Die Kampfzone ausweiten

Woche der Veränderungen 2016
Foto: Julia Atapina

Über die erste Projektwoche an einer Petersburger Schule

Im Frühjahr 2016 wurde das Programm „Kulturelle Bildung in Russland und Deutschland im Dialog“ im Goethe-Institut durch ein „Zukunftslabor“ ergänzt. Kulturmanager aus Deutschland waren dazu eingeladen worden, ihre Arbeitserfahrungen mit Kollegen aus Russland auszutauschen und Strategien der Vermittlung kulturellen Wissens an ein Kinder- und Jugendpublikum zu erörtern.

Von Jana Postovalova

Im Zuge dieser russisch-deutschen Zusammenarbeit wurden in fünf Kultureinrichtungen Sankt Petersburgs Bildungsprojekte initiiert. Eines der Projekte ist „Woche der Veränderungen“, ein gemeinsames Vorhaben des Museumsfestivals „Kindertage in St. Petersburg“ und der St. Petersburger Akademie für Lehrerfortbildung. Das Projekt wurde im Golizyn-Gymnasium Nr. 278, einer Schule in einem normalen Wohngebiet durchgeführt. Im Herbst 2016 fand dort eine "Woche der Veränderungen" statt, in deren Verlauf SchülerInnen aller zehnten Klassen gemeinsam mit eingeladenen DesignerInnen, RegisseurInnen, UrbanistInnen und SoziologInnen untersucht haben, welche Möglichkeiten und Mittel ihnen offenstehen, um selbständig und eigenständig Veränderungen herbeizuführen.

„Wir müssen versuchen die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Von hier aus gesehen scheint die Welt anders zu sein“, sagte verschmitzt lächelnd John Keating dargestellt von Robin Williams in Peter Weir’s Film „Der Club der toten Dichter“. Er sagte es, auf einer Schulbank stehend, alle Schüler dazu aufrufend, seinem Beispiel zu folgen. Er sagte es nicht in einer normalen Schule, sondern in einem elitären englischen Gymnasium für Jungen, an dem sich die Regeln über viele Jahrhunderte hinweg nicht geändert hatten.

Im Grunde sind Schulen in Russland, ob nun Mittelschulen, Gymnasien oder Lyzeen, in der Regel Einrichtungen, die ein und denselben Regeln von Jahr zu Jahr folgen und ungern „Fremdlinge“ auf ihr Gelände lassen. Umso erstaunlicher ist es, wenn eine Schule selbst als Initiatorin von Veränderungen auftritt. So ähnlich geschah es im vorliegenden Fall: Das B. B. Golizyn-Gymnasium Nr. 278, das regelmäßig an verschiedenen Projekten teilnimmt, nahm den Vorschlag zur Teilnahme an dem Projekt an und erklärte sich dazu bereit, das Programm des Goethe-Instituts in den Lehrbetrieb einzubetten.

Im Verlauf von sechs Tagen suchten alle Zehntklässler, aufgeteilt in Gruppen und angeleitet von den Workshopleitern, eine Antwort auf die Frage: „Was kann ich an meiner Schule verändern?“. Sie suchten in den verschiedensten Fachbereichen: im Bewegungstheater und in der Architektur, in sozialen Innovationen, in Ökologie und im Forumtheater. Sie ließen sich von Ausflügen in die A. L. Stieglitz-Akademie, in die N. V. Gogol-Bibliothek, in das Generalstabsgebäude der Eremitage und in das A. S. Popov-Zentralmuseum für Kommunikation inspirieren.

Nach Ablauf der Woche präsentierten die Jugendlichen ihre Ergebnisse. Das Publikum wurde durch die fünf Sektionen geführt, und in jeder berichteten die Workshopleiter gemeinsam mit den Teilnehmern, wie sie während der vorgesehenen Zeit zusammengearbeitet hatten.


