... über das Wichtige im sowjetischen Modernismus
Der Gast der ersten Folge gehört zu den wichtigsten zeitgenössischen Forschenden im Bereich Architektur des sowjetischen Modernismus: der Kunsthistoriker und Kurator Ruben Arewschatjan (Jerewan, Armenien). Mit ihm zusammen wollen wir uns einen Überblick über die Besonderheiten und den kulturellen Kontext des sowjetischen Modernismus verschaffen. Wir reden über die Grundbegriffe, die für das Verstehen dieses Phänomens wichtig sind, über dessen Neuerungen, wie das Interesse an der Erforschung entstand, über die Reflexion in Literatur und Filmkunst, über die sowjetische Standard- und die utopische Architektur als emanzipatorisches Projekt, über die Stadt der befreienden Praktiken, über den leeren Raum und „Extraterritorien“, über die Entstehung paralleler Ideologien und innere Widersprüche der sowjetischen Architektur und des Städtebaus.
Das Gespräch findet im Rahmen der Vorbereitung auf die sibirische Premiere der Ausstellung „Die Stadt von morgen“ statt, die das Resultat einer langjährigen Forschung zum sowjetischen architektonischen Modernismus im postsowjetischen Raum ist. 2019 zeigte sie das Goethe-Institut in Minsk, Jerewan und Moskau, und vom 24. November 2020 bis zum 24. Januar 2021 ist sie in Nowosibirsk im Kulturzentrum ZK19 im Rahmen des Deutschlandjahres in Russland 2020/21 zu sehen. Die Ausstellung umfasst eine große Zeitspanne: vom Konstruktivismus der 1920er-Jahren bis zum sowjetischen Modernismus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und endet mit dem Übergang zur Architektur des Postmodernismus am Anfang der 1990er-Jahre.
Ruben Arewschatjan
Ruben Arewschatjan ist Künstler, Kunsthistoriker, Kurator und Präsident der AICA Armenien (Association Internationale des Critiques d'Art). Er lehrt an der Hochschule für moderne Kunst in Jerewan und hat zahlreiche Publikationen in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht, hauptsächlich zu den Themen und Problemen städtischer und kultureller Umwandlungen, wobei seine besondere Aufmerksamkeit den postsozialistischen Kontexten gilt. Er ist Redaktionsmitglied der elektronischen Zeitschrift red-thread.org. Er war Kurator und Teilnehmer einer Reihe internationaler Projekte wie Hauptstadt der Wünsche, Große Atrophie, Parallele Realität, Lokale Modernitäten, Sowjetischer Modernismus 1955–1991: unbekannte Geschichten, Die süßen 60er, Trespassing Modernities, Déjà-vu STANDARD oder Die Stadt von morgen. 2011 war er Kurator des armenischen Pavillons auf der 54. Kunstbiennale und 2014 Kurator des armenischen Pavillons auf der Architekturbiennale in Venedig. Er ist wissenschaftlicher Leiter des Projekts zur Restaurierung des Schriftstellerhauses am Sewansee im Rahmen des Programms Keeping it Modern der Getty Foundation.