„DOCMOBIL“ AM URAL - ORATIO DIRECTA
Die zweite Etappe des Projektes „DOCMOBIL“ fand im Ural statt. Hier wurden die Filme „Die Entsandten des großen Landes“ (2015, Russland) und „Somos Cuba“ (2015, Deutschland / Kuba) vorgestellt. Die Dramaturgin und Cutterin des letzten Filmes, Friederike Schuchardt, hat ihre Eindrücke von der Reise nach Russland mit „DOCMOBIL“ geteilt:
„Es war fantastisch, so viele neue Eindrücke von Russland zu gewinnen... Und natürlich die Begegnungen mit den anderen Filmemachern, unsere gemeinsamen Filmvorführungen, die z.T. interessanten Reaktionen des Publikums. Es war eine einmalige Gelegenheit, so viel Zeit miteinander zu verbringen und in langen Gesprächen die Filme zu diskutieren, von der Arbeitsweise der anderen zu erfahren, Gemeinsamkeiten zu entdecken, sich über andere Filme und Festivals auszutauschen.
Auch habe ich wieder einmal gesehen, dass es Filme gibt, die so stark sind, dass sie jenseits aller Sprachbarrieren stehen. So hat mich der Film „Und dann kommt unbedingt einer von uns…“ von Igor Morozov sehr berührt, ohne dass ich auch nur ein Wort verstanden hätte - weil wir eben eine gemeinsame Bild- und Montagesprache sprechen. Auch das ist eine schöne Erfahrung.“
Auch habe ich wieder einmal gesehen, dass es Filme gibt, die so stark sind, dass sie jenseits aller Sprachbarrieren stehen. So hat mich der Film „Und dann kommt unbedingt einer von uns…“ von Igor Morozov sehr berührt, ohne dass ich auch nur ein Wort verstanden hätte - weil wir eben eine gemeinsame Bild- und Montagesprache sprechen. Auch das ist eine schöne Erfahrung.“
Im Ural hat „DOCMOBIL“ die Städte Jekaterinburg und Newjansk besucht. Tatjana Sobolewa, die Regisseurin und Kinoexpertin des Projekts, hat ihre Ansichten zur Reise in die Region geteilt:
„Alles in allem ist es eine wunderbare Idee, in die Regionen und auf das Publikum zuzugehen – die Filme da hinzubringen, wo es sonst keine Möglichkeiten gibt, sie zu sehen. Außerdem war es eine tolle Gelegenheit, das Gebiet kennenzulernen und sich mit den Leuten hier zu unterhalten. „DOCMOBIL“ ist wirklich ein Cross-Culture-Projekt, denn die Paare aus jeweils einem russischen und einem deutschen Film öffnen das Feld für fachlichen und privaten Austausch, und die Situation, auf Reisen zu sein, unterstützt es ja sowieso, dass man sich näherkommt.“
In Jekaterinburg wurde „DOCMOBIL“ im Rahmen des 29. Offenen Festivals des Dokumentarfilms „Russland“ durchgeführt. Inna Demeschko, Direktorin des Festivals „Rossija“, findet, dass das Projekt sich für das örtliche Publikum als wichtig erwiesen hat:
„Unsere Zuschauer*innen hatten das Glück, sich Filme anzuschauen, die sie außerhalb des Festivals kaum zu Gesicht bekommen hätten. Sie haben die Regisseur*innen der Filme kennengelernt und interessiert an den Diskussionen darüber teilgenommen, das heißt, sie wurden geistig und emotional stimuliert – und das ist heute für die Bewohner*innen der Regionen äußerst wichtig. Und die künstlerischen Treffen und Workshops, die die Teilnehmer*innen des Projekts durchgeführt haben, sind von unschätzbarem Wert – nicht nur für die Teilnehmer*innen des Festivals, sondern auch für die Studierenden der Jekaterinburger Kunsthochschulen und für alle Dokumentarfilm-Fans im Ural. Wir hoffen auf eine fortgesetzte Zusammenarbeit und weitere Vorführungen des neuen Programms von „DOCMOBIL“.
Irina Schatalowa, die Direktorin des internationalen Festivals des Dokumentarfilms „DOKer“, begleitet „DOCMOBIL“ in Moskau als Kinoexpertin und vergleicht die Aufführungen in Jeakterinburg und Newjansk:
„Das Filmfestival „Rossija“ ist das älteste Dokumentarfilmfestival des Landes, daher ist es nicht verwunderlich, dass die Workshops und Filmvorführungen von „DOCMOBIL“ in Jekaterinburg besonders intensiv waren. Davon unterschieden sich die Veranstaltungen in der eher kleinen Stadt Newjansk deutlich, denn in dieser Stadt mit 23.000 Einwohner*innen gibt es gar kein Kino, weswegen „DOCMOBIL“ im Festsaal des Geschichts- und Architekturmuseums stattfand. Die Nachfrage nach Kulturveranstaltungen ist in der Stadt groß. Doch offensichtlich wusste das Publikum nicht, was es von den Treffen mit den deutschen und russischen Regisseur*innen und Filmexpert*innen zu erwarten hatte. Es fiel nicht allen Zuschauer*innen leicht, die Dokumentarfilme in Spielfilmlänge zu verstehen, und die Diskussionen wurden anfangs entsprechend zaghaft geführt. Für mich war das ein wichtiges Zeichen dafür, dass kleine Städte solche Projekte dringend brauchen. Die dortigen Zuschauer*innen sind offen und interessiert, auch wenn sie sich mit Autorenfilmen nicht auskennen. Die fehlenden technischen und organisatorischen Möglichkeiten vor Ort hindern sie jedoch, diesem Interesse nachzugehen.“