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Der fremde Ferdinand. Märchen und Sagen des unbekannten Grimm-Bruders

Der fremde Ferdinand. Märchen und Sagen des unbekannten Grimm-Bruders © © Die Andere Bibliothek, Berlin, 2020 Der fremde Ferdinand. Märchen und Sagen des unbekannten Grimm-Bruders © Die Andere Bibliothek, Berlin, 2020
Wenn man die Bezeichnung „Brüder Grimm“ hört oder liest, denkt man automatisch an die beiden Märchensammler, Sprachwissenschaftler sowie Volkskundler Jakob und Wilhelm Grimm. Es ist aber wenig bekannt, dass neben den beiden erwähnten Grimms auch ihr jüngerer Bruder, Ferdinand, den Weg des Sammelns von Märchen und Sagen und der Schriftstellerei betreten hatte. Die Herausgeber des 2020 erschienenen Bandes, Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz, setzten sich zum Ziel, Ferdinand Grimm aus Anlass seines 175. Todesjahres ein Denkmal zu setzen und ihn aus dem Schatten der beiden bekannten Brüder hervortreten zu lassen. Ferdinand Grimm war nämlich nicht nur der heutigen Leserschaft fremd, sondern er wurde auch von Jakob und Wilhelm als Fremder wahrgenommen. Ab 1810 musste nämlich Ferdinand, das schwarze Schaf der Familie, auf Grund seines „verkehrten Lebens“ und seiner „Unnatur“, vermeintlich aber vielmehr auf Grund seines „coming outs“ eine Ablehnung (bzw. Abwertung) seitens der beiden Brüder erfahren.

Die Autoren von Der fremde Ferdinand versuchen, die Tätigkeit des jüngeren Grimm-Bruders als Schriftsteller, Sammler und Herausgeber von Volksmärchen sichtbar zu machen, ihm „die Gerechtigkeit nachzutragen, die sie [Jakob und Wilhelm Grimm] verweigerten“. Dies gelang dem Herausgeberduo durch die Auseinandersetzung mit der Arbeitsweise von Ferdinand Grimm, mit seiner Korrespondenz mit den beiden „erfahreneren“ Brüdern sowie mit den Quellen und Nachleben der von Ferdinand gesammelten Märchen. Auf Grund der detaillierten, illustrierten Biografie unter Miteinbeziehung von Archivquellen und Briefe, auf Grund der Erläuterungen der Herausgeber zu den ausgewählten Märchen sowie auf Grund des Nachdrucks der Erzählung Tante Henriette wird den Leser*innen das mannigfaltige schriftstellerische Talent des fremden Ferdinand bewiesen und ein tieferer Blick ins Familienleben der Grimms gewährt. Alles in allem: Mit akribischer Recherchearbeit gelang es den Herausgebern, ein facettenreiches Porträt über den Märchensammler, Schriftsteller, widersprüchlichen Träumer, „Zwergenfreund und Vogelsprachler“ zu zeichnen und das Oeuvre Ferdinand Grimms ins rechte Licht zu stellen.

Verlag „Die Andere Bibliothek“

Heiner Boehncke, Hans Sarkowicz
Der fremde Ferdinand. Märchen und Sagen des unbekannten Grimm-Bruders
Die Andere Bibliothek, Berlin, 2020
ISBN 9783847704287
300 Seiten

Rezensionen in den deutschen Medien:
Perlentaucher
Die Welt (kostenpflichtig)
Süddeutsche Zeitung (kostenpflichtig)

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