Kinshasa 2050: Digital City?
Die Ausstellung

Ausstellung: Kinshasa 2050
Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut

Sieben kongolesische Künstler präsentieren sieben Visionen für Kinshasa im Jahr 2050, sieben Ideen darüber, wer der Mensch, die Stadt, künstlerisches Schaffen und das Leben im urbanen Raum sein wird. Die Ausstellung fand im Rahmen des Zukunftsfestivals "Kinshasa 2050" statt und wurde von Nadine Siegert kuratiert.

Fauteuil YaKin

Iviart Izamba zi Kianda
Metallskulptur, Solarzelle (2017)

Iviart Izamba: Fauteuil YaKin (Ausschnitt, 2017)
Iviart Izamba: Fauteuil YaKin (Ausschnitt, 2017) | Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut
Kinshasa im Jahr 2050 ist ein mosaikartiges Universum, eine paradiesische Umwelt, eine kosmopolitische Stadt, die mit den neuesten technologischen Entwicklungen Schritt hält, eine hektische Stadt, deren Geräuschkulisse Wärme ausstrahlt, ein ausgewogener und ansprechender urbaner Raum, eine Stadt, die sich in vielerlei Hinsicht mit dem Gegensatz von Geplantem und Spontanem konfrontiert sieht. In diesem multidimensionalen Kontext stellt der „Fauteuil YaKin“ ein futuristisches und intelligentes Stadtmöbel dar. Der riesige Sitz erlaubt es den Benutzern, die sich im öffentlichen Raum bewegen, sich nicht nur zu setzen, sondern dank eines eingebauten WLAN-Netzwerks gleichzeitig auch im Internet zu surfen. Außerdem besteht diese funktionale Skulptur aus dekorativen Komponenten und hinzugefügten Elementen, die Erfindungen aus Kinshasa im Jahr 2050 zeigen.
  • Iviart Izamba: Fauteuil YaKin (Ausschnitt, 2017) Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut

    Iviart Izamba: Fauteuil YaKin (Ausschnitt, 2017)

  • Noah Matanga: 24 novembre 2050 (détail, 2017) Foto: Goethe-Institut Kinshasa

    Noah Matanga: 24 novembre 2050 (détail, 2017)

  • Noah Matanga: 24 novembre 2050 (détail, 2017) Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut

    Noah Matanga: 24 novembre 2050 (détail, 2017)

  • Joycenath Tshamala: Réalité Fictive (2017) Photo: Catherine Trautes | Goethe-Institut

    Joycenath Tshamala: Réalité Fictive (2017)

  • Hilary Balu: Cyber_Nkisi connecté à Nganganaut (2017) Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut

    Hilary Balu: Cyber_Nkisi connecté à Nganganaut (2017)

  • Hilary Balu: Cyber_Nkisi connecté à Nganganaut (2017) Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut

    Hilary Balu: Cyber_Nkisi connecté à Nganganaut (2017)

  • Hilary Balu: Cyber_Nkisi connecté à Nganganaut (2017) Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut

    Hilary Balu: Cyber_Nkisi connecté à Nganganaut (2017)

  • Kongo Astronauts: Le Nkisi post-humain (2017) Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut

    Kongo Astronauts: Le Nkisi post-humain (2017)

  • Kongo Astronauts: Le Nkisi post-humain (2017) Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut

    Kongo Astronauts: Le Nkisi post-humain (2017)

  • Wilfried Luzele: Liquéfaction de l’homme (2017) Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut

    Wilfried Luzele: Liquéfaction de l’homme (2017)

  • Wilfried Luzele: Liquéfaction de l’homme (2017) Foto: Goethe-Institut Kinshasa

    Wilfried Luzele: Liquéfaction de l’homme (2017)

  • Jean-Jacques Tankwey: KK2050 (2017) Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut

    Jean-Jacques Tankwey: KK2050 (2017)

24 NOVEMBRE 2050

Noah Matanga Buaki
Installation mit Flaschen, animiertem Video und 15 Digitalfotografien (2017)

Noah Matanga: 24 novembre 2050 (détail, 2017)
Noah Matanga: 24 novembre 2050 (détail, 2017) | Foto: Goethe-Institut Kinshasa
Kinshasa ist eine Stadt der Kontraste, in der reiche Wohn- und Geschäftsviertel, Universitäten, Militärgelände und Elendsviertel nebeneinander existieren. Zwischen den Stadtteilen Gombe und Lingwala liegt die Avenue de la Libération (ehemals Avenue du 24 novembre). In Kinshasa steht der 24. November für den Militärputsch im Jahr 1965. Die Avenue ist seither Ort zahlreicher Aktivitäten geworden. Sie bildet eine strategische Achse, von der die Straßen ausgehen, die vom Stadtzentrum in die Außenviertel führen. Auch das Projekt steht in Zusammenhang mit Veränderungen, um nicht zu sagen mit einer Revolution, die von der Moderne in Gang gesetzt wurde. Wir glauben, dass die Avenue du 24 novembre einen stadtplanerischen Eingriff nötig hat, um die technologische Entwicklung im Jahr 2050 zu ermöglichen. Mittels 3D-Software wird eine Visualisierung der Stadt der Zukunft in die bestehende Umgebung projiziert. Der Hintergrundsound wurde unter Zuhilfenahme halbgefüllter Plastikflaschen realisiert.

