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  •  © Ruhrtriennale 2013 / Jörg Baumann
    Foto von der Aufführung bei der Ruhrtriennale 2013
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ÜBER DAS STÜCK


RECHTE
Verlag: Rimini Protokoll (Helgard Haug, Stefan Kaegi, Daniel Wetzel)
Übersetzerin des Stückes ins Russische: Anastasia Risch-Timasheva

RIMINI PROTOKOLL: „SITUATION ROOMS”

Redigierte Transkription des Videomaterials von Ralph Goertz, IKS, 2013. Das Interview fand statt im Rahmen der Ruhrtriennale: International Festival of the Arts, 23. August — 06. Oktober 2013. www.ruhrtriennale.de
Homepage des Rimini Protokolls: www.rimini-protokoll.de

Daniel Wetzel: Situation Rooms — das sind 17 Räume und 20 Geschichten. Im Prinzip haben wir mit 20 Leuten plus x Videos erarbeitet, die diese hinterlassen haben — in den Räumen, die man jetzt begeht. Man hat ein iPad in der Hand, Kopfhörer auf und hört, was diese Leute einem erzählen. Und die haben es in den Räumen gefilmt, in denen man sich gerade befindet. Man ist also verbunden mit diesen Leuten, die nicht mehr da sind — darüber, dass man an ihrer Position steht. Und man versucht, diese nachzuvollziehen, bekommt etwas erzählt und möchte gleichzeitig dem Bild folgen, Türen finden und so weiter. Man steckt eben fast in der Haut dieses einen Menschen, der da erzählt. Alle sieben Minuten gibt es eine Art Wechsel. Und man ist eine andere Person. Es gibt gegensätzliche Positionen, einander ergänzende Positionen, die sich alle um das Thema und das Phänomen der Waffe drehen — aus den unterschiedlichsten Perspektiven gesehen.

Helgrad Haug: Es gibt unterschiedliche Stränge in unseren Arbeiten, die wir verfolgen. Es gibt die klassische Zuschauer-Akteur-Situation. Wir machen Bühnenstücke, in denen auf der Bühne agiert und gesprochen wird. „Klassisch“ vielleicht in Anführungszeichen, weil eigentlich ein klassisches Element — der/die Schauspieler*in — bei unseren Stücken fehlt. Die haben wir ersetzt oder haben Menschen einspringen lassen, die sich selbst auf der Bühne darstellen, ohne Schauspielausbildung, sondern mit einer bestimmten Kenntnis, die sich aus ihrer Biographie oder irgendeinem Fachwissen ergibt. Und dann gibt es aber auch Stücke wie diese, in denen es viel stärker um die Frage geht, wie man Zuschauer*innen aktivieren kann, wie man Rollen noch weiter aufspalten kann, wie man Zuschauer*innen zu Akteur*innen werden lassen kann und andere Zuschauer*innen dabei zusehen. Wir versuchen das auf unterschiedlichen Ebenen, und die Stücke lösen sich irgendwie gegenseitig ab. Es ist sozusagen kein bestimmter Weg an ein bestimmtes Ziel, sondern es wird von uns auf allen Wegen experimentiert. Und ja, für uns ist einfach die Frage: Was ist die nächste Herausforderung? Dieses Stück war eine. In seiner Komplexität, in der Anlage dieses zeitgleichen Erzählens von 20 Biographien in einem neuen Medium, auch für uns — im Film nämlich. Wir haben die Filme, die zeitgleich angeschaut werden, auch zeitgleich gedreht. Das war sehr spannend, denn während wir an diesen Filmen gearbeitet haben, ist das Gebäude drumherum entstanden. Das war sozusagen wie ein kleiner Planet, der da zeitgleich entstanden ist. Und jetzt ist der Moment, in dem wir wirklich alles abgeben und nur noch von draußen reingucken können. Oder, wenn wir Glück haben, einspringen können und dann sehen, ob das so funktioniert, wie wir es wollen.

 © Jörg Bauman / Ruhrtriennale 2013 Daniel Wetzel: Im Zentrum dieser Arbeit steht schon, dass wir mit 20 Leuten arbeiten, die uns Dinge berichten, die wir nicht gewusst haben oder die uns in Erfahrungssituationen transportieren, die wir nicht kennen, die sich uns sozusagen mitteilen. Und dieses Teilen von Erfahrung geschieht eben nicht so, dass ich im Zuschauerraum sitze und die Menschen auf der Bühne teilen mir etwas mit. Wir arbeiten ganz oft, eigentlich immer, mit Leuten, die uns etwas zu erzählen haben anstatt mit Schauspieler*innen, die diese Geschichten interpretieren. Sondern dieses Mal sind der Ort und die Bühne eigentlich dasselbe. Also du bist da, wo die „Darsteller*innen“ vorher waren. Und du machst ihre Schritte. Das ist die Idee.

Dominic Huber: Ich glaube, das für uns Spannende ist, hier die Räume aufgebaut zu haben, ohne dass die Protagonist*innen vor Ort sind. So können wir feststellen, wo sich gewissermaßen die Geister unserer Hauptdarsteller*innen in den Räumen manifestieren und wie weit die Szenographie mithilft, diese Figuren zu erzeugen. Und inwiefern die Zuschauer*innen, die das Ding jetzt betreten und durchleben, gemeinsam mit den Räumen auch diese Menschen entstehen lassen.

Videomaterial von Ralph Goertz, IKS, 2013. Das Interview fand statt im Rahmen der Ruhrtriennale: International Festival of the Arts, 23. August — 06. Oktober 2013. www.ruhrtriennale.de
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