Workshop und Ausstellung
„Ich habe von den Studenten gefordert, frei zu denken“

Schattentheater des Workshops
Ausstellung zum Illustrationsworkshop „Märchen aus aller Welt" | Foto: © Rentsendorj Bazarsukh

„Märchen aus aller Welt“: Zu diesem Thema organisierten Alliance Française und Goethe-Institut 2017 einen Illustrationsworkshop – gefördert vom Deutsch-Französischen Kulturfonds. Partner waren die Mongolian State University of Arts and Culture und der Monsudar Verlag. Im Interview erzählen die beiden Kinderbuchillustratoren Patricia Thoma und Mickaёl El Fathi von ihrer Arbeit mit den Studierenden und Illustratoren. 

Liebe Patricia, lieber Mickaёl, zwei Wochen lang habt ihr mit den Studierenden der Mongolian State University of Arts and Culture und den Illustratoren des Monsudar Verlags gearbeitet. Was hat euch am meisten beeindruckt? 

Thoma: In unserer schnelllebigen Gegenwart hatte ich nicht erwartet, dass junge Menschen so sehr an traditionellen mongolischen Märchen interessiert wären. Aber vielleicht sehnt man sich gerade in einer Zeit wie der unseren wieder nach Traditionen, die einem vermeintlich Sicherheit geben.
 
El Fathi: Die Fähigkeiten der Studentinnen und Studenten haben mich beeindruckt. Während des Projekts hat sich gezeigt, dass die Studenten in kurzer Zeit neue Techniken meistern konnten. Genauso haben sie viele wichtige Tipps und Hinweise schnell umgesetzt und mit voller Begeisterung und Kreativität gearbeitet. Sogar bei Karaoke im Hintergrund waren die Studenten noch hoch konzentriert! 

Es wurde konzentriert gearbeitet, aber auch viel gelacht: Wie habt ihr es geschafft, in kürzester Zeit eine so gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen? 

El Fathi: Ich glaube, es lag daran, dass wir alle Spaß an der Arbeit hatten und die Studierenden so humorvoll und offen waren. Und natürlich hatte auch die Übersetzerin Bayarmaa einen großen Anteil an der guten Atmosphäre, weil sie als Brücke zwischen uns fungierte. Das wurde bei der Abschlussveranstaltung auch mit großem Applaus gewürdigt!
 
Thoma:
Die Studenten und Illustratoren hatten sehr hohe Erwartungen an die Workshops, sie wollten das bestmögliche Ergebnis. Die sehr gute Arbeitsatmosphäre verdanken wir also den Teilnehmern.
 

  • Illustrator Mickaёl El Fathi aus Frankreich Foto: © Rentsendorj Bazarsukh
    Illustrationsworkshop mit Mickaёl El Fathi aus Frankreich und …
  • Illustratorin Patricia Thoma aus Deutschland Foto: © Rentsendorj Bazarsukh
    … Patricia Thoma aus Deutschland.
  • Illustrationsworkshop mit Studierenden Foto: © Rentsendorj Bazarsukh
    Die Studierenden lernten neue Illustrationstechniken und …
  • Erarbeitung Schattentheater Foto: © Rentsendorj Bazarsukh
    … und erarbeiteten ein Schattentheater.
  • Eröffnung der Ausstellung Foto: © Rentsendorj Bazarsukh
    Besucher bei der Eröffnung der Ausstellung, in der …
  • Ergebnisse des Illustrationsworkshops Foto: © Rentsendorj Bazarsukh
    … die Ergebnisse des Illustrationsworkshops gezeigt wurden.
  • Aufführung des Schattentheaters Foto: © Rentsendorj Bazarsukh
    Die Studierenden bei der Aufführung ihres Schattentheaters.
 
Was war aus eurer Sicht die wichtigste Erkenntnis, die die Studierenden und Illustratoren aus dem Workshop mitgenommen haben?
 
Thoma:
An sich selbst zu glauben. Ich hatte den Studenten auch von meinen schwierigen Erfahrungen mit Verlegern erzählt, die mich manchmal in eine bestimmte Richtung drängen wollten – was natürlich gut gemeint war. Wenn man sich aber als Illustratorin und Künstlerin nur nach dem Geschmack von anderen richtet und am Ende nicht mehr zur eigenen Arbeit stehen kann, hat man verloren.
 
El Fathi: Was ich von den Studenten vor allem gefordert habe, ist frei zu denken. Sie sollen Chancen ergreifen, Hindernisse überwinden und dann mit ihrer Arbeit zufrieden sein! Ich hoffe, dass die Studenten das mitnehmen konnten. Aber auch der Ideenaustausch unter den Studenten und Studentinnen und die Ratschläge von einheimischen Illustratoren waren wertvoll.

 
Schattentheater: „Die Legende Khukhuu Namjil“
Welche Ideen und Inspirationen habt ihr im Austausch mit den Studierenden und Illustratoren gewonnen?
 
El Fathi: Ganz viel! Zuerst einmal habe ich einen Eindruck von der mongolischen Kultur bekommen, was für mich unglaublich wertvoll war. Außerdem habe ich Ideen für ein Buch über die Geschichte von Wölfen in der mongolischen Gesellschaft sammeln können. In den Gesprächen mit den Teilnehmenden habe ich dazu ganz viele neue Aspekte kennengelernt. Und natürlich haben mich auch die vielfältigen Zeichentechniken der Studierenden inspiriert!
 
Thoma: In einer sehr hitzigen Debatte im Verlag  ging es um die Frage, ob man Kinder in Bilderbüchern mit Klischees „belasten“ darf, nach der Devise: „Alle Jungs sollen stark sein, alle Mädchen süße Prinzessinnen“. Dieses Thema beschäftigt mich auch sehr in meiner eigenen Arbeit. Es wurde mir nochmals bewusst, wie wichtig es ist zu verhindern, dass Kinder mit „Schranken im Kopf" aufwachsen.
 
Wann kommt ihr das nächste Mal in die Mongolei?

El Fathi: Das letzte Mal war ich vor sieben Jahren in der Mongolei. So lange darf es aber nicht dauern bis ich wiederkomme: Ich bin bestimmt schon bald wieder mit meiner Familie hier und treffe all meine neuen Freunde wieder!
 
Thoma:
Wenn ich eingeladen werde, würde ich schon morgen wieder kommen!
 
 
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