Gesellschaft verändern
Menschen und Raum - Mit eigenen Händen zum Traumviertel

Menschen jeden Alters schauen im Stadtteil Lasnamäe auf der Straße einen Film an.
“Wir haben Veranstaltungen, die wir von Jahr zu Jahr durchführen, zum Beispiel ein Freiluftkino - LasnaKino.” Polina Ljascheva | © Vladislav Kopõlkov

Nach 15 Jahren im gleichen Job hat Polina Ljascheva ihren Beruf gewechselt. Nun macht sie Lasnamäe zum Traumstadtviertel. Dieses Interview wird dich von der Couch locken und dir helfen, Inspiration zu finden, nach der du so lange gesucht hast!

Von Alina Vorontšihhina

Erzähl mir was von dir. Womit beschäftigst du dich?

Das Projektmanagement von Lasnaidee ist meine Hauptarbeit. Ich bin Vorstandsmitglied und Projektleiterin. Außerdem leite ich den russischsprachigen Teil des Forschungs- und Spielkreativprojekts „Schulraum“ der Architekturschule und bin Verkaufsleiterin des Must Kast Theaters. Ich beschäftige mich mit russischsprachiger Kommunikation für verschiedene Organisationen, die mehr russische Kunden, Zuschauer und Besucher anziehen möchten (zum Beispiel für das Juhan Kuusi Zentrum der Dokumentarfotografie).

Wie bist du zu Lasnaidee gekommen?

15 Jahre habe ich als Ingenieurin gearbeitet und den Höhepunkt meiner Karriere erreicht – ich wurde Produktionsleiterin – und war von allem todmüde. Ich habe die Arbeit aufgegeben, wollte etwas ganz anderes machen. Ich habe in einem Facebook-Beitrag gesehen, dass Lasnaidee nach neuen Mitgliedern für das Team sucht. Ich habe dann nachgelesen, was sie machen, und fand es interessant. Obwohl ich damals in Lasnamäe wohnte, wusste ich vorher nichts über Lasnaidee. Ich war zu beschäftigt mit meiner Arbeit, für etwas anderes gab es keine Zeit. Ich ging zu einem Gespräch mit den Lasnaidee-Leuten. Wir haben sofort meine Teilnahme an ihrem nächsten Projekt abgesprochen. Die erste Veranstaltung, an der ich mitgewirkt habe, war der Tag der Hofspiele. Dann folgte LasnaKino. So engagierte ich mich schrittweise, wurde Mitglied des Teams und ein Jahr später bin ich in den Vorstand eingetreten.

Warum ist Lasna cool?

Weil Lasnaidee da ist. [lacht]
Lasnamäe, wie jeder andere Ort, hat seine eigenen Probleme und Schwierigkeiten. Aber das Stadtviertel ist in letzter Zeit wirklich aufgeblüht - es gibt viele interessante Veranstaltungen, die früher noch niemand gemacht hat, Straßen werden repariert, Landschaftsgestaltung wird gemacht. Es entstehen neue öffentliche Räume.

Was machen die Lasnaideer?

