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Einleitung zu den Artikeln

Kenia Dossier Nachhaltigkeit
© DeCOALonize_Lamu

Durch die Informationsströme, die über das Internet, das Fernsehen und die Zeitungen auf uns einfließen, erhaschen wir täglich einen Blick auf eine verheerende Katastrophe. Noch nie dagewesene Dürren, Waldbrände, Stürme und Fluten, Bilder, die in uns sowohl ein Gefühl von Dringlichkeit auslösen als auch eines der Niedergeschlagenheit, stehen direkt neben – und doch in scharfem Kontrast zu – Bildern einer scheinbar heilen Welt.

Angesichts dieser Bilder ist es zunehmend schwierig geworden die existentielle Bedrohung durch den von uns Menschen verursachten Klimawandel und die vielfältigen anderen Formen der Ausbeutung und Zerstörung der Umwelt zu ignorieren. Ebenso ist es schwieriger geworden zu ignorieren, dass und wie dies gerade die verletzlichsten Menschen der Welt in besonderer Weise betrifft. Unser menschlicher „Way of Life“ ist unbestreitbar „unsustainable“ und damit untragbar geworden.

Das englische Wort „sustainability“*, dessen Bedeutung sich mit dem deutschen Wort Nachhaltigkeit nicht ganz erfassen lässt, umfasst all das, was nötig ist, um Leben aufrechtzuerhalten. Damit ist es ebenso allumfassend wie fundamental. Und doch, denken wir, wenn wir an „sustainability“ bzw. Nachhaltigkeit denken, oft an kleine Änderungen in unserem alltäglichen Konsumverhalten, etwa unseren Plastik- und Energieverbrauch.

Das ist gefährlich, denn einerseits verschiebt es den Fokus der Problematisierung klimaschädlichen Verhaltens von der Verantwortung großer Konzerne für diese Erdzerstörung auf das Handeln einzelner Konsument*innen. Andererseits hat diese auf einzelne Produkte und den individuellen Konsum fokussierte Sicht vor allem in Kenia dazu geführt, dass viele Nachhaltigkeit für ein Problem der Reichen halten. Denn warum sollte ein Land, in dem so viele darum kämpfen ihre grundlegendsten Bedürfnisse befriedigen zu können, sich mit Recycling auseinanderzusetzen oder damit Strohhalme zu verbieten? Dies lässt jedoch nicht nur das größere Problem – nämlich jenes, dass der Begriff „sustainability“ aufwirft, indem er danach fragt welche Bedingungen geschaffen werden müssen, um das Leben aller langfristig zu sichern – außer Acht, sondern ignoriert auch die Ideen und Kämpfe für „sustainability“, die von Kenianer*innen selbst ausgehen.

Einige dieser Kämpfe haben zu aufsehenerregenden Siegen geführt, wie etwa dem im Juni 2019, als Kenias Nationales Umweltgericht den Bau eines großen Kohlekraftwerks auf der Insel Lamu verhinderte – das Ergebnis des jahrerlangen Einsatzes der deCOALonize Bewegung und ihrer Verbündeten. Oder der Phyllis Wangaris, deren mit dem Goldman-Umweltpreis gewürdigtes Engagement Gerechtigkeit für die Bewohner*innen einer informellen Siedlung in Mombasa einforderte, die an Bleivergiftungen starben. Andere Kämpfe blieben unbesungen aber nichtsdestoweniger wichtig. Oft werden diese von Bürger*innen geführt, wie im Fall der Friends of Ondiri – einer Gruppe von Freiwilligen, die sich dem Schutz und der Erholung des Ondiri Sumpfs in Kikuyu verschrieben haben – oder dem Mathare Green Movement, einer Gruppe, die Bäume nutzt um Slums zu heilen und nicht nur zu „verschönern“. Ebenso finden wichtige Diskussionen statt, wie zum Beispiel darüber welche politischen Entscheidungen der Vergangenheit – etwa das Plastiktütenverbot – hilfreich und welche nicht hilfreich waren. Andere richten den Blick auch nach vorne, etwa auf Bemühungen die Luftverschmutzung in Nairobi zu messen, die uns Erkenntnisse liefern würden, über die wir bisher noch nicht verfügen.

Da die „sustainablity“ des Lebens auf diesem Planeten gefährdeter ist denn je, verlangen diese Probleme immer dinglicherer Aufmerksamkeit. Mit den hier veröffentlichten Artikeln setzt sich das Goethe-Institut Kenia mit dem Stand des Umweltbewusstseins in Kenia auseinander – von den Themen, die den gesamtgesellschaftlichen Diskurs befeuert haben bis zu jenen „kleinen Dingen, die die Bürger*innen beitragen“ und damit im Kleinen die Welt verändern. 

Die Frage, wie „sustainability“ erreicht werden kann ist eine sehr weitreichende, doch in gleichem Maße entlockt sie uns wundervoll diverse und komplexe Antworten. Unsere Hoffnung ist es, dass diese Reihe nicht nur ein Schlaglicht auf bestehende Initiativen, die auf das Ziel der „sustainability“ hinarbeiten, wirft, sondern auch unser Denken darüber verändern wird, wie eine nachhaltig agierende Gesellschaft wirklich aussieht.

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