Ausstellung im Rahmen von „Arts in COVID-19“
A Waiting Room
Kuratiert von Rika Nakashima
Mit Arbeiten von: AKIRA, Moeka Osada, Tamami Mizutani, Rika Nakashima und Shiori Watanabe
Di., 10.11.2020 – So., 15.11.2020
Goethe-Institut Tokyo
Warten als Daseinszustand. Die Einschränkung physischer Bewegungsfreiheit, die wir alle im Zuge der Corona-Krise aktuell erleben, nahm die Bildende Künstlerin und Kuratorin Rika Nakashima zum Anlass, die imaginative Kraft von öffentlichen und privaten Räumen in unserer direkten Umgebung - im und um das Goethe-Institut Tokyo - neu zu entdecken und zu aktivieren. In der Ausstellung „A Waiting Room“, die vom 10.-15.11.2020 im Rahmen des gemeinsam von der Tokyo University of the Arts und dem Goethe-Institut Tokyo veranstalteten Projekt „Arts in COVID-19“ gezeigt wurde, bespielte sie die derzeit ungenutzte Residentenwohnung des Goethe-Instituts Tokyo mit einer Serie von Werken zum Thema „Präsenz und Absenz“ bzw. „Warten und Erwarten“. Die infolge der Corona-Krise seit März 2020 leerstehende Wohnung im Erdgeschoss des Goethe-Instituts inspirierte Nakashima zu einer facettenreichen Reflexion über den Verlust von Kontakt und Begegnung und das Erforschen von Spuren einstiger und künftiger Präsenz.
Der Weg zum Ausstellungsraum begann in einem Gang seitlich der Bibliothek, in dem bei spärlicher Beleuchtung die ersten Ausstellungsobjekte zu sehen waren – Betten mit zerwühlten Laken ohne Insassen - eine durchaus coronakompatible Einstimmung auf das Thema „Abwesenheit“. Über eine Fluchttreppe an der Außenwand des Goethe-Instituts stiegen die Besucher*innen dann eine Etage hinab zur Residentenwohnung, die als zentraler Ausstellungsraum für „A Waiting Room“ fungierte. Hier wurden die Achsen von ‚privatem‘ und ‚öffentlichem‘ Raum auf irritierende und zum Teil charmant satirische Weise neu justiert. Zwischen Küchenutensilien und Zimmerpflanzen über dem Küchenherd lächelten den Besucher*innen kaiserliche Lippen entgegen, (Shiori Watanabe: „emoticon-A.-M.-Ma“), beim Blick aus dem Fenster des Kinderzimmers erlebte man eine enthusiastische Führung durch den Kosmos olympischer Bauvorhaben (Tamami Mizutani: „Yume no Chukei – Jokyo no Uwagaki 1) und in der behaglichen Sofaecke des Wohnzimmers schmückten gerahmte Abschiedsbriefe von lebendigen Personen die Wände. (AKIRA: „DEAD LATTER“). In der Badewanne plätscherte Wasser aus einem unterirdischen Fluss, der im Rahmen der Stadtentwicklung Tokyos zubetoniert wurde und in der Ausstellung in einem transparenten Schlauch, der sich die Räume der Residentenwohnung schlängelte, temporär zu neuem Leben erweckt wurde. (Shiori Watanabe: „Sleeping River“).
Im Spiegel der Corona-Krise setzte die Ausstellung, die die Ortsspezifik des Goethe-Instituts mit viel Raffinement nutzte, durch die subversive Einbindung von Elementen der öffentlichen Sphäre in den privaten Wohnraum eine vielschichtige Reflexion über das öffentliche Subjekt und seine Spielräume im urbanen und privaten Raum in Gang.