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Berlinale-Blogger 2020
Ein Klassiker erreicht neue Höhen

Werbeplakat für den Film Cesar's Dream auf der Berlinale
© UFA X

Die Berlinale und die Deutsche Kinemathek treten zum 100-jährigen Jubiläum des Films auf einzigartige Weise in Das Cabinett des Dr. Caligari ein.

Von Sarah Ward

Vor einem Jahrhundert entdeckte das deutsche Publikum erstmals die Wunder von Robert Wiene‘s expressionistischem Meisterwerk Das Cabinett des Dr. Caligari - dem Film, der eine ganze Filmbewegung ins Leben gerufen und das deutsche Kino, das Horrorkino und das Kino generell, für immer verändert hat. So bekamen die Fans jedoch bald nicht nur die Geschichte des Titulararztes, seines mysteriösen Schlafwandlers und der Morde, die ihnen mit jedem Schritt auf der großen Leinwand zu folgen schienen, zu sehen; dank des Komponisten Otto Weber ging es sogar mit dem Caligari-Foxtrott auch auf die Tanzfläche.

Dies ist jedoch nur einer der faszinierenden Leckerbissen, die in der Berlinale und der Deutschen Kinemathek zum 100-jährigen Jubiläum des Films geboten werden. Letzteres, Berlins ansässiges Filmgeschichtsmuseum, würdigt bereits zu Recht Das Cabinett des Dr. Caligari in seiner Dauerausstellung - und deckt dabei die Breite des deutschen Kinos, von seinen stillen Anfängen bis zu jüngsten Triumphen wie Toni Erdmann, ab -, aber bis Mitte April wird das Feature in besonders großer Weise gefeiert. Zwar können Besucher den Caligari-Foxtrott leider nicht hören oder selbst dazu tanzen, aber sie können das charakteristische Kunstwerk bestaunen, das ihn begleitete.

Ein Schatzkästchen der Erinnerung

Filmbezogene Ausstellungen, die sich auf einen bestimmten Film, ein bestimmtes Genre oder einen bestimmten Filmemacher konzentrieren, laufen zwar Gefahr zu den bereits Bekehrten zu predigen, da sie sich vor allem an bestehende Fans richten, die das Thema des Showcases bereits kennen und lieben. Bei einem Film wie Das Cabinett des Dr. Caligari ist dies zwar einerseits durchaus der Fall, andererseits jedoch auch wieder nicht. Das Erbe des Films ist bedeutsam und gut etabliert, ebenso wie seine Kultfolge. Aber selbst für die Uneingeweihten wäre es unmöglich Zeuge der Hommage der Berlinale und der Deutschen Kinemathek zu sein, ohne dabei dessen Kunstfertigkeit, Bedeutung und Einfluss schätzen zu lernen. Einige der skurrilen Erinnerungsstücke aus der Caligari-Ausstellung in der Deutschen Kinemathek Einige der skurrilen Erinnerungsstücke aus der Caligari-Ausstellung in der Deutschen Kinemathek | © Sarah Ward Eine Vielzahl von Erinnerungsstücken führen durch die Produktion und Wirkung des Films: entlang an einer der Wände, sind gerahmte, miniaturisierte Rekonstruktionen der atemberaubenden, geometrisch schweren Kulisse des Films ein herrlicher Anblick. In einem malerischen Vorführraum wird eine restaurierte Version des Filmes in einer Schleife abgespielt, sodass alle Besucher von Anfang bis Ende in dessen Freuden eintauchen können. Und wenn die Resonanz des Cabinett des Dr. Caligari in der Populärkultur in den letzten 100 Jahren nicht bereits erkennbar war, zeigt die Foto-Hommage, wie sowohl The Cure‘s Robert Smith und Tim Burton‘s Edward Scissorhands als auch Joaquin Phoenix‘ jüngster Oscargewinn für seine Performance als Joker davon berührt wurden – und all das direkt neben einer lebensgroßen Nachbildung des verschlafenen Cesare (Conrad Veidt) vom Cabinett des Dr. Caligari (Werner Krauss).

Das virtuelle Cabinett

Mitten in der kleinen, aber aufschlussreichen Ausstellung bietet eine Aufnahme den Fans von Das Cabinett des Dr. Caligari ein wirklich einzigartiges Erlebnis. Es ist nicht zu übersehen - und als Herzstück der Berlinale und der Deutschen Kinemathek lohnt es sich, in der unvermeidlichen Schlange zu warten, ein Virtual-Reality-Headset anzulegen und sich unterhalten zu lassen. Cesares Traum entführt die Besucher in die Welt des Cabinett des Dr. Caligari und ermöglicht es ihnen, durch das unnachahmliche Dekor des Films zu schlendern. Während jeder Besucher durch die VR-Erfahrung navigiert, werden die Sehenswürdigkeiten, die er sieht, auf einem Bildschirm angezeigt, den jeder andere auch sehen kann.

Cesares Traum wurde vom Goethe-Institut Warschau und der UFA X ins Leben gerufen und ermöglicht Filmliebhabern, so nah wir nur irgendwie möglich, an das heranzukommen, was bisher nur pure Fantasie gewesen war - auf den Spuren von Caligari und Cesare zu wandeln und in das albtraumhafte Reich der beiden einzutauchen. Für einen Film, der in seinem Erscheinungsbild bereits traumhaft erscheint, passt die virtuelle Realität perfekt und fügt dem Film, der seit 100 Jahren dieselbe Beschreibung trägt, eine weitere, surreale Ebene hinzu.

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