Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Subsahara-Afrika
Projektreihe „Museumsgespräche“

Veranstaltungsort des zweiten Symposiums ist das Unabhängigkeits-Gedenkmuseum in Windhoek | Foto: Tim Brunauer
Veranstaltungsort des zweiten Symposiums ist das Unabhängigkeits-Gedenkmuseum in Windhoek | Foto: Tim Brunauer

Wie könnte ein postkoloniales Museum aussehen? Oder ist die Idee des Museums nicht in sich schon europäisch? Und falls ja: Welche Formen von Ausstellung braucht es dann auf dem afrikanischen Kontinent? Fragen, denen das Goethe-Institut Namibia mit dem Projekt „Museumsgespräche“ nachspürt. In Südafrika, Burkina Faso, Ruanda und Ghana finden dazu noch bis 2019 internationale Expertendiskussionen statt. Das erste Symposium startet am 9. Juli 2018 in Kigali.
 
Kigali
9. Juli 2018

Die Museen auf dem afrikanischen Kontinent sind in einem Wandlungsprozess begriffen. Direktoren und Kuratorinnen einer neuen Generation hinterfragen kritisch die bestehenden Kollektionen und die althergebrachten Formen von Ausstellung und Präsentation. Vielerorts ist das zeitgenössische Kunstschaffen unterrepräsentiert. Zugleich werden Museen oft von der lokalen Bevölkerung nicht angenommen – geschweige denn als Räume des Dialogs gesehen.
 
Die Frage, wie ein zeitgemäßes, postkoloniales Museum gestaltet sein kann, ist dabei untrennbar auch mit dem Fortwirken der westlichen Kolonialvergangenheit auf vielerlei Ebenen verbunden. „Solange es uns nicht gelingt, die afrikanischen Geschichtsdiskurse differenzierter zu betrachten, ist unsere Aufarbeitung nicht abgeschlossen“, so Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts. Und Jeremy Silvester, Direktor des Museumsverbandes von Namibia: „Für Namibier sind Museen hauptsächlich Touristenattraktionen, die auf die koloniale Vergangenheit ausgerichtet sind.“

Touristenattraktionen und fehlende Identität

Unter der Federführung des Goethe-Instituts Namibia finden an mehreren Standorten auf dem Kontinent nicht-öffentliche Workshops statt, um die Museumslandschaft zu vernetzen und Diskurse zu diversifizieren. Bis 2019 wird in sechs afrikanischen Ländern der Frage nach der Zukunft der Museen nachgegangen. Am 9. Juli 2018 findet im ruandischen Kigali ein erstes Symposium im Kandt-Haus Museum statt, der ehemaligen deutschen Residentur. Daran nehmen auch die Ethnologin und Expertin für Raubkunst Anna-Maria Brandstetter sowie Jeremy Silvester teil. Die „Museumsgespräche“ zielen darauf ab, die regional sehr unterschiedlichen Kontexte zu diskutieren, gemeinsame Herausforderungen zu identifizieren und schließlich Zukunftsvisionen zwischen Kolonialvergangenheit, postkolonialen Identitäten und (trans-)nationalen Narrativen greifbar zu machen.

Ethnologische Sammlung und leere Räume

In Namibia etwa wurde eines der letzten großen Museumsprojekte seit der Unabhängigkeit – das „Independence Memorial“ – von einer nordkoreanischen Firma übernommen, was zu Kontroversen in der Bevölkerung geführt hat. Die bestehenden älteren Museen werden vor allem von Touristen besucht, spielen in Namibia aber keine Rolle für Bildung und „nation building“.
 
In Ruanda wird die deutsch-ruandisch kuratierte Ausstellung zur präkolonialen Gesellschaft Ruandas, gesehen durch die fotografische Linse der deutschen Kolonialverwaltung im Kandt-Haus, durch das ethnografische Museum ergänzt. Letzteres möchte mit seiner „eingefroren“ wirkenden Sammlung präkolonialer Objekte und Praktiken der postgenozidalen ruandischen Gesellschaft ein Narrativ der nationalen Orientierung anbieten.
 
In der Demokratischen Republik Kongo wiederum steht 2019 der Neubau des Nationalmuseums an. Hier stellt sich vor allem die Frage, welche Kunst für einen Vielvölkerstaat repräsentativ sein soll. Auch die Präsentation der vorwiegend ethnologischen Sammlung mit rund 45.000 Objekten, die nach der Unabhängigkeit durch den früheren Präsidenten Mobute Sese Seko zusammengetragen wurde, ist Gegenstand der Diskussion.
 
Im ghanaischen Accra dagegen sind zahlreiche Museumsgebäude bis heute nicht fertiggestellt worden. Eine junge Generation von Kuratorinnen und Kuratoren sieht darin die Chance für neue Nutzungskonzepte.
 
Die „Museumsgespräche“ sind eine Projektreihe der Goethe-Institute in Afrika südlich der Sahara und finden an den beteiligten Standorten in Zusammenarbeit mit dortigen Nationalmuseen, Ministerien und der UNESCO statt. Sie bieten Raum für die Initiierung eines nationalen und regionalen Diskurses.

Kontakt

Viola Noll
Pressereferentin
Goethe-Institut Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906 471
noll@goethe.de
 
Daniel Stoevesandt
Institutsleitung
Goethe-Institut Namibia
Tel.: +264 61 221256
daniel.stoevesandt@goethe.de

Top