Johannes Ebert am 2. Juli 2018
Sommerfests des Goethe-Instituts in Berlin
Grußwort von Johannes Ebert anlässlich des Parlamentarischen Sommerfests des Goethe-Instituts in Berlin
Liebe Michelle Müntefering,
Liebe Freunde, liebe Partner des Goethe-Instituts.
Wie jedes Jahr habe ich mich sehr auf das Sommerfest des Goethe-Instituts gefreut. Ich freue mich auf Sie, liebe Partnerinnen und Partner des Goethe-Instituts, denen wir in unserer Arbeit so viel zu verdanken haben. Herzlichen Dank! Ich freue mich auf das Sommerfest als ein Signal, dass es jetzt bald etwas ruhiger wird, dass ich mit meiner Frau und meinen Kindern ein paar Tage Auszeit nehmen kann. Ich freue mich über das wunderbare Wetter und auf einen schönen Abend mit guten Gesprächen.
Gut, man hätte sich auch gefreut, wenn in den Fernsehern im Hintergrund die deutsche Mannschaft im Viertelfinale spielen würde. Aber man kann nicht alles haben und wahrscheinlich kann man auch nicht immer gewinnen.
Sehr gefreut haben wir uns darüber, dass wir für den Haushalt 2018 vom deutschen Bundestag 15 Millionen Euro zusätzliche Mittel erhalten haben. Mein Dank geht an die Abgeordneten für ihr Vertrauen. Ebenfalls danke ich dem Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering, Andreas Görgen und seinem Team für die Unterstützung.
Das Netzwerk des Goethe-Instituts ist einzigartig und viele beneiden uns darum. Aber es kostet eben auch etwas Geld, hoch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit zu bezahlen und Gebäude zu unterhalten, die immer wichtiger werden als Freiräume, als Orte des Lernens und der Auseinandersetzung, als Orte einer echten nachhaltigen Begegnung – gerade in einer digitalen Welt, in der das Vertrauen in Information immer brüchiger, und die menschliche Nähe immer oberflächlicher wird.
Wichtig ist das Goethe-Institut aber ausschließlich durch das, was es tut: Es bringt Menschen aus der ganzen Welt zusammen. Es ist eine Plattform, eine Verbindungsstelle, eben ein Kulturmittler für Künstler, für Kulturfachleute, für Intellektuelle, für Musikerinnen, für Akteure der Zivilgesellschaft. Es ist ein Motor der Mobilität und des Austausches für Millionen von Partnerschaften, die in den letzten mehr als 60 Jahren zwischen Deutschland und der Welt entstanden sind und einen globalen Dialog ermöglicht haben. Das Goethe-Institut ist kein Selbstzweck, sondern es dient Ihnen, den Künstlerinnen und Künstlern, den Kultur- und Bildungsinstitutionen, den Vertretern der Zivilgesellschaft dazu, mit Ihren Partnern in der Welt nachhaltige Begegnungen einzugehen und die Stimmen aus Deutschland aus Europa in der Welt hörbar zu machen.
Und das scheint wichtiger denn je. Bei einem Blick in meine Ansprache auf dem Sommerfest des letzten Jahres habe ich gesehen, dass die Herausforderungen in der Welt genauso groß sind wie im letzten Jahr, nichts hat sich geändert. Aber für mich ist vielleicht doch eine neue Frage hinzugekommen: Ich habe 15 Jahre im Ausland gelebt und gearbeitet. In Kairo, in Kiew, in Moskau. Sehr oft, wenn ich im Urlaub in Deutschland war und insbesondere in bedrohlichen Situationen, habe ich gedacht, dass es uns sehr gut geht in Deutschland. Zumindest von vielen Ländern aus gesehen, in denen ich gelebt habe und gereist bin. Diese vergleichsweise hohe materielle und soziale Sicherheit bringt aber auch eine große Verantwortung mit sich. Eine Verantwortung, klug und seriös zu diskutieren, sich nicht auf ein Thema zu verengen und die richtigen Fragen für unsere deutsche, europäische und globale Zukunft zu stellen. Und ich frage mich nach den Diskussionen der letzten Wochen, ob wir in unserem Land dieser Verantwortung zurzeit gerecht werden. Ich werde auf jeden Fall bei meinen nächsten Reisen unsere Partner aus dem Netzwerk des Goethe-Instituts nach deren Wahrnehmung von Deutschland in diesen Tagen befragen.
„#nurinmeinersprache“ heißt meine derzeitige digitale Lieblingsaktion des Goethe-Instituts. Weltweit werden Wörter gesucht, die unübersetzbar sind und die es nur in einer Sprache gibt. Aus deutscher Sicht gehören Wörter wie Habseligkeiten, Kopfkino oder Dreikäsehoch dazu. Leiliviskaja ist auf Estnisch die Person, die in der Sauna das Wasser über die heißen Steine gießt. Abbiocco auf Italienisch die Schläfrigkeit, die einen nach einem guten Essen überkommt, Uitwaaien heißt auf Niederländisch wörtlich „im Wind laufen“, gemeint ist „draußen alleine einen Spaziergang zu machen, um den Kopf freizukriegen“. Gefallen hat mir auch das finnische Wort „Mukavuudenhaluinen“, das eine Person bezeichnet, die alles langsam und gemütlich haben möchte.
Das letzte Wort, und damit möchte ich auch schließen, kommt aus Kenia in Suwahili und heißt „Harambee“. Harambee ist eine Aktion, Mitglieder der Gemeinde gemeinsam zu unterstützen. Im übertragenen Sinne heißt es: „Lasst uns alle gemeinsam an einem Strick ziehen!“
In diesem Sinne danke ich Ihnen sehr herzlich für Ihre Zusammenarbeit, Ihre Kooperation mit dem Goethe-Institut und wünsche Ihnen einen schönen Abend.
Es gilt das gesprochene Wort.