Ragnar Klavan
Was bedeutet “Leo“?
Ragnar Klavan - Fußballer bei FC Augsburg, erster Este in der Bundesliga
Obwohl ich in der Schule als zweite Fremdsprache Deutsch gelernt hatte, wurde mir nach meinem Umzug nach Deutschland klar, dass meine Sprachkenntnisse lediglich für “Hund” oder “Hose” reichten. Zugegeben, ich habe mir in der Schule auch nicht allzu viel Mühe beim Erlernen dieser Sprache gegeben, es hat einfach nicht gepasst. Den Zauber der deutschen Sprache habe ich für mich erst in Deutschland entdeckt – vom Typ her bin ich ein Mensch, der eine Sprache im entsprechenden Umfeld lernen will. Vor Ort entdeckt man dann, wie toll diese Sprache tatsächlich ist. Dank der deutschen Sprache kann ich mit Leuten frei kommunizieren und anders könnte ich mir – ehrlich gesagt – das Leben im dortigen Kulturraum gar nicht vorstellen.
In unserem Fußballklub treffen viele verschiedene Nationalitäten aufeinander – wir haben untereinander mit Englisch angefangen. In der Mannschaft gab es aber auch ein paar Holländer, und da ich dank meiner früheren Erfahrung Niederländisch konnte, haben wir uns auch in dieser Sprache verständigt. In der täglichen Kommunikation und im Stadion hat sich die deutsche Sprache natürlich schnell durchgesetzt, wir haben sogar spezifische Ausdrücke erlernt, die man im süddeutschen Spieljargon verwendet. Zum Beispiel wenn jemand “Leo!” ruft, bedeutet es, dass man den Ball einfach durchlässt und ihn nicht berührt. Wenn ich das nicht wüsste, könnte ich es auch nicht erahnen – denn Leo war eigentlich der Name meines Großvaters ...
Der Dialekt im Schwabenland hat mir am Anfang natürlich Kopfschmerzen bereitet, doch nicht nur mir – oft können ihn auch die Deutschen aus anderen Regionen nicht verstehen. Wir haben aber einen wunderbaren Teamgeist, mit vielen Spielern habe ich auch außerhalb der Arbeit Kontakt.
Fußball ist der deutsche Nationalsport – die Stadien sind immer voll und die Menschen lieben ihre heimischen Klubs. Anfangs hatte ich mir vorgestellt, dass ich in Augsburg, wo ich wohne, einkaufen gehen könnte, ohne Autogramme zu geben. Aber ich habe schnell begriffen, dass Autogrammkarten für alle Fälle immer griffbereit sein müssen, sonst sind die Fans enttäuscht. Wenn ich sie dann im Stadion mit dem Trikot Nummer 5 herumlaufen sehe, auf dem auch der Name “Klavan“ steht, heißt das, dass ich gute Arbeit leiste.