Zeit zu diskutieren!
Deutschland als Gastland beim Black Nights Film Festival: das gibt mehr denn je die Möglichkeit, aktuelles Filmschaffen und seine Vielfalt zu entdecken, eine neu gewonnene Streitbarkeit des deutschen Kinos zu erkennen – und damit auch Verbindungslinien zum jungen deutschen Film der 1970er Jahre, in den Themen, in seiner Brisanz.
So hat
Berlin Alexanderplatz von Burhan Qurbani schon auf der Berlinale Jubel ausgelöst und später 5 deutsche Filmpreise gewonnen. Zu sehen ist in Tallinn aber auch die Miniserien-Fassung von R.W. Fassbinder: Der Döblin-Literatur-Klassiker ist immer wieder aktuell, weil es an gesellschaftlichen Missständen einfach nicht fehlen will.
Fassbinder ist auch Protagonist des Eröffnungsfilms, er untersucht dieses Leben auf sein Scheitern wie auf sein Gelingen hin – und Kunst als Übergriff.
Filmkunst als kompromisslosen Aktivismus zeigt uns wiederum Julia von Heinz. Und damit steht sie in einer Tradition mit der legendären Margarethe von Trotta.
Dieser Jahrgang zeigt insgesamt nicht eine deutsche Identität, sondern viele Identitäten in Diskussion miteinander. Mit 15 Filmen war
Neuer deutscher Film noch nie so groß. Es ist die beste Zeit dafür.
Christoph Gröner
Kurator Reihe
Neuer Deutscher Film
Christoph Gröner, Kultur- und Medienjournalist, ist seit 2008 für das
Filmfest München tätig und seit 2019 dessen künstlerischer Leiter.
Sondervorführungen
Berlin Alexanderplatz
Serie von Rainer Werner Fassbinder