Bicultural Urbanite Luke
Um es kurz zu machen
Wenn man an die Filmkultur in der deutschen Hauptstadt denkt, fällt einem typischerweise die Berlinale ein. Aber für Kino-Fans mit einer Vorliebe für das Kurzformat ist es eine andere Veranstaltung, die jedes Jahr Appetit auf filmische Magie weckt.
Von Luke Troynar
Während meiner Zeit in Berlin war ich schon immer ein begeisterter Berlinale-Besucher. Jedes Jahr vor Beginn des Festivals bringen ein paar meiner Freunde und ich den alten Facebook-Thread wieder ins Leben, in dem wir unsere Top-Tipps für die Saison besprechen und gemeinsam planen, an welchen Vorführungen wir teilnehmen möchten.
Es ist eine beruhigende Tradition mitten im Winter, die dabei hilft, dem Schlimmsten dieser kalten und dunklen Zeit in gemütlichen Kinos dieser Stadt zu entfliehen. Dieses Jahr freute ich mich besonders, das Angebot eines Berliner Vorwinter-Filmfestivals zu entdecken, das bisher unter meinem Immigranten-Radar geflogen ist: interfilm Berlin.
Mit mehr als 23.000 Besuchern, darunter eine große Anzahl internationaler Gäste, konzentriert sich Interfilm zwar auf kleine Produktionen, ist aber keine kleine Angelegenheit. 1982 von Regisseur Heinz Hermanns gegründet, ist es das drittlängste laufende Filmfestival Berlins und das größte Festival der Stadt, das sich dem Kurzformat widmet. Die Eröffnungsnacht der 6-tägigen Veranstaltung zieht Kinobesucher aus nah und fern an, die sich in die majestätische Halle der Volksbühne stopfen.
Eine internationale Angelegenheit
Ein solcher Filmfan war in diesem Jahr Edoardo Brunetti, ein International Affairs-Student aus Melbourne, der ein Marketing-Praktikum beim Festival absolvierte. Nachdem der 21-jährige Australier im vergangenen Sommer in der deutschen Hauptstadt Urlaub gemacht hatte, sagte er, er habe Berlin wegen seines reichen kulturellen Erbes und seiner vergleichsweise günstigen Lebenshaltungskosten für sein Auslandspraktikum ausgewählt. Er erwähnt auch den Ruf Berlins, eine "unglaubliche" Stadt für junge Menschen zu sein - ein Klischee, das er als erfreuliche Realität empfunden hat. "Egal was deine Interessen sind, es gibt immer etwas zu tun [in Berlin] ... Melbourne kann im Vergleich dazu ein bisschen verschlafen wirken." 23.000 Besucher kamen zum diesjährigen interfilm Berlin Festival | © Lars Görlitzer / interfilm Berlin Edoardo war zwar nicht das erste Mal in Berlin, aber es war seine erste Erfahrung bei interfilm, und er war „überwältigt“ von der schieren Anzahl akkreditierter internationaler Gäste - Filmemacher, die von überall her angereist kamen, von Europa bis hin zum Iran, von China bis Venezuela - eine Beteiligung wie er sie selbst von ähnlichen Events in seiner Heimatstadt nicht kannte."Aufgrund der Lage ist es für kulturelle Veranstaltungen in Australien oftmals schwieriger internationale Gäste anzuziehen, und so tendiert man oft dazu, sich auf Australien zu konzentrieren", sagt er.
Die Kraft des Kurzfilms
Edoardo war auch beeindruckt von interfilms Kollektion von 450 Kurzfilmen in 60 verschiedenen Programmen. Er meint, dass der thematische Fokus des Festivals eine der entscheidenden Weisen ist, das Kurzformat zu demonstrieren. Jede Vorführung dauert ungefähr neunzig Minuten und wird nach kreativen Themen wie „Menschliche Absurdität“ und „Leidenschaft oder Vergnügen“ gruppiert. Dieser Ansatz hilft dem Festival nicht nur ein breites Publikum anzusprechen, sondern ermöglicht es auch, die einzigartige Kraft des Kurzfilms zu nutzen. Edoardo Brunetti steht vor dem Babylon-Kino in Berlin | © Privat„Das Format ist wirklich zugänglich“, reflektiert Edoardo, „und es ermöglicht Filmemachern ohne große Ressourcen Filme zu erstellen. Aus diesem Grund hat man eine echte inhaltliche Vielfalt. Es gibt Geschichten die einzigartig sind und sonst nicht erzählt würden."
Während der 35. Interfilm für 2019 genauso wie Edoardos Praktikum zu Ende ging, scheint es, dass sein Rückflug nach Melbourne im Dezember nur eine Pause in einer längeren Berliner Geschichte ist. Die Festivalorganisatoren haben informell über die Möglichkeit gesprochen, dass Edoardo für die nächste Saison zurückkehren könnte, und er ist hungrig nach weiteren Herausforderungen.
"[In Berlin leben] hat mir einige Nachteile der Stadt aufgezeigt und mir eine realistischere Perspektive gegeben als zuvor, aber ich werde auf jeden Fall zurückkehren."