Gespräche aus der Dunkelkammer
Vladimir Welminski

Vladimir Welminski © © youtube.com Vladimir Welminski © youtube.com

Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Slawistik an der Universität Zürich und Ehrengast am Forschungszentrum IKKM an der Bauhaus-Universität Weimar. Er hat Mathematik, Physik, Literatur und Kulturwissenschaften in Moskau und Berlin studiert. Doktor der Philosophie. Er beschäftigt sich mit den kulturellen und technischen Komponenten der Kultur (Medien, Literatur, Kunst, Philosophie, Wissenschaft, Kino) und lebt in Berlin.

Seiner Meinung nach wird die moderne Gesellschaft durch die Hilfe technischer Erfindungen aus militärischen Labors geleitet. Die Gesellschaft wird als Folge selbst zu einem Labor militärischer Studien. Zur Veranschaulichung dieses Konzepts führt Welminski den Roman „Der Herrscher der Welt“ des sowjetischen Science-Fiction-Schriftstellers Alexander Beljajew als Beispiel an. Die Geschichte handelt von der Konfrontation zweier „Willens-Giganten“: dem Deutschen Stirner („Gedankenbesetzer“), der weiß wie man die Menschen nach seinem Willen steuert und dem sowjetischen Ingenieur Katschinski („Befreier“), der eine Maschine entwickelt um den menschlichen Willen zu kontrollieren, die auf der Basis eines Funksenders zum Senden und Empfangen von Signalen entworfen wurde. Welminskis Beschreibung dieser Konfrontation selbst ist (fast prophetisch) auf die Sprache der neuen technologischen Erfindungen des 20. Jahrhunderts zu übertragen (von der Radio-Station zur Turing-Maschine). Die größten Impulse unseres Bewusstseins lassen sich laut dem Wissenschaftler in die Sprache der Maschinen übersetzen, so dass ihre Opfer zu „Puppen“ und „Marionetten“ werden. Vladimir Welminskis Idee lautet, dass wir in dem Roman Beljajews eine Gesellschaft sehen, die in sich geschlossen und anfällig für verschiedene Kontroll-Praktiken ist. Einem unsichtbaren Krieg ähnlich, der Gefangene „ohne Gewalt“ nimmt. Diese Gesellschaft ist sehr ähnlich zu der heutigen Gesellschaft, wo unsere tägliche Routine von technischen Erfindungen, die in militärischen Labors entwickelt wurden, dirigiert wird.
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