09. Oktober 2014
Begrüßung: "Cairo Short Stories"
Klaus-Dieter Lehmann auf der Frankfurter Buchmesse 2014
Die Resonanz auf die Ausschreibung für die Schreibwerkstatt übertraf alle unsere Erwartungen: 118 Ägypterinnen und Ägypter bewarben sich mit zum Teil beeindruckenden Kostproben ihres literarischen Könnens. Ausgewählt wurden sechs Frauen und fünf Männer im Alter zwischen 23 und 27 Jahren aus Alexandria, Kairo, Luxor, Suez, Minia und Mansura. Sie entwickelten in den Workshops in Kairo ihre Kurzgeschichten weiter. Ich freue mich ganz besonders, dass mit der 24jährigen Arig Gamal Mohamed aus Kairo eine junge talentierte Frau den ersten Förderpreis der KfW Stiftung erhält.
Die Qualität der entstandenen „Cairo Short Stories“ ist so hoch, dass eine Anthologie der elf arabischen Originaltexte vorbereitet wird. Wir wünschen den jungen Nachwuchsautorinnen und –autoren viele Leser und weiterhin viel Erfolg und viel Freude bei ihrer Arbeit. Spätestens seit dem Bestsellerroman „Der Jakubijan-Bau“ von Alaa al-Aswani führt Literatur in Ägypten kein Nischendasein mehr. Vor allem junge Leute bekennen immer mehr ihre Leselust. Dies liegt sicher auch daran, dass Literatur die aktuelle Lebenswirklichkeit in der Gesellschaft widerspiegelt. Besonders spannend ist das in Phasen gesellschaftlicher und politischer Umwälzungen, wie seit den letzten Jahren in Ägypten. Passend schrieb auch Baha Taher, einer der renommiertesten ägyptischen Autoren: „Offenbar finden die Menschen in der Literatur eine Wahrheit, die ihnen ansonsten vorenthalten wird.“
Ägypten ist seit 2011 politisch höchst instabil. Die politische, ökonomische, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung wird in den nächsten Jahren von Krisen geprägt bleiben. Es finden Prozesse rapiden sozialen, kulturellen und ökonomischen Wandels bei gleichzeitiger politischer Erstarrung und Repression statt. Kulturelle Zusammenarbeit ist daher derzeit wichtiger denn je. Zivilgesellschaftliche Gruppen im Bildungs- und Kulturbereich zu fördern und Diskussionen zwischen Kunstschaffenden aus Ägypten anzuregen, ist daher in diesen Tagen ein Schwerpunkt in der Arbeit des Goethe-Instituts. „Cairo Short Stories“ ist in diesem Kontext ein zentrales Projekt.
Mein Dank gilt der KfW Stiftung, die das Projekt initiiert hat, allen voran Herrn Schröder. Ich danke auch unserem Partner Litprom sowie der hochkarätig besetzten Jury: stellvertretend dem Übersetzer Dr. Stephan Milich, der gleich im Anschluss die Würdigung vornehmen wird, und dem ägyptischen Verleger Mohamed El Baaly, der alle „Cairo Short Stories“ in seinem Verlag Sefsafa Publishing publizieren wird. Vielen Dank auch den engagierten Kolleginnen und Kollegen des Goethe-Instituts Ägypten, die unter vermehrt schwierigen Bedingungen Großes leisten.
Wir freuen uns sehr, Ihnen hier bekannt geben zu können, dass das Projekt weitergeht: 2015 lobt die KfW Stiftung erneut ein Förderpreis für ägyptische Nachwuchsschriftsteller aus. Die Workshops finden erneut im Goethe-Institut Kairo unter Leitung von Abbas Khider statt. Für 2016 sind weitere Schreibwerkstätten in anderen arabischen Ländern geplant.
Vielen Dank.
Es gilt das gesprochene Wort.