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Deutschland
Listening to the World – 100 Jahre Radiokunst

Nickita Maesela und Dave Moyo in der „Library of Things We Forgot to Remember“ in Johannesburg im Rahmen des Bauhaus.Listening.Workshops#3 im März 2024.  | Foto (Ausschnitt):  © iambucks_photography
Nickita Maesela und Dave Moyo in der „Library of Things We Forgot to Remember“ in Johannesburg im Rahmen des Bauhaus.Listening.Workshops#3 im März 2024. | Foto (Ausschnitt): © iambucks_photography

100 Jahre nach der Ausstrahlung des ersten Hörspiels in Deutschland setzt sich Listening to the World – 100 Jahre Radiokunst mit Radio und Hörerfahrungen als globalen Phänomenen auseinander und nimmt deren weltumspannendes Netzwerk sichtbarer und unsichtbarer Verbindungen in den Blick.

Berlin
19. Oktober 2024

Am 19. Oktober 2024 beleuchtet das Programm im Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin in vielfältigen Formaten Perspektiven und Praktiken aus dem südlichen Afrika und geografisch, politisch und klanglich verwandten Regionen. Die Rolle, die das Medium Radio im südlichen Afrika spielt, wirft grundlegende Fragen auf: Was kann Radio heute leisten? Wie lässt sich mit dem Medium künstlerisch intervenieren? In welchen Bereichen und aus welcher Perspektive?

Diese Fragen lenken die Aufmerksamkeit auf andere Systeme der Wissensproduktion, die die verschiedenen Deutungen von Radio – verstanden als Technologie wie als kulturelle Form – entscheidend beeinflussen. Im persönlichen Erleben vieler Menschen sind Akte des Zuhörens eng mit Akten des Erinnerns verbunden: Klänge funktionieren auch als eine Form von Gedächtnis. In den genannten Regionen äußert sich das durch kreative Rituale, die eine Überfülle an subjektiven und politischen Bedeutungsebenen in sich tragen. Listening to the World begreift diese Akte des Zuhörens vor dem Hintergrund und als Teil kolonialer Traumata. Wie kann Radio als Technologie und als kulturelles Medium Aufarbeitung ermöglichen und deren heilende Wirkung verstärken?

Diesen Themen widmet sich das Programm eingebettet in einen zwölfstündigen radiophonen Live-Austausch mit Communitys und Radiosendern in Kapstadt, Harare und Berlin. Ausgestrahlt von der experimentellen Radiostation Cashmere Radio im und aus dem HKW erprobt diese Live-Plattform kollektive Hörerfahrungen mit einem Fokus auf globaler Gerechtigkeit und kolonial gebrochenen Hörpraktiken. Wie lassen sich bereits existierende Heilungsprozesse identifizieren, die beispielsweise mit Radiokunst arbeiten? Wie können Communitys durch einen radiophonen Austausch gestärkt werden, der nationale Grenzen überwindet?

Das Medium Klang und spirituelle Medien, wie beispielsweise Heiler*innen, haben eines gemeinsam: Sie sind in der Lage, vorgegebene Grenzen und Geographien zu überwinden und unterschiedliche Elemente von „anderswo“ in eine transformative Methode einzubeziehen. Könnten im gegenwärtigen historischen Moment Akte des Zuhörens ein Er-innern heraufbeschwören, wie es Ngũgĩ wa Thiong'o als Konzept formulierte – eine magnetische Anziehungskraft, die die verstreuten und zerbrochenen Teile des afrikanischen Wesens einsammelt?

Seit den 1960ern, als viele afrikanische Staaten ihre Unabhängigkeit erlangten, verbreitete sich Tsitsi Ella Jajis Konzept der Stereomoderne zufolge ein globales Gefühl des Schwarzseins vor allem über und durch Klänge. Der panafrikanische Klangraum des Black Atlantic entwickelte sich ebenfalls aus Klang und Musik und schuf so gemeinsame Formen des Denkens, Fühlens und des kulturellen Ausdrucks für Schwarze Menschen auf dem afrikanischen Kontinent, in der Karibik, in den USA und für die Schwarze Diaspora insgesamt. Eine Form klanglicher Heilung durch Erinnerung bildete den Kern dieser transnationalen Bewegung. Welche Bedeutung kommt kollektiven Hörerlebnissen zu, wenn sich Menschen um einen Radioapparat versammeln und mit einem ‚Anderswo‘ in Kontakt treten? Und was lässt sich durch solche Momente des gemeinschaftlichen Hörens und Erinnerns erreichen?

Mit Beiträgen von:
Naledi Chai, Tendayi Chakanyuka, Tsitsi Ella Jaji, Kim Karabo Makin, Cynthia Marangwanda, Aino Moongo, Akhona ‘Theo Pluto’ Mpendu, Reginald Tinavapi, Tinofireyi Zhou a.k.a. Aero5ol, Cashmere Radio, Chimurenga (Pan African Space Station PASS) und vielen anderen

Das Programm beruht inhaltlich auf dem Bauhaus.Listening.Workshop#3, der im März 2024 in Johannesburg stattfand. Konzipiert von Nathalie Singer und ko-kuratiert von Masimba Hwati.

Listening to the World – 100 Jahre Radiokunst ist ein Projekt des Goethe-Instituts, des Experimentellen Radios an der Bauhaus-Universität Weimar, von Deutschlandfunk Kultur und dem Haus der Kulturen der Welt. Es wird gefördert durch das Goethe-Institut sowie über das Projekt Neues Europäisches Bauhaus der Bauhaus-Universität Weimar. Die Entwicklung der Transcultural Listening Map wird vom Kreativfonds der Bauhaus-Universität Weimar gefördert.

Kontakt

Petra Roggel
Referentin für Audiovisuelle Medien
Goethe-Institut
Tel: +49 89 15921 - 0
petra.roggel@goethe.de

Katrin Figge
Pressereferentin
Goethe-Institut Hauptstadtbüro
Tel. +49 89 15921 002
katrin.figge@goethe.de

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