Deutsche Serien auf den Philippinen
„Parfum" - süßer Duft des Todes
Gibt es den ultimativen Duft? Ein Aroma, so unwiderstehlich, dass es jeden Menschen willenlos macht? Inspiriert von Patrick Süskinds internationalem Bestseller „Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders“ spürt die sechsteilige Thriller-Serie „Parfüm“ einem perfiden Mörder und der Frage nach, ob der Mensch überhaupt zu wahrer Liebe fähig ist. Oder werden wir unweigerlich von unserer eigenen Nase manipuliert?
Von Angela Zierow
Natürlich beginnt auch dieser Thriller mit einer Leiche, einer besonders unappetitlich zugerichteten sogar. Die schöne Katherina, genannt K, liegt ermordet im Swimmingpool, kahl geschoren, Scham- und die Achselbehaarung mit kundigen Schnitten aus ihrem Körper gekerbt. Warum musste die charismatische Sängerin sterben, die jeden in ihren Bann zog, über die ihr Gelegenheitsliebhaber Roman (Ken Duken) gar sagte: „Ich war süchtig nach ihr.“ Bald sind Profilerin Nadja Simon (Friederike Becht), Kriminalhauptkommissar Matthias Köhler (Jürgen Maurer) und Staatsanwalt Grünberg (Wotan Wilke Möhring) nicht nur diesem Mord auf der Spur. Liegt der Schlüssel zur Lösung in der Vergangenheit einer Teenager-Clique, die bei ihren geheimen Experimenten und der Suche nach dem perfekten Duft einen Schritt zu weit gegangen ist?
Abgründig, düster, blutig und mit viel nackter Haut erzählt die sechsteilige Miniserie „Parfum“ – Regie Emmy-Gewinner Philipp Kadelbach („Unsere Mütter, unsere Väter“), Drehbuch Eva Kranenburg („Die denkwürdigen Erlebnisse meines Vaters“), Produktion Oliver Berben, Constantin Film – ihre verrätselte Mörderjagd. Was nicht weiter verwundert, basiert das Skript doch auf Motiven des preisgekrönten Erfolgsromans „Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders“ (1985) von Patrick Süskind, Drehbuchautor deutscher TV-Meilensteine wie „Monaco Franze - Der ewige Stenz“ und „Kir Royal“. Der im Paris des 18. Jahrhundert angesiedelte Roman beschreibt das Leben des Jean-Baptiste Grenouille, eines Außenseiters ohne Eigengeruch, aber mit phänomenalem Geruchssinn. Getrieben von seiner Vision, aus den Düften junger Frauen das ultimative Aphrodisiakum zu destillieren, wird das olfaktorische Genie zur Bestie.
ein ästhetisch beeindruckender Horrortrip
Mit Übersetzungen in 50 Sprachen und bislang weltweit über 20 Millionen verkauften Exemplaren zählt „Das Parfum“ zu einem der größten deutschsprachigen Bucherfolge des 20. Jahrhunderts. 2006 drehte Filmemacher Tom Tykwer („Lola rennt“) eine aufwendige Kinofassung des Bestsellers mit dem damals noch unbekannten Briten Ben Whishaw (Q aus „James Bon 007: Skyfall“) in der Hauptrolle.Auch die Serie setzt auf opulente Bildsprache und die Frage, ob sich Menschen durch Düfte manipulieren lassen. In Rückblenden blättert der Sechsteiler das Drama um fünf ehemalige Internatsschüler (Ken Duken, Trystan Pütter, August Diehl, Christian Friedel, Natalia Belitski) auf, die seit zwanzig Jahren ein grausiges Geheimnis mit sich herumschleppen. Der Grund: Süskinds Bestseller. Den hatten die Freunde seinerzeit mit allzu viel Faszination gelesen und in ihrem Forscherdrang jegliche Skrupel verloren. Der Mord an der schönen Katharina führt die Clique wieder zusammen, Erinnerungen an sexuelle Experimente, Obsession und Eifersucht werden wach, dementsprechend frostig ist das Zusammentreffen am offenen Sarg. Profilerin Simon irrlichtert derweil auf der Suche nach Antworten und einem Ausweg aus ihrem eigenen freudlosen Liebesleben durchs niederrheinische Nirgendwo, durch vergessene Landschaften, denen jede Lieblichkeit fehlt und umgeben von diversen Unsymphathen, die allesamt gepflegt einen an der Waffel haben.
Das Ergebnis ist ein ästhetisch beeindruckender, auf schlammiges Grün und schwefliges Gelb reduzierter Horrortrip, der Thrillerfans durchaus in seinen Bann zu ziehen weiß. Und dies, obwohl die Story streckenweise zu einer verschwitzten Jungmännerfantasie (FSK 16) mit heiklem Frauenbild gerät, in der sich die durchweg superbe Darstellerriege durch ungewandte Dialoge hangeln muss.
Bei Serienfreunden in- und außerhalb Deutschlands kam der elegante Mix aus Noir-Krimi und düsterem Erotikthriller hervorragend an, die Pressestimmen klagen weniger begeistert: „Auf die Nase gefallen“ kommentierte die FAZ bissig, die Zeit attestierte „Keine Herznote“. Spiegel Online stank das Ergebnis gar so gewaltig, dass die Nachrichten-Website „Komplettkatastrophe vom Niederrhein“ titelte. Ob sich die Macher trotzdem an einen zweiten Teil wagen? Offiziell ist dies zwar noch offen, die Cliffhanger im Staffelfinale lassen jedoch durchaus hoffen.
Parfüm
Bei Netflix
Credits
D 2018, R Philipp Kadelbach D Friederike Becht, Wotan Wilke Möhring, Jürgen Maurer, Ken Duken, Trystan Pütter, August Diehl, Christian Friedel, Natalia Belitski FSK 16 J. Sechs Folgen à ca. 55 Minuten