Dining Room Tales
Dinner und Drama, direkt an Ihrem Tisch
Theater und ein gutes Essen ist für viele von uns der perfekte Abend. Bei Xan Colmans Veranstaltungsreihe Dining Room Tales kann man beides miteinander kombinieren. Sein jüngstes Werk in der Reihe zeigt der deutsche Performance-Künstler Jürgen Fritz.
Von André Leslie
Es ist eine großartige Erfahrung, einen international bekannten Künstler auf der Bühne zu sehen. Aber was wäre, wenn Sie sich mit ihm zusammen zum Abendessen setzen, selbst Teil der Performance werden und Ihre persönlichsten Geschichten teilen könnten?
Das ist die Idee hinter dem von Xan Colman konzipierten Performance Projekt Dining Room Tales, das in Kürze mit Hilfe des Goethe-Instituts in Melbourne und Sydney aufgeführt wird.
Der in Melbourne lebende Colman, dem diese Idee kam, sagte, dass ihm die Inspiration eines Tages in seiner Küche gekommen sei, als er sein Essen zubereitete.
„Ich schaute zu meinem leeren Esstisch rüber und dachte plötzlich: Eigentlich könnte ich doch jetzt gerade mitten in einem performativen Gespräch mit Gästen sein, wenn ich das wollte“, sagt er.
„Ich habe darüber nachgedacht, welche Möglichkeiten sich für Kunst im häuslichen Bereich bieten könnten und wie Essen der Übermittlung von Geschichten dient.“
Seit den offiziellen Anfängen des Projekts im Jahr 2011 hat Colman über 80 Performances mit neun verschiedenen Künstlern in sieben Ländern aufgeführt. Der erste war mit dem iranisch-australischen Künstler Neda Rahmani in Melbourne, bevor er Dining Room Tales auf Reisen durch Australien und in der ganzen Welt aufführte.
Dining Room Tales-Gründer Xan Colman mit dem Pianisten Yoshio Hamano in Yokohama
| © Taira Tairadate
Im kunstwerk sitzen
Der renommierte Performancekünstler Jürgen Fritz wird im Februar eine Performance mit dem Titel „Tuch“ inszenieren, in der die Teilnehmer selbst in einem Kunstwerk sitzen, einem riesigen Tischtuch, das die Installationskünstlerin Christine Biehler entworfen hat.Ähnlich wie bei den anderen Dining Room Tales-Performances werden persönliche Geschichten geteilt, während Fritz die künstlerischen Fähigkeiten darlegt, die ihm am natürlichsten sind - und das Publikum wird mit einbezogen.
„Bei Jürgen dreht sich alles um Aktion und Erfahrung, und um Dinge, die sich im Moment verbinden und miteinander kollidieren, völlig ungeplant", sagt Colman.
Fritz hat die Show bereits in Finnland und in seiner Heimat Deutschland aufgeführt und sagt, dass das Format der Dining Room Tales Performance „spielerischer und humorvoller“ ist, als reguläre Theateraufführungen.
„Ich muss offen sein für die Anregungen seitens des Publikums, ich darf mich nicht auf einen Ablauf festlegen", sagt Fritz. „Jede Performance ist anders, je nachdem, was vom Publikum eingebracht wird.“
Hau rein: Essen ist in allen Dining Room Tales-Aufführungen Teil der Show | © Antti Ahonen
menschlich sein
Colman erklärt, dass, obwohl die Dining Room Tales Performances in ganz unterschiedlichen Orten aufgeführt wurden, das Projekt ihm in den letzten Jahren jedoch bewiesen hat, wie ähnlich wir uns doch alle sind.„Die Leute fragen sich, ob man in Japan, Deutschland, Brasilien und Hongkong unterschiedliche Antworten bekommt – und obwohl das auch so ist, sind wir dennoch überhaupt nicht so unterschiedlich. Es ist lediglich so etwas wie eine andere Nuance, die an jedem Ort existiert.“
„Auf der einen Seite gibt es Leute, die wirklich introvertiert sind, und auf der anderen Seite gibt es welche, die wirklich abenteuerlustig sind, und es gibt alle Arten von Grautönen.“
Für Colman, der auch an einigen großen Produktionen in Theatern auf der ganzen Welt mitgewirkt hat, ist das Dining Room Tales-Projekt eine Chance, wieder etwas „Menschlichkeit“ in die Künste einzubringen.
„Ich versuche damit Zeit und Raum zu schaffen, sodass die Leute einfach menschlich miteinander umgehen können - mit Menschen, die sie nicht kennen und mit Ideen, die sie noch nicht kennen oder verstehen können.“
Jürgen Fritz wird im Februar 2020 an vier Performances von „Tuch“ in Melbourne und Sydney teilnehmen. Die Plätze sind streng limitiert, Reservierungen sind unabdingbar.