AVAR (ein Akronym für „Audio Visual Augmented Reality“ und gleichzeitig das estnische Wort für „geräumig“) ist eine Augmented-Reality-App – inspiriert vom Wald und der Natur.
AVAR verwandelt ausgewählte öffentliche Plätze (z.B. den Freiheitsplatz in Tallinn) in eine versteckte audio-visuelle Kunstgalerie, die mit dem eigenen Smartphone und AR-Technologie entdeckt werden kann. 3D-Animationen und zeitgenössische Musik vermischen sich mit realen Orten. So werden Stadtlandschaften zu Waldschauplätzen. Die ortsspezifischen Kunstwerke können allein oder in kleinen Gruppen erlebt werden. Räumlicher Abstand bleibt also gewahrt, was besonders während der Covid-19-Pandemie wichtig ist.
Die eingeladenen Video- und Klangkünstler/Musiker stammen aus Deutschland, Estland und Finnland. Inspiriert von der Schönheit und Vielfalt der Natur entwickeln sie gemeinsam drei völlig einzigartige AR-Installationen, die dazu einladen, einen Moment inne zu halten, Neues zu entdecken und zu genießen, aber auch den altbewährten Umgang des Menschen mit der Natur zu hinterfragen.
Die AVAR Art Gallery ist auf drei Plätzen in Tallinn und Tartu zu erleben. Die für den Rundgang notwendige App kann im App Store und bei Google Play heruntergeladen werden.
„Grauwald“
Freiheitsplatz, Tallinn
Estnisches Nationalmuseum, Tartu
Willkommen im Grauwald! Tauch ein in eine Welt der Geräusche und entdecke die Tiere der Umgebung.
Klang: Heinbach
Grafik: Taavi Varm
„Echokreise“
Kommandantengarten, Tallinn
Rathausplatz, Tartu
Flieg über Wälder hinweg! Genieß den Moment und lass den Klang sich frei entfalten.
Klang: Ville MJ Hyvönen, Emmi Kujuanpää
Grafik: Taavi Varm
„Kontemplation“
Hirvepark, Tallinn
Ülejõe Park, Tartu
Seit Jahrtausenden begleiten Findlinge den Wandel der Dinge. In sich speichern sie die Weisheit und Erfahrung der Zeit. Was sie wohl über die moderne Beziehung des Menschen zur Natur zu sagen haben?
Text: Peeter Laurits
Klang: MIISUTRON
Grafik: Taavi Varm
Was benötige ich, um AVAR zu erleben?
ein Smartphone
Kopfhörer
die App AVAR Art Gallery
Taavi Varm ist ein estnischer Künstler mit besonderem Interesse für die Kombination von Raumgestaltung und projektionsbasierten Medien. Er ist derzeit Masterstudent am Media Lab Helsinki der Aalto Universität. In den letzten 20 Jahren unterrichtete er Video, Kunst und technologiebezogene Kurse an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland. Mit seiner Expertise ist er ebenso Berater für verschiedene staatliche und estlandweite Projekte. Er entwarf Videodesigns für zahlreiche Bühnenstücke in Estland. Dabei kombinierte er diverse Hightech-Lösungen, um die Lücke zwischen Technologie und Echtzeit-Performance zu verkleinern. Varm ist ebenso auf groß angelegte Mapping-Projektionen spezialisiert. In letzter Zeit arbeitete er viel an interaktiven Installationen für Museen und ähnliche einzigartige Umgebungen, darunter Projekte für das Fazer Besuchszentrum, den georgischen Pavillon auf der World Expo Astana, die estnische EU-Ratspräsidentschaft (Projekt Unity DOME 360), die Alexanderkirche in Narva, das Narva Musem und viele mehr. Zusammen mit seiner Frau, der Designerin und Illustratorin Anni Varm, leitet er das hybride Designunternehmen Varm Studio, das bereits viele Großprojekte entwickelt hat, um estnisches Design weltweit bekannter zu machen.
Ville MJ Hyvönen ist ein hervorragendes Beispiel für einen modernen Renaissance-Mann. Sein Fachwissen und seine Erfahrung in den Bereichen Audiovisuelle Medien, Film, Theater und Ton kennen kaum Grenzen. Seit fast drei Jahrzehnten arbeitet er mit weltbekannten Künstlern wie Kristian Smeds, Mikko Roiha, Eva Alkula, Tõnu Kaljuste, Reet Aus und vielen weiteren mehr zusammen. Er komponierte das Sounddesign für zahlreiche Theaterstücke und Spielfilme. In letzter Zeit interessiert er sich besonders für intime und detailreiche Klanginstallationen, darunter waren Projekten wie das Fazer Besuchszentrum, der finnische Pavillon auf der World Expo Astana, der Hauptbahnhof von Helsinki und IKEA Our Dream.
Der Sound für die AVAR Kunstgalerie entstand in Zusammenarbeit mit der Musikerin Emmi Kujanpää und ihrer Band RIITE.
Der in Berlin lebende Komponist und Performer elektronischer Musik Hainbach erschafft wechselnde Klanglandschaften, die das Musikmagazin The Wire mal als „One hell of a trip“ bezeichnete. Er ist fasziniert von elektronischen Klängen, seitdem er den Suchregler am Radio entdeckte. Ohne sein kindliches Staunen zu verlieren, durchforstet er modulare Synthesizer, Tonbänder und Testgeräte – immer auf der Suche nach den Klängen „dazwischen“ – und macht selbst das Nicht-musikalische zu Musik. Über seinen YouTube-Kanal bringt Hainbach experimentelle Musiktechniken einem breiten Publikum nahe.
Peeter Laurits studierte an den Nationalen Universitäten von Tartu und Leningrad, am Estnischen Institut für Geisteswissenschaften und am International Centre of Photography in New York. Seine Hauptausdrucksmittel sind die Fotografie und digitale Manipulationen. In den 1990er Jahren beschäftigte er sich als Teil der Gruppe DeStudio mit medienkritischen Spielen, wandte sich aber bald der Tiefenökologie zu, zog in den Wald und verband in seinem Leben und Werk neopolitische und postindustrielle Prinzipien. Heute beschäftigt er sich mit posthumanistischer Ethik. Laurits bereicherte die fotografischen Ausdrucksmittel und baute die Rolle der Fotografie in der estnischen Kultur aus. Seine Arbeiten befinden sich in vielen Museen und öffentlichen Sammlungen und waren in Einzelausstellungen in London, Berlin, Moskau und Chiang Mai zu sehen. Zudem wurde er mit der Erschaffung von Denkmälern für den öffentlichen Raum beauftragt. Im Jahr 2017 übernahm er auf Einladung der Universität Tartu eine Gastprofessur für Freie Künste.