Gespräch Ein Geheimexil: Die Geschichte einer Berliner Familie in Brasilien

Foto: Hugo Simon, Gertrud Simon und Roger Denis Foto: Hugo Simon, Gertrud Simon und Roger Denis © Familienarchiv

Mo, 10.07.2017

Goethe-Institut Rio de Janeiro. Bibliothek

Mit dem Schriftsteller Rafael Cardoso und unter Moderation von der Journalistin, Übersetzerin und Direktorin der Casa Stefan Zweig in Petrópolis Kristina Michahelles

Im Jahre 1941 traf der Berliner Bankier Hugo Simon zusammen mit seiner Ehefrau Gertrud, den zwei Töchtern, dem Schwiegersohn und dem zehn-jährigen Enkelkind, allesamt mit falschen Namen in Brasilien ein. Simon, auch bekannt als “Der Rote Bankier”, war ein wichtiger Akteur in der Kulturszene der Weimarer Republik, preußischer Finanzminister und ein persönlicher Freund von Albert Einstein, Thomas Mann, Alfred Döblin und Harry Graf Kessler. Er war auch Kunstsammler und Mäzen von Werken von Feininger, Klee, Kokoschka, Munch und Pechstein um nur einige seiner bemerkenswerten Sammlungen zu nennen. Als ihnen als “unerwünschte Ausländer” die Deportation drohte, versteckte sich Hugo Simon mit seiner Familie im Landesinneren von Brasilien, wo sie auch trotz Ende des Krieges noch verblieben und unter ihrer neu-auferlegten Identität weiterlebten. Diese eindrucksvolle Familiengeschichte ist Grundlage des Romans “Das Vermächtnis der Seidenraupe: Geschichte einer Familie”, das im Original (O Remanescente) 2016 von dem Verlag Companhia das Letras veröffentlich wurde und von Rafael Cardoso, Urenkel von Hugo Simon, geschrieben wurde. In diesem Vortrag, wird der Autor Einblicke in die ausgiebige Arbeit, die hinter den Recherchen für das Buch steht, geben. 

Diese Veranstaltung ist Teil des Projektes "Canto dos Exilados" der Casa Stefan Zweig, das in dieser Ausgabe in Partnerschaft mit dem Goethe-Institut stattfindet, und dreht sich um die Erinnerung an Flüchtlinge des Zweiten Weltkriegs, die wichtige Beiträge in Brasilien in allen Bereichen der Kultur, der Wissenschaft und der Kunst leisteten. 

Rafael Cardoso © Patricia Breves Rafael Cardoso ist Autor und Kunsthistoriker. Unter seinen Romanen finden sich Das Vermächtnis der Seidenraupe: Geschichte einer Familie (S. Fischer Verlag, 2016), Sechzehn Frauen: Geschichten aus Rio (S. Fischer Verlag, 2013), Controle Remoto (2002) und A Maneira Negra (2000), wurden bereits ins Deutsche, Holländische, Spanische und Italienische übersetzt. Er schrieb auch diverse Werke über Kunst- und Designgeschichte, Design para um Mundo Complexo (2012), Impresso no Brasil, 1808-1930: Destaques da História Gráfica no Acervo da Biblioteca Nacional (2009) und A Arte Brasileira em 25 Quadros (1790-1930) (2008) gehören zu den aktuellsten Werken. Er ist noch als unabhängiger Kurator tätig und verantwortlich für wichtige Ausstellungen wie Do Valongo à Favela: Imaginário e periferia (Museu de Arte do Rio, 2014); Rio de Imagens: Uma paisagem em construção (Museu de Arte do Rio, 2013); From the Margin to the Edge: Brazilian Art and Design in the 21st Century (Somerset House, London, 2012) und Eliseu Visconti: A modernidade antecipada (Pinacoteca do Estado de São Paulo, 2011). Rafael Cardoso promovierte im Courtauld Institute of Art, in London, und ist Mitarbeiter des Instituto de Artes der Staatlichen Universität von Rio de Janeiro (UERJ), lebt aber aktuell in Berlin. 
 

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