Am 27./28 Februar und am 2./3. März 2018 organisierte die Bildungskooperation des Goethe-Instituts Kamerun zusammen mit der Universität Bielefeld zwei Fortbildungen in Bafoussam und Yaoundé. Frau Prof. Gisela Lück bildete Lehrer*innen der Naturwissenschaften der unteren Sekundarstufe zum Thema „Naturwissenschaft durch Experimente begreifen“ fort.
Welche Materialien eignen sich für Experimente?
Frau Prof. Lück, Professorin für Chemie-Didaktik an der Universität Bielefeld und die Pionierin des kompetenzorientierten Unterrichts in den Naturwissenschaften, vermittelte den jeweils 40 Teilnehmer*innen, wie man Kinder und Jugendliche durch Experimente für naturwissenschaftliche Fragestellungen begeistern kann. „Hierfür benötigt man keine teuren und giftigen Chemikalien – Phänomene aus der unmittelbaren Umwelt der Kinder und Jugendlichen lassen sich anhand so gängiger Materialien wie Wasser, Öl, Salz, Zucker, Tinte, Backpulver oder Eier veranschaulichen“, so Frau Prof. Lück. Warum löst sich Zucker in Wasser schneller als Salz und wieso können wir froh sein, dass das so ist? – Warum sind Eier oval und nicht rund und ihre Schalen so robust? Wie kann man sichtbar machen, dass die Farbe schwarz aus vielen Farben besteht und einen Luftballon aufblasen ohne ihn aufzupusten? – Was trivial zu sein scheint, entpuppt sich als höhere Chemie, die durch Experimente mit günstigen und leicht zugänglichen Materialien so leicht zu veranschaulichen ist, wie die Teilnehmer*innen verblüfft feststellten. „Das sind tatsächlich Experimente, die wir auch hier in unseren großen Klassen und mit sehr wenig Budget durchführen können.“, urteilte eine Lehrerin in Yaoundé.
Reflektion über Unterrichtsgestaltung
In halbstündigen Phasen wurde experimentiert, Hypothesen aufgestellt und Fragen aufgeworfen und diese auf verschiedenen Abstraktionsebenen reflektiert. Frau Prof. Lück zeigte, wie man jüngeren Kindern die Struktur von Salz und Zucker z.B. durch gegenseitiges Unterhaken (Salz) und Halten mit weit ausgestreckten Armen (Zucker) verständlich machen kann, während in höheren Klassen chemische Formeln in immer größerer Komplexität eingeführt werden können.
Neben den Experimenten und deren Reflektion sprach Prof. Lück auch über Lernpsychologie, Kognitionswissenschaft und die Vorzüge des Storytellings beim Naturwissenschaftsunterricht. „Was uns affektiv betrifft, hat für uns eine stärkere Wirkung, was eine bessere Gedächtnisleistung hervorbringt. Das sollten wir uns auch bei der Vermittlung naturwissenschaftlicher Fragestellungen zunutze machen“, erklärte Frau Prof. Lück.
Vor allem das Eiweiß-Alkohol-Experiment hatte eine sehr starke Wirkung auf die Teilnehmer*innen. „Denken wir das Eiweiß hier sei unser Gehirn“, so Frau prof. Lück, „und hier geben wir Alkohol hinzu“ – voilà, stockendes Eiweiß, irreversible Denaturierung veranschaulicht dargestellt. Unwiederbringlich dahin sind sie die Hirnzellen!“
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