Music in Africa – ACCES 2018
Musik als identitätsstiftende Kraft
Um Einblicke in aktuelle Themen der afrikanischen Musikbranche zu bekommen und Kooperationen zu ermöglichen, hat die Music in Africa Foundation in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und der Siemens Stiftung die Konferenz „ACCES“ ins Leben gerufen. In diesem Jahr bringt die Plattform in Nairobi rund 40 afrikanische und internationale Musikunternehmen in Workshops, Live-Performances und Diskussionsrunden zusammen.
Zwei Tage vollgepackt mit Diskussionen, Präsentationen und Workshops, dazu drei Konzerte mit Musikgruppen aus Ost- und Westafrika: Der Musikkongress ACCES 2018, der vom 15. bis 17. November in der kenianischen Hauptstadt Nairobi stattfand, spiegelte die dynamische Entwicklung der afrikanischen Musik in aller Breite. Die Themen reichten von musikalisch-praktischen Aspekten über die Studiotechnik bis hin zu Fragen der Rechtewahrnehmung und der Aktualität des eigenen kulturellen Erbes. Schauplatz war das Kenya National Theatre, in dem sich auch das Nationale Konservatorium befindet. Ein großes Zelt diente außerdem als Ausstellungsraum, wo sich Musikproduzenten, Medien und Förderinstitutionen an ihren Ständen präsentieren konnten.
ACCES – ein internationales Netzwerktreffen
Nach dem erfolgreichen Probelauf vom letzten Jahr in Dakar ging ACCES nun in Nairobi zum zweiten Mal über die Bühne – der Veranstaltungsort wird auch in Zukunft jährlich wechseln. Träger ist die vor fünf Jahren mit Unterstützung der Siemens Stiftung und des Goethe Instituts gegründete Music in Africa Foundation (MIAF) mit Sitz in Johannesburg. Sie hat sich in wenigen Jahren zum wichtigsten panafrikanischen Netzwerk auf dem Gebiet der Musik entwickelt. Während die Webseite mit inzwischen rund 18.000 Einträgen von Musikerinnen, Produzenten und Institutionen das impulsgebende Nervenzentrum bildet, fungiert ACCES als physisches Schaufenster der Foundation. Hier treffen sich aktive Mitglieder zum Gedankenaustausch und zur Entwicklung neuer Projekte.ACCES 2018 ermöglicht eine internationale Vernetzung in der afrikanischen Musikbranche | Foto: Music in Africa
Streamings, Diskussionsrunden und Workshops
Die Veranstaltungsthemen waren hochaktuell und lockten zahlreiche Gäste aus der lokalen Musikszene an. Stark besucht waren die Panels zum schnell wachsenden Streamingsektor und zur Rechtewahrnehmung – laut neuester Statistik der CISAC, der internationalen Vereinigung der Urheberrechtsgesellschaften, beträgt der Anteil des riesigen afrikanischen Musikmarkts an den weltweiten Rechten gerade einmal lächerliche 0,8 Prozent. Eine Diskussionsrunde widmete sich dem Thema der Musikerziehung: Die Regierungen in Uganda und Kenia haben ihre kulturpolitische Bedeutung erkannt und stellen neuerdings Gelder dafür zur Verfügung. Die aktuelle Debatte dreht sich um die Frage, wie man die weitgehend auf mündlichen Traditionen beruhenden eigenen Musiktraditionen curriculumfähig machen könne. Auf großes Interesse stießen auch die Workshops über Grundlagen der Musikproduktion, DJ-Praxis und Filmkomposition – Letzterer wurde von der Hamburger Firma Mediasound angeboten.Workshops über Grundlagen der Musikproduktion, DJ-Praxis und Filmkomposition | Foto: Music in Africa
Karriere machen in Afrika
Der pädagogische Nutzen von ACCES, vor allem für den Musikernachwuchs, ist immens. Die Gelegenheit, hier berufliche Kontakte zu knüpfen, sei eine hervorragende Sache, meint der Musiker und Textautor Blick Bassy aus Kamerun, der vor elf Jahren nach Frankreich kam, heute in Bordeaux lebt und die afrikanische Musikszene aus der Distanz verfolgt. Doch ebenso wichtig findet er, dass sich bei ACCES seine afrikanischen Kolleginnen und Kollegen, denen die Möglichkeit zum Reisen weitgehend fehlt, mit den Mechanismen des internationalen Musikbusiness vertraut machen können. „Wenn sich die afrikanische Musik entwickeln soll, dann müssen die Musikerinnen und Musiker lernen, ihre Interessen wahrzunehmen. Karriere machen heißt nicht einfach, in Europa aufzutreten. Man muss dafür kämpfen, dass in Afrika selbst die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden.“Der Musiker und Texter Blick Bassy schätzt den beruflichen Austausch auf der ACCES-Konferenz | Foto: Music in Africa
„Wer sind wir im 21. Jahrhundert?“
Einen Höhepunkt gab es gleich zu Beginn mit dem Auftritt von Eric Wainaina. Der kenianische Sänger, Komponist und Textautor, eine Koryphäe der heutigen afrikanischen Musik, wurde nun in Nairobi mit dem Music of Africa Honorary Award ausgezeichnet. In seiner Eröffnungsrede zum Kongress zeigte er sich als unbeugsamer Optimist und großer Motivator. Ähnlich zuversichtlich und kämpferisch gab sich auch die kenianische Perkussionistin Kasiva Mutua. Ihre Frage: „Wer sind wir im 21. Jahrhundert?“ zielte geradewegs auf die Rolle der Musik als identitätsstiftende Kraft im Afrika von morgen.Der kenianische Sänger Eric Wainaina während seiner Eröffnungsrede | Foto: Music in Africa