LIQUÉFACTION DE L’HOMME

Wilfried Luzele Vuvu
Multimediainstallation mit Gesang, 2017

Wilfried Luzele: Liquéfaction de l’homme (2017)
Wilfried Luzele: Liquéfaction de l’homme (2017) | Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut
„Im Jahr 2050 ist der Mensch wieder zur Samenzelle geworden. Der sexuelle Exzess, der dies verursacht hat, sawami zowami zowa, ist blockiert. Eine sehr komplizierte Geschichte, du wirst es nicht glauben, du wirst denken, ich stünde unter Drogen (…) Man lebt in Gebäuden aus rostbeständigen Materialien, die Stadt ist grandios geworden. Die Samenzellen zirkulieren in allen Drähten, überall in der Stadt. Unsere Stadt hat den Kräften der Schwerelosigkeit getrotzt (…)“
Das Projekt ist eine psychedelische und poetische Fiktion, um in die Zukunft der eigenen Stadt und des eigenen Landes einzutauchen. Diese postapokalyptische Welt wird mehr faszinieren denn beunruhigen, sie verhöhnt die Katastrophenszenarien, die von den Medien vermittelt werden. Kostüme, Skulpturen, Dekoration und Accessoires wurden extra für die Dreharbeiten hergestellt. Während des gesamten Entstehungsprozesses hat Wilfried Luzele eng mit der bildenden Künstlerin Lucille de Witte zusammengearbeitet, die ihm dabei geholfen hat, seine musikalische und szenografische Sprache in den Bereich der Gegenwartskunst zu übertragen.

RÉALITÉ FICTIVE

Joycenath Tshamala
Verschiedene Techniken, 2017

Joycenath Tshamala: Réalité Fictive (2017)
Joycenath Tshamala: Réalité Fictive (2017) | Photo: Catherine Trautes | Goethe-Institut
Die Welt im Jahr 2050 wird sich einer Technologie gegenübersehen, deren Entwicklungsstand präzedenzlos ist. Vor allem in Science-Fiction-Filmen werden fantastische Themen verhandelt, wobei die Welt oft als eine gefährdete Umwelt dargestellt wird: der Mensch gegen die Natur, gegen das Übernatürliche, gegen sich selbst… Mein Werk berührt alle diese Themen und Kinshasa selbst betrachte ich als ein solches.

Kinshasa 2050 stellt eine veränderte Stadt dar, die nicht nur städtebaulich verändert wurde, sondern vor allem durch die Menschen, die sie bevölkern – verwandelte Menschen, die die Anziehungskraft der IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) erfahren. Menschen, die der Welt und den universellen Kulturen offen begegnen, in einer Stadt, wo die Mentalitäten im Wandel begriffen sind und die Kultur einem Mosaikmuster ähnelt. Menschen, deren Verwandlung von der Verwandlung der Umwelt herrührt, die aus ihnen „Avatare“ macht. Der Künstler oder der Schöpfer dieser Zeit dringt oder taucht in eine halb fiktive, halb reale Umgebung ein, in der sich die Bewohner von Kinshasa gegenüberstehen entsprechend der Lage, die von der digitalen Entwicklung entscheidend geprägt wurde.