Der erste Raum, in den wir hineinkamen, war für das Bewegungstheater vorgesehen. Hier war Ksenija Petrenko die Workshopleiterin. Wie in Weir’s Film versuchten hier die Jugendlichen, den Blickwinkel auf die Empfindung und die Selbstwahrnehmung im Raum zu verändern. Hierfür wurde ein gewöhnlicher Klassenraum in ein seltsames Auditorium verwandelt, in dem alles seinen Platz hat außer Bänken und Stühlen. Wir bewegten uns langsam von einer Ecke aus tastend in die Mitte des Raums, denn es war dunkel. Dort stand ein Tisch, darauf eine Lampe, die warmes und zugleich blasses Licht ausstrahlte. Nachdem wir uns an die Dunkelheit gewöhnt hatten, begannen wir die Jugendlichen zu erkennen, sie bewegten sich und erstarrten in den Fensternischen, sie saßen auf den Schränken, sie tanzten, sie trugen Süßigkeiten an uns vorbei, sie nahmen Porzellantassen aus den Kartons heraus, sie gossen Tee ein, sie nahmen die Besucher an die Hand und luden sie ein, sich an den Tisch zu setzen ohne dabei aufzuhören zu tanzen und Anmut zu verlieren. Jemand sang, jemand bediente den Synthesizer, jemand erzeugte Töne auf Glasobjekten wie Vasen, Ballons, Flaschen, Becher.

Die Performance dauerte etwa 20 Minuten und klang mit der Vorführung von Ausschnitten eines Charlie Chaplin-Films aus. Im Zentrum der Aufmerksamkeit standen passenderweise Episoden, in denen die Darsteller, im Restaurant sitzend, Tee trinken. Es war eine originelle Reise durch verschiedene Wirklichkeiten, zuerst aus der gewöhnlichen schulischen in eine märchenhaft-theatralische und danach sogar in eine jenseitige, kinematographische Realität.

Der nächste Raum gehörte den Gruppen Ökologie und soziale Innovationen. Hier waren Alexandra Nenko und Arina Miksjuk die Workshopleiterinnen. Die Schüler zweier Sektionen haben sich zusammengetan. Nachdem sie eine Reihe Untersuchungen und Befragungen durchgeführt hatten, kamen sie zu dem Schluss, dass in der Schule, die sich auf drei Häuser verteilt, eines fehlt: eine Erholungszone, wo man sich unterhalten, Hausaufgaben machen, Bücher und Pflanzen tauschen, Brettspiele spielen kann. Die Schulleitung stellte einen unbenutzten Raum zur Verfügung, den die Zehntklässler aufräumten. Die Teilnehmer der beiden Workshops durchstöberten den Keller und holten Baumstümpfe heraus. Deren Oberseite bezogen sie mit Polsterwatte und Stoff, so dass dabei Sitze herauskamen. Auf dem Kaminsims fanden Zimmerpflanzen Platz und daneben wurde eine Fläche für Bookcrossing eingerichtet. Die ansprechende, ökologische Erholungszone hat nur einen Nachteil, es passen zu wenige Personen gleichzeitig hinein, nicht mehr als 15. Deshalb wurden ein Regelkatalog und ein Besuchszeitplan für den Erholungsraum erarbeitet.

Im dritten Raum befand sich die Architekturgruppe. Hier waren Archil Didischvili und Kristina Marchenko die Workshopleiter. In dieser Sektion konnten die Jugendlichen die innere Gestalt und Einrichtung der Schule überprüfen und anschließend den gewohnten Bereich verlassen, rausgehen und mit neuem Blick den Schulhof betrachten.

Nachdem sie Filme über Architektur angesehen und Museen besucht hatten, sollten sie ein eigenes Architekturmodell aus improvisierten Materialien gestalten und es anschließend verteidigen. Zum Einsatz kamen v.a. Streichhölzer, Zahnstocher und Knetmasse. Die besten Arbeiten wurden uns präsentiert.

Eine besonders interessante Arbeit ist das Porträt B. Golizyns von Anastasija Zacharova, das in der Farbgebung (Säuregelb neben Pink und metallischem Hellblau) an Leinwände Andy Warhols erinnert. Man entschied sich, dieses Porträt zum Symbol des Gymnasiums zu machen.

