Cinema go web: Workshop für Webserien

Polyglot Still: Amelia Umuhire

Cinema go web: Webserien-Workshop

Unter Leitung der deutsch-ruandischen Filmemacherin Amelia Umuhire erstellen junge Menschen aus Ruanda und der DR Kongo persönliche Geschichten, die sie anschließend als Web-Serie in Goma verfilmen. 

Geschichten aus dem Gebiet der Großen Seen

Das Gebiet der Großen Seen wird seit Jahren von Konflikten beherrscht: Genozid, Flüchtlingskrise, Kongo-Krieg, Rohstoffschmuggel, Vulkanausbruch. Die Beziehungen der Menschen sind noch immer beschädigt. Dies gilt ganz besonders für Kongolesen und Ruander in diesem für die Region zentralen Grenzgebiet. Die ostkongolesische Grenzstadt Goma kann sich vor äußeren Zuschreibungen kaum bewahren. Gleichzeitig werden aber auch viele internationale Künstler von dieser Konfliktregion angezogen und erarbeiten hier Projekte, die in Europa erfolgreich sind.
 
Welche Geschichten aber haben Bewohner der Stadt und ihre Nachbarn selbst zu erzählen? Welche Geschichten erzählen gerade Frauen, die Fremdzuschreibungen und Silencing – gerade in ihren heimischen Kulturen, die traditionelle Rollen für sie vorsehen – besonders stark ausgesetzt sind?
 
Im Mai und Juni 2017 treffen junge Frauen und Männer aus Ruanda und dem Kongo für einen zweiteiligen Filmworkshop in Goma, Ost-Kongo, aufeinander, um ihrer Stimme gemeinsam Ausdruck zu  verleihen. Zusammen mit der deutsch-ruandischen Regisseurin Amelia Umuhire entwerfen sie persönliche Geschichten, die sie anschließend als Webserien verfilmen.

Warum Webserie?

Das Format der Webserie eignet sich besonders zu Selbstermächtigung. Es besteht aus wenigen, kurzen Episoden, die unaufwändig gedreht werden können. Über Youtube erreichen die Geschichten ihr Publikum direkt – ein wichtiges Kriterium in einer Region, in der es keine Kinos und auch sonst kaum Strukturen der Filmproduktion und -distribution gibt.
 
Während des Workshops arbeiten die Teilnehmenden nach ihren jeweiligen Interessensgebieten in kleinen Teams. Sie haben die Möglichkeit, Drehbücher zu schreiben, Charaktere zu entwickeln, oder auf der technischen Seite in Kameraführung, Tonaufnahme und Montage eingeführt zu werden. Sowohl das Genre der Dokumentation als auch der Fiktion werden dabei nutzbar gemacht. Außerdem sind Grundlagen der Filmvermarktung Themen im Workshop. Der Workshop findet in zwei Teilen statt, um in der Pause weiter am Skript zu arbeiten und zu drehen. Am Ende werden die Serien gefilmt, geschnitten und produziert. Auf dem Congo International Film Festival feiern sie ihre Premiere.

Der Workshop findet im Vorfeld des Congo International Film Festivals („CIFF“) in Goma statt und ist eine Zusammenarbeit zwischen dem Filmfest, dem Kulturzentrum Yolé! Africa in Goma, dem Goethe-Institut Kigali sowie dem Goethe-Institut Kinshasa.

Amelia Umuhire

Amelia Umuhire hat 2015 die Webserie „Polyglot“ veröffentlicht, die unter anderem als „Beste deutsche Webserie“ auf dem WebFest in Berlin sowie als „Beste Internationale Webserie“ auf dem Internationalen Filmfestival in Genf ausgezeichnet wurde. Die gebürtige Ruanderin, die in einer Kleinstadt in Westdeutschland aufgewachsen ist, eignete sich ihr Wissen über die Filmproduktion selbst an. Sich zwischen zwei Kulturen zu bewegen ist die Erfahrung, die den thematischen Schwerpunkt ihrer Serie bildet. Als Autorin schreibt Amelia Umuhire u.a. für das Missy Magazin.

Yolé! Africa

Yole! Africa wurde Anfand der 2000er Jahre mit dem Ziel gegründet, Jugendlichen den Zugang zu Bildung und Kultur zu ermöglichen. Junge Künstler und Künstlerinnen lernen dort, sich mit ihrer Kunst auszudrücken und aktiv einen Dialog über den Frieden und die zukünftige Entwicklung ihrer Region zu gestalten. Im Zentrum stehen Musik, Tanz und Film. Yole! Africa ist somit zu einem Ort geworden, an dem junge Menschen in relativer Sicherheit Fähigkeiten erlernen, die es ihnen ermöglichen, sich in einer Gesellschaft zu entwickeln, in der Hoffnung fast zum Mythos geworden ist.

CONGO INTERNATIONAL FILM FESTIVAL

Der Leiter und Regisseur Petna Ndaliko hat im Oktober 2005 das Internationale Film Festival „CIFF“ (bis 2015: Salaam Kivu International Film Festival) gegründet. Es ist das erste internationale Filmfestival des Landes und wegweisend für die Region. Trotz der durchaus schwierigen Bedingungen fand das Festival seitdem jedes Jahr statt. Es entwickelte sich zu einer anerkannten Plattform, die einen Austausch zwischen Künstlern, Regisseuren und Vertreibern fördert. Gleichzeitig schafft CIFF einen außergewöhnlichen Rahmen für friedlichen Aktivismus. Jedes Jahr steht  ein neues Thema im Zusammenhang mit den gesellschaftspolitischen Entwicklungen in Film, Tanz, Musik im Fokus, das außerdem in anschließenden Debatten weitergeführt wird. Ziel des Festivals ist es, mit pazifistischen Ansätzen eine kritische Bewegung zu schaffen, die Frieden und Sicherheit in Goma fordert und in die Region ausstrahlt.