Bertolt Brecht im äthiopischen Nationaltheater

Bertolt Brecht im äthiopischen Nationaltheater © Goethe-Institut

Wussten Sie, dass seit 2019 dort das Stück „Mutter Courage“ von Bertolt Brecht aufgeführt wird? Falls Sie noch keine Aufführung besucht haben, empfehlen wir Ihnen sehr, das bald nachzuholen. Es ist eine außergewöhnliche Erfahrung, „Mutter Courage“ im äthiopischen Kontext zu sehen.

Der Direktor des Nationaltheaters, Manyazewal Endeshaw, hat die amharische Adaption verfasst und das Stück inszeniert. Jeden Sonntag um 18.00 Uhr wird das Stück aufgeführt, das seit seiner Premiere eine große Besucher*innenzahl verzeichnet. Das Ticket kann vor der Vorführung an der Theaterkasse für 80 Birr pro Person erworben werden Ethiopian National Theater.

Von 1985 bis 1988 war Manyazewal Endeshaw Student der Theaterwissenschaft im Magister-Programm an der Humboldt-Universität. Im Jahr 2017 nahm er auf Einladung des Goethe-Instituts an der 18. Internationalen Übersetzerwerkstatt in Mülheim teil, wo die Idee entstand, das Stück „Mutter Courage“ ins Amharische zu übertragen.  

Manyazewal Endeshaw hat inzwischen bei mehr als zwanzig Theaterstücken Regie geführt. Darunter Werke, die er selbst übersetzt hat, u.a. von Friedrich Dürrenmatt, Georg Büchner, Max Frisch und Arthur Schnitzler. Außerdem wurde sein 35-mm-Kurzfilm „The Father“ von M-Net produziert und sein Werk ENGIDA „The Guest“ ist in der Sammlung „African Theatre, Six Plays from East & West Africa“ in Großbritannien erschienen. Seit 2019 leitet er das Nationaltheater Äthiopiens.

Auch im Jahr 2025 wird das Publikum in Addis Abeba ein weiteres Werk von Bertolt Brecht auf Amharisch erleben können: „Der kaukasische Kreidekreis“. Der Regisseur Manyazewal Endeshaw erarbeitet die Inszenierung zusammen mit der Dramaturgin und Brecht-Expertin Dr. Laura Olivi, die bereits im Dezember 2024 zur Vorbereitung der Produktion in Addis Abeba war.

Dr. Laura Olivi, die am Institut für Theaterwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität in München lehrt, ist Leiterin des Pilotprojekts „Autor:innenwerkstatt für Drama und Libretto“ und hat viele Jahre u.a. an den Münchner Kammerspielen und dem dortigen Residenztheater als Dramaturgin gearbeitet..
Manyazewal nennt als Grund, das Stück jetzt zu inszenieren: „Während meines Magisterstudiums in Deutschland hatte ich die Gelegenheit, eine Aufführung von Bertolt Brechts „Der kaukasische Kreidekreis“ zu sehen. An diese erinnere ich mich jetzt und glaube, dass sie einen direkten Bezug zu unserer heutigen Situation hat.“

Die Premiere ist für Herbst 2025 am Nationaltheater in Addis Abeba geplant.
 

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