29. März 2022
Ausstellung „When The Sun Is Low – The Shadows Are Long“ startet in Białystok
Am 1. April 2022 wird in der Arsenał Galerie im polnischen Białystok die Ausstellung „When The Sun Is Low – The Shadows Are Long“ eröffnet. Sie wirft einen Blick auf den historischen und zeitgenössischen Kontext belarussischer Kunst. Kuratiert von Anna Karpenko enthüllt sie dabei die komplexen Zusammenhänge einer „wesentlichen, archaischen menschlichen Natur“ mit gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Aspekten. Am 10. Juni wird die Ausstellung auch in der GfZK – Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig eröffnet. Zwei Online-Diskussionen am 6. April und 11. Mai nehmen im Rahmenprogramm auch auf den Krieg in der Ukraine Bezug.
Der belarussische Philosoph Ihar Babkou nannte Belarus das „Königreich der Ruinen“ und bezog sich dabei einerseits auf die lange Geschichte des Verlassen-Werdens und des Verwaist-Seins und andererseits auf den außergewöhnlichen Reichtum dieses Ortes. „Ruinen“ markieren die Grenzverläufe der Rückführung aller Zivilisationen zur „Natur“. Die Schatten der Vergangenheit werden zu Vorboten unserer Versuche, die von Abwesenheit und Verfolgung heimgesuchten Zeiten zu interpretieren, darzustellen und anzunehmen. Die Ausstellung beschreibt den zaghaften Drang, den Teufelskreis repressiver Regime und ihrer Systeme zu brechen. Je länger die Schatten, desto kleiner erscheint unsere Möglichkeit, die Wahrhaftigkeit der Dinge, die die Schatten werfen, zu ergründen. (Anna Karpenko, Kuratorin)
„When The Sun Is Low – The Shadows Are Long“ ist ein Projekt der Arsenał Galerie in Białystok, der GfZK – Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig und des Goethe-Instituts Warschau. Beteiligte Künstler*innen sind Alexander Adamov, Irina Anufrieva, Bazinato, Evelina Domnitch und Dmitry Gelfand, Jazep Drazdovič, Zhanna Gladko, Jan Helda, Siarhei Hudzilin, Zahar Kudin, Siarhiej Leskiec, Masha Maroz, Aliona Pazdniakova, Anton Sarokin, Ala Savashevich, Olga Sazykina, Sergey Shabohin, Jura Shust, Anna Sokolova, Władysław Strzemiński und Masha Svyatogor. Kuratiert wird die Ausstellung von der unabhängigen Kuratorin und Kunstmanagerin Anna Karpenko. Sie studierte an der Philosophischen Fakultät der Belarussischen Staatlichen Universität und der Europäischen Humanistischen Universität in Vilnius, Litauen.
Am 6. April 2022 findet in der Arsenał Galerie in Białystok um 18.00 Uhr die Paneldiskussion „THE ARTISTS FROM MIDDLE-EASTERN EUROPE DURING THE WAR“ mit der polnischen Künstlerin Katarzyna Hertz, der bildenden Künstlerin aus der Ukraine Lada Nakonechna sowie den belarussischen Künstlerinnen Marina Naprushkina und Jana Shostak und der Moderation von Anna Łazar statt. Eine weitere Paneldiskussion wird am 11. Mai 2022 um 18.00 Uhr digital stattfinden. Zum Thema „WHEN YOUR TONGUE IS TIED/REACTIONS OF THE ART FIELD TO THE WAR AND POLITICAL PROTESTS” diskutieren Künstler*innen und Kurator*innen aus Belarus und der Ukraine. Moderiert wird die Veranstaltung von Lena Prents. Beide Veranstaltungen können auf Englisch live und digital verfolgt werden auf der Facebook-Seite der Arsenał Galerie in Białystok.
Monika Szewczyk, Leiterin der Arsenał Galerie in Białystok, über die Ausstellungseröffnung: „Fast ein Jahr lang haben wir an der Ausstellung ,Gdy słońce jest nisko – cienie są długie/ When The Sun Is Low – The Shadows Are Long/Калі сонца нізка – цені доўгія‘ gearbeitet. Die Veranstaltung war von Anfang an als Geste der Solidarität mit Belarus in seinem Kampf für Freiheit und Demokratie gedacht. Der aktuelle Krieg, der durch Russlands Angriff auf die Ukraine ausgelöst wurde, ist ein Beweis dafür, wie sehr diese Werte heute bedroht sind.“
Anna Karpenko erklärte am 10. März 2022: „Die Schrecken der letzten Wochen sprechen für sich. Tod und Zerstörung haben die Menschlichkeit verdrängt – haben den Menschen das genommen, was sie als Eckpfeiler der bürgerlichen Ordnung betrachten. Die Sprache: die Welt mit der Logik der Rationalität erklären. Wie wäre es, der Welt die Welt in zwei Worten zu erklären? Dieses ,neue‘ Alphabet tauchte nicht am 24. Februar 2022 auf, sondern vor Jahrzehnten, Jahren und Jahrhunderten. Die bestehende Ordnung, die auf Macht und Unterdrückung, dem Wunsch nach Eroberung mithilfe starrer Strukturen, Missbrauch und Gewalt in all ihren verschiedenen Formen und gegenüber allen Lebewesen basiert. ,Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen‘ – mit diesem Satz beendete Ludwig Wittgenstein seine Abhandlung ,Tractatus logico-philosophicus‘ und wies uns damit nicht nur auf das Unvermögen logischer Strukturen hin, die Welt zu erklären und zu beschreiben. Sprachlosigkeit ist eine neue Realität. Zu schweigen ist angsteinflößend. Wir sitzen in einer archaischen Höhle, zeichnen die Schatten an den Wänden ab und fragen uns, ob es der Sonnenaufgang oder der Sonnenuntergang ist.
Wir haben uns entschieden, die Ausstellung ,When The Sun Is Low – The Shadows Are Long‘ nicht abzusagen und sie am 1. April 2022 in der Arsenał Galerie (Białystok, Polen) sowie am 10. Juni 2022 in der Galerie für Zeitgenössische Kunst GfZK (Leipzig, Deutschland) zu eröffnen – in Solidarität und tiefem Mitgefühl mit dem ukrainischen Volk und im Glauben an die Freiheit für Belarus.“
In Białystok ist die Ausstellung „When The Sun Is Low – The Shadows Are Long“ vom 1. April bis 13. Mai 2022 öffentlich zugänglich und in Leipzig vom 10. Juni bis 25. September 2022.
Weitere Informationen finden Sie unter www.galeria-arsenal.pl und www.gfzk.de .
„When The Sun Is Low – The Shadows Are Long“ ist ein Projekt der Arsenał Galerie in Białystok, der GfZK – Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig und des Goethe-Instituts Warschau, mit der Unterstützung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Martin Roth-Initiative.
Kontakt:
Viola Noll
Stv. Pressesprecherin
Goethe-Institut
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viola.noll@goethe.de
Arsenał Galerie Białystok
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