CYBER_NKISI CONNECTÉ À NGANGANAUT

Hilary Kuyangiko Balu
Multimediainstallation, 2017

Hilary Balu: Cyber_Nkisi connecté à Nganganaut (2017)
Hilary Balu: Cyber_Nkisi connecté à Nganganaut (2017) | Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut
Kinshasa ist eine kosmopolitische Stadt, eine Stadt der Kultur, der Wirtschaft und der Politik. Historisch betrachtet setzt sich Kinshasa aus allen ethnischen Gruppen des Kongo zusammen. Diese Arbeit ist eine Wiederaneignung des imaginierten Kongo mit elektronischen Mitteln und der Versuch, ein zukunftsfähiges Konzept zu entwerfen. Gleichzeitig würdigt das Projekt das biologische, spirituelle, künstlerische und wissenschaftliche Erbe, das von den Ahnen hinterlassen wurde. „CYBER_NKISI ou NGANGANAUT“ ist eine Kreuzung und eine Mischung, aber gleichzeitig auch ein Zusammenleben zweier Welten – die eine aus der kongolesischen, die andere aus der digitalen Kultur abgeleitet. Diese beiden Welten vermischen sich zu einem Hybrid aus Spiritualität und Technologie. Das Projekt stellt eine technische Vision vor, die sehr viel weiter entwickelt ist als heutige Technologien und die auf der afrikanischen Mythologie bzw. genauer: auf den traditionellen Gesellschaftsformen des Königsreichs Kongo basiert. Diese Mythologie handelt von Hexerei, Wahrsagerei, Telekommunikation und Fortbewegungsmitteln, die sich vermittels magisch-spiritueller Objekte wie der Figur „Nkisi“ oder den Nagelfetischen „le cauris“, „lokole“ und „Poso Ya nguba“ ereignen. Dabei handelt es sich um Objekte, die mit Nägeln versehen sind und einst dazu dienten, über große Distanzen Befehle zu erteilen und Kontrolle auszuüben – genau die Funktionen also, die heutzutage einer Computertastatur oder einer Fernbedienung zukommen.

LE NKISI POST-HUMAIN

Kongo Astronauts
Multimediaskulptur (2017)
Kongo Astronauts: Le Nkisi post-humain (2017)
Kongo Astronauts: Le Nkisi post-humain (2017) | Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut
Im Jahr 2050 wird sich die Bevölkerung verdoppelt haben. Es ist sicherlich utopisch zu glauben, dass die Zerstörung von Flora und Fauna sowie die Stadtflucht, die mit den Konflikten um die natürlichen Ressourcen des Kongo zusammenhängen, aufgehört haben werden. Gleichzeitig verändert das große Ungleichgewicht zwischen Mensch und Natur das Klima des Planeten. Dieses Projekt schreibt sich ein in die Vision des Bewusstseins für die Realitäten, denen wir uns stellen müssen. Die Welt verändert sich zu schnell – welches reale und solide Engagement könnte es uns erlauben, uns an die laufenden Veränderungen der Lebensformen anzupassen in Angesicht der weiten Verbreitung neuer Technologien? Unsere grauen Zellen sind die einzige natürliche Ressource, die uns noch zu bleiben scheint, doch müssen wir uns fragen: für wie lange noch? Wie beeinflussen Technologien unser Denken und unsere Sicht auf die Welt? Stehen wir an der Schwelle zu einer neuen Zivilisation, die einige im Zeitalter des Transhumanismus posthuman nennen?

KK2050

Jean Jacques Tankwey Mulut (dit Tankila)
Multifunktionales und vernetztes Sofa, 2017

Jean-Jacques Tankwey: KK2050 (2017)
Jean-Jacques Tankwey: KK2050 (2017) | Foto: Catherine Trautes | Goethe-Institut
Im Jahr 2050 wird Kinshasa die Stadt der Superlative sein, „die Allerschönste“, stark vernetzt, mit mehr Smartphones denn je, den am weitesten entwickelten Telefonnetzen und dem schnellsten Internet in Afrika. Kinshasa wird den Spitzenplatz im Bereich der Robotik einnehmen, der Technologie der Zukunft, und die nächste Generation neuer Technologien hervorbringen. Millionen von Menschen werden sich dank sauberer Nahverkehrsmittel von Norden nach Süden und von Osten nach Westen bewegen: selbstfahrende Hochgeschwindigkeitszüge mit leistungsstarken WLAN-Netzwerken, überall in der Stadt elektrische Busse… Ja, Kinshasa wird zur Digital City, zur vernetzten und intelligenten Stadt.
Heutzutage ist ein Sofa stumm, taub, blind, unbeweglich und berührungsunempfindlich, aber im Jahr 2050 wird es eine neue Generation Sofa geben: das Sofa Kin Kitoko 2050 „kk 2050“ – „Kaka!“ ist ein Ausruf des Erstaunens auf Tshiluba. Es ist ein „Smartsofa“, ein Roboter und ein Begleiter des Menschen und spricht mehrere Sprachen, hört zu, fährt, fühlt, erkennt Stimmungen, informiert den Menschen über seinen Zustand, dient als Wörterbuch, rechnet, verwaltet und ist mit der Stadt und der Welt vernetzt. Das Sofa wird Ihnen einen guten Morgen und eine gute Nacht wünschen, Sie über Wetter und Uhrzeit informieren und Ihnen über Körpertemperatur und Gewicht der Benutzer Auskunft geben. Man kann Fotos und Videos aufnehmen, Musik per Stream oder über Bluetooth hören, im Internet surfen und via Satellit Radio hören, fernsehen und telefonieren. Das Sofa wird autonom sein, ausgestattet mit einem Sensor und einem Generator, der saubere Energie erzeugt. Dadurch können sich Hunderte von Benutzern mit ihren Computern, Tablets und iPhones einloggen.

Top