Bicultural Urbanite Brianna
Ode an die Berliner Lockdown-Weihnacht
Ein vietnamesisches Restaurant in Prenzlauer Berg verkauft Glühwein und andere Weihnachtsleckereien | © Brianna Summers
Keine Weihnachtsmärkte, keine Feiern, nichts. Dieses Jahr werden die Deutschen während des zweiten landesweiten Lockdowns räumlich distanzierte Weihnachten feiern. Inspiriert von den jüngsten Ereignissen brachte ich eine Berliner Version eines berühmten englischsprachigen Weihnachtsgedichts zu Papier. Viel Spaß!
Von Brianna Summers
Es war der Monat vor der Weihnacht
Es war der Monat vor der Weihnacht und überall in Berlinspazierte jeder Haushalt alleine vor sich hin.
Alle ziemlich am Ende, die Nerven lagen blank,
man durfte fast nichts mehr, Corona sei Dank.
Die Kinder drängten sich alle zuhaus’,
Trafen ihre Freunde per Handy und kamen nicht raus.
Die Eltern spielten Lehrer und kriegten zu viel,
Wenn die Kinder im Bett war’n, kam der Rotwein ins Spiel.
Man konnte in Schule und Sport nicht mehr gehen,
Nur die Kleinsten der Kleinen durften sich sehen.
Denn die Behörden ließen weise die Kitas offen,
Sonst wär’n die Erwachsenen ganztags besoffen.
Wat’n komischer Advent, keine Märkte weit und breit,
Die Straßen so leer, null Weihnachtlichkeit.
Auch Grünkohl, Kastanien, die Bratwurst am Grill –
alles weg, und auch der Jahrmarkt liegt still.
Die Berliner aber, die sind raffiniert,
Überall gibt’s jetzt Glühwein, der die Läden ziert.
Und so ist der neueste Trend dieser Zeit,
sich auf der Straße zu treffen, mit Glühwein, zu zweit.
Geschenke jetzt oder nie, denn wie alle wissen
werden die Läden bald vollständig schließen müssen.
Was kauf ich? Und wo? Wie schaff’ ich das jetzt?
Socken, Karten und Alk besorg ich diesmal im Netz.
Aber noch ist alles offen, mit schön bunten Lichtern,
Hinein spazieren Leute mit maskierten Gesichtern.
Kein Stöbern, kein Verweilen, mit Karte bezahlen –
Geschenkekauf hardcore, mit extra Qualen.
Und im Vorfeld des Festes muss jeder entscheiden:
Welche fünf Leute kann ich wirklich gut leiden?
Kein großes Essen mit Onkel und Tante,
Traditionen ade, Fest ohne Verwandte.
Wir träumen von der Impfung, gucken viel zu viel fern,
Die Gans wird geliefert, shoppen geh’n wir nicht gern.
Und senden euch Grüße von nah und von weit:
Frohe Weihnacht an alle und schöne Zeit! Eine Bar in Berlin verkauft Glühwein zum Mitnehmen. Es gelten die üblichen Regeln: Masken sind Pflicht, maximal fünf Personen aus zwei Haushalten, zwei Meter Abstand, nicht im Barbereich abhängen oder Gruppen bilden. | © Brianna Summers