Wir schaffen Bewegung in Lasna! Wir haben Veranstaltungen, die wir von Jahr zu Jahr durchführen, zum Beispiel ein Freiluftkino - LasnaKino - und kurzfristige Projekte mit einer Dauer von 1-4 Monaten. Im letzten Jahr haben wir begonnen, viel mit Jugendlichen zu arbeiten, obwohl wir früher die jungen Leute nicht als unsere Zielgruppe betrachtet haben. Möglich wurde es durch die Zusammenarbeit mit dem Lasnamäe Jugendzentrum und dem Progress Center Estonia aus Jõhvi. Mit den Jugendlichen vom Jugendzentrum haben wir ein Projekt über Menschen gemacht, die seit 30 Jahren oder länger die gleiche Arbeitsstelle haben; wir haben Musiken für alle Lasnamäe-Mikrobezirke geschrieben (insgesamt 17 Lieder!); ein Rätselspiel in Lasnamäe durchgeführt oder unsere eigene Lasnamäe-Zeitschrift – LasnaZine – veröffentlicht. Zusammen mit dem Progress Center Estonia haben wir ein Suchrätsel in Jõhvi und ein Projekt für Sozialunternehmen gemacht. Im Herbst planen wir gemeinsam ein Medienkompetenztraining für Jugendliche sowie ein Training für Personen über 50 zum Thema Widerstand gegen Telefonbetrüger. In gewisser Weise engagieren wir uns für die Verbesserung der Gegend. Wir haben Gartenmöbel hergestellt, Betonkugeln im Park mit Mosaiken verziert, Skatepark-Rampen bemalt und Graffiti gemacht. Wir helfen den Bewohnern, ihre Gegend zu entdecken und besser kennenzulernen. Dazu machen wir Rad- und Wandertouren in der Umgebung oder einzelnen Gebäuden. Wir haben zum Beispiel einen Rundgang durch die größte Garage in Lasnamäe gemacht, über die der Dokumentarfilm Ameisenhaufen gedreht wurde. Im Jahre 2020 wurde zum ersten Mal eine Gastronomietour durch die Restaurants von Lasnamäe durchgeführt. Wir entwickeln Stadtgärtnerei-Projekte. Auf gewisse Weise bilden // erziehen wir die Stadtbewohner. Wir veröffentlichen auf der Facebook-Seite und berichten über Aktivitäten, interessante städtische Projekte, Architekturstile, Kulturobjekte in dem Stadtviertel, Lasnamäe-Nachrichten usw. Wir führen Recherchen, Diskussionen, Fragebögen, Beratungen, Exkursionen und Radtouren im Auftrag anderer Organisationen durch, machen russisch-estnisch-englische Übersetzungen.

Wie siehst du das ideale Stadtviertel?

Das ist wahrscheinlich so ein Viertel, in dem jede*r sich wohl fühlt und jeder was zu tun hat. Jugendliche und Mütter mit Babys, Menschen mit Behinderung, Großmütter. Es ist erschwinglich, grün, mit guter Verkehrsinfrastruktur, mit einer ausreichenden Anzahl von Geschäften und Gastronomie (für unterschiedliche Einkommen ausgelegt). Ein Viertel, in dem es gute öffentliche Räume und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung gibt.

In diesem Jahr wurden in Narva zwei öffentliche Gärten eröffnet - VitaGarden und Kreenholm Plants. Was gibt es in Lasnamäe?

Lasnamäe hat drei Gemüsegärten - Laagna, Pae, Priisle und Gemeinschaftsgärten im Gebiet der städtischen Wohnhäuser in der Raadiku 8. Dort führen wir Gartenkurse für Kinder durch. Lasnaidee ist der Initiator der Entwicklung der Stadtgärtnerei in Tallinn. Unser Gemüsegarten Laagna wurde 2017 der erste Gemeinschaftsgemüsegarten in Tallinn. In Tallinn gibt es jetzt 19 Gemeinschaftsgärten und 62 Schulgärten in Kindergärten und Schulen.

Für wen sind eure Veranstaltungen?

Für alle. Wir führen alle unsere Veranstaltungen in zwei, manchmal auch in drei Sprachen durch.
Auch wenn es eine Altersbeschränkung gibt, ist bei uns jede*r willkommen, an unseren Aktivitäten teilzunehmen. Wir führen zum Beispiel bereits das zweite Jahr ein Gartentherapieprojekt für Senior*innen durch, aber wenn ein junger Mann oder ein junges Mädchen sich für das Pflanzen und die Pflege der Beete interessiert, freuen wir uns natürlich über die Teilnahme.

Wo kann man etwas über die bevorstehenden Veranstaltungen erfahren?
Auf unserer Facebook-Seite

Der Artikel erschien 2021 im estnisch-russisch-deutsches Webmagazin Samovar. Im Fokus stehen junge Stimmen, Perspektiven und Meinungen mit Themen von und für Jugendliche.

Webmagazin Samovar

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