabischen Welt, aber im allgemeinen in Transformationsgesellschaften, wird es in den nächsten Jahren noch stärker darauf ankommen, dass wir - im Sinne des oben genannten Begriffs von Bildung - dazu beitragen, dass wichtige Kultur- und Bildungseinrichtungen sich weiterentwickeln und ihre Akteure professionell und international vernetzt arbeiten können. Kulturelle Bildung in diesem Sinne ist ein wichtiges Arbeitsfeld, das für das Goethe-Institut weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Lassen Sie mich an dieser Stelle auch auf eine Region eingehen, die über die genannten hinaus in den nächsten Jahren unsere ganz besondere Aufmerksamkeit benötigt: Das ist unsere Heimat Europa! Die Europäische Union ist in der Krise. Angesichts von Arbeitslosigkeit und Schuldenbergen stehen wirtschaftliche Fragen im Mittelpunkt. Doch wir dürfen nicht vergessen: Europa ist und war vorrangig auch ein kulturelles Projekt, das auf den gemeinsamen Wertvorstellungen seiner Bürger gründet. Heute wächst die Skepsis gegenüber einem gemeinsamen Europa. Es scheint, als müsse sich jede Generation ihr Europa immer wieder neu erarbeiten. Für uns als Vertreter der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik liegt hier eine besondere Verantwortung. Jetzt geht es darum, jenseits von Appellen kulturelle und gesellschaftliche Projekte zu initiieren, die an den unmittelbaren Interessen der Menschen anknüpfen und über aktive Beteiligung und Begegnung Emotionalität für Europa schaffen. Es geht darum, Deutschland lernbereit und zugleich selbstbewusst im europäischen Dialog zu präsentieren. Es geht darum, ganz konkret europäisch in Kooperation mit den europäischen Kultur- und Bildungspartnern zu arbeiten. Und es geht für uns auch darum, die Menschen, die im Rahmen der europäischen Mobilitätsgarantie in Deutschland neue Chancen sehen, beim Erwerb von Deutschkenntnissen zu unterstützen. Viele junge Menschen in Südeuropa machen gerade von der Möglichkeit Gebrauch, über die deutsche Sprache einen Schlüssel zu Mobilität und neuen beruflichen Chancen zu bekommen. Unsere Institute in Madrid, Lissabon und Athen werden der Nachfrage kaum Herr und antworten mit maßgeschneiderten neuen Angeboten auf die neue Herausforderung.

Aber auch andernorts befindet sich die deutsche Sprache im Aufwind. Die Deutschlernerzahlen in vielen Ländern stabilisieren sich oder steigen wieder an. In Indien wird Deutsch an 1000 Schulen, in China an 200 Schulen mit Unterstützung des Goethe-Instituts neu eingeführt. In Ländern mit wachsenden Mittelschichten beobachten wir, dass sich dort ein hoher Bildungsdrang entwickelt, in dem auch das Erlernen von Fremdsprachen eine wichtige Rolle spielt. Wir sind über diese Entwicklung natürlich hoch erfreut, denn Fremdsprachen erweitern Horizonte und verbreitern die Fähigkeit, die Welt wahrzunehmen. Nicht zuletzt deshalb hat die Europäische Union die Kenntnis von zwei Fremdsprachen als Standard gesetzt. Menschen mit Deutschkenntnissen zeigen Interesse für unser Land, setzen sich mit unseren Wertvorstellungen konstruktiv auseinander und sind eher bereit, in Deutschland zu studieren oder zu arbeiten.

Der neue Boom ist eine Chance. Er ist jedoch auch eine große Herausforderung, denn er erfordert eine weitere Verstärkung unserer gemeinsamen Bemühungen in diesem Feld. In vielen Ländern mangelt es an qualifizierten Deutschlehrerinnen und –lehrern. Hier sind Fortbildung und Stipendien gefragt. Beratung ist wichtig, wenn Länder Deutsch ganz neu einführen oder aufgrund der steigenden Nachfrage ihre im Deutsch-Bereich vernachlässigten Strukturen wieder instandsetzen wollen. Und natürlich gilt es, weiterhin für das Fremdsprachenlernen im Allgemeinen und für Deutsch im Besonderen zu werben, so dass wir dem derzeitigen Trend Stabilität und Nachhaltigkeit verleihen.

Digitalisierung – in den vergangen 20 Jahren haben wir den Beginn einer rasend schnellen Entwicklung erlebt, die unser Kommunikations- und Lernverhalten völlig verändert. Ich denke, dass wir hier noch an einem Anfang stehen. Für den Kulturaustausch, das Sprachenlernen, die Kommunikation über Deutschland bieten sich riesige Chancen, denen wir uns in den nächsten Jahren ganz verstärkt widmen müssen. Wir haben am Goethe-Institut das erste Serious Game zum Deutschlernen entwickelt, gehen jetzt mit einer weltweiten Deutschlerner-Community ans Netz. Im Kulturbereich experimentieren wir mit Formaten, die physisch stattfindende Diskussionen mit Diskussionsrunden im Netz kombinieren wie beispielsweise bei der sehr erfolgreichen Veranstaltungsreihe „Mapping Democracy“, wo sich Interessierte dann per Twitter in die Diskussion einklinken können. In unseren Bibliotheken ist die „Onleihe“ auf dem Vormarsch, wo sich Interessierte nicht mehr das Buch vor Ort abholen, sondern für einen gewissen Zeitraum digitale Leserechte erwerben. Wie gesagt, wir stehen hier am Anfang, doch wir haben die Möglichkeit, neue Zielgruppen anzusprechen, unsere Reichweite deutlich zu erhöhen und über interaktive Angebote den gesellschaftlichen Austausch über alle Grenzen hinweg zu aktivieren. Hier die richtigen Angebote zu machen und die technischen Grundlagen dafür bereitzustellen, halte ich für eine der wichtigen Zukunftsaufgaben im internationalen Kultur- und Bildungsaustausch.

Dabei bin ich in Sachen Digitalisierung kein blauäugiger Optimist. Gerade die Daten-Affären der letzten Wochen haben gezeigt, welche Gefahren hier schlummern. Für das Goethe-Institut gehört es deshalb immer auch dazu, die positiven und negativen Folgen der Digitalisierung für die Gesellschaft zum Thema zu machen und international zu diskutieren.

Ich glaube auch nicht, dass die digitale Kommunikation je die persönliche Begegnung ersetzen kann. Vertrauen braucht die Begegnung zwischen Menschen, die gemeinsame Arbeit, das gemeinsame Gespräch; vielleicht gewinnen diese Dinge in Zeiten der Daten- und Informationsflut sogar eine ganz besondere Bedeutung. Das heißt für mich auch, dass unsere physischen Netzwerke, unsere Goethe-Institute, die Boschlektorinnen und -lektoren, die Kulturmanagerinnen und Kulturmanager und alle anderen Knotenpunkte des deutschen Kultur- und Bildungsnetzwerkes im Ausland von hoher Bedeutung bleiben und dass wir für die Weiterentwicklung dieses Netzwerks die notwendigen Ressourcen bereitstellen müssen.

Denn wir alle gemeinsam verleihen einem international hochvernetzten Deutschland ein menschliches Gesicht. Wir fördern Begegnungen zwischen Menschen; wir schaffen das Vertrauen, das die Grundlage schafft für das Zusammenleben in einer globalen Zukunft. In diesem Sinne gratulieren wir der Robert Bosch Stiftung zum runden Jubiläum ihres beeindruckenden Programms und freuen uns auf die Fortsetzung einer fruchtbaren und erfreulichen Zusammenarbeit.

Vielen Dank!

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