Eine Gruppe von Jugendlichen schlug eine originelle Gestaltung der Mülltonnen vor, die sich im Innenhof der Schule befinden. Das erste Projekt heißt „Seasontrashmonsters“, es sieht die Bemalung von vier Mülltonnen in verschiedenen Farben vor, die den Jahreszeiten entsprechen und eine Gestaltung als Monster, wie aus einem Computerspiel, die den Müll vernichten. Das zweite Projekt ist romantischer. Ein Teilnehmer ging davon aus, dass der Abfall beim Aufkommen auf dem Boden der Mülltonne Geräusche erzeugt und schlug eine musikalische Gestaltung der Müllcontainer vor. Die riesigen Mülltonnen wurden zu Notenköpfen über denen Klaviertasten gemalt sind.

Zu den Projekten, die von den Schülern im Inneren des Gebäudes ausgeführt wurden, zählt die Gestaltung des überdachten Durchgangs, der zwei Gebäude des Gymnasiums miteinander verbindet. Zur einen Richtung hin bedeckten die Jugendlichen die Fensternischen mit orange und gelbfarbenen Abdrücken von Blättern, zur anderen Richtung bemalten sie sie mit den dunkelgrauen rechteckigen Formen der Ziegelsteine.

Der vierte Beitrag wurde von der Forumtheater-Gruppe erstellt. Hier waren Natascha Borenko und Maria Kolosova die Workshopleiterinnen. Die Teilnehmer stellten auf der Bühne eine reale Geschichte dar, die in der Schule passiert war. Nach der Vorführung wandten sich die Workshopleiterinnen an die Zuschauer mit der Bitte, zu überlegen, wie man den gezeigten Konflikt lösen könne. Lehrer, Eltern und die Direktorin folgten dem Aufruf. Daraufhin wurde die gleiche Szene in verschiedenen Variationen des Endes mehrfach wiederholt. Unter anderem kam ein Schullehrer und sogar die Direktorin auf die Bühne. Hier wurde der Aufruf John Keatings, ein Problem gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, aus der Sicht eines Jugendlichen, der Schulleitung und sogar einer übergeordneten Instanz anschaulich verwirklicht.

Man muss sagen, dass bei Weitem nicht jede Schule bereit ist, den Schritt zu wagen, öffentlich über interne Konflikte zu sprechen. Im Verlauf der Diskussion kamen weitere Themen auf. Schüler drückten berechtigtes und unberechtigtes Gekränktsein durch die Lehrer aus, es wurden gegenseitige Anschuldigungen ausgesprochen. Die in der Aula begonnene Diskussion ging fließend in die Besprechung am Runden Tisch über. Ein offensichtliches Problem dieses abschließenden Teiles bestand darin, dass weder die Pädagogen noch die Schüler in der Lage waren, sich von der konkreten Situation zu distanzieren. Das durch das Forumtheater offengelegte Konfliktpotential der Situation zeugt von der allgemeinen Lage in unseren Schulen. Erwachsene versuchen nicht mit den Jugendlichen einen Konsens zu finden, sondern sie eher auf ihre Seite zu ziehen. Auftauchende Fragen werden nicht wirksam angegangen, sondern unterdrückt oder schlicht übergangen. Ich möchte wiederholt darauf hinweisen, dass die Lage im Gymnasium Nr. 278 etwas anders aussieht. Die Schulleitung unternahm zweifellos den Versuch, die Komfortzone zu verlassen. Sie ließ Außenstehende in ihren Bereich hinein, damit wir als Zuschauer, die nicht an dem konkreten Schulprozess interessiert sind, aus der Distanz auf das Dargestellte blicken und unsere Vorschläge zur Entwicklung der Ereignisse machen können. Nun ist es wichtig, den angefangenen Dialog fortzuführen. Beim Hinausgehen traf ich im Erdgeschoss Teilnehmer des improvisierten Stückes, die mit den bei der Vorführung anwesenden Eltern über die dargestellte Geschichte und die Zuschauermeinungen diskutierten und auch darüber, wie es sich tatsächlich zugetragen hat und was nicht erwähnt wurde. Das zeigt, dass sich der Raum geöffnet hat und dass das Leben in diesem Gymnasium sich etwas verändern wird.

Julia Pocelueva (Kulturmanagerin, Direktorin für die Entwicklung des Museumsfestivals "Kindertage in Petersburg", Kuratorin des Projekts „Woche der Veränderungen“):
 
Ich bin daran interessiert, innerhalb von Projekten Situationen herbeizuführen und zu untersuchen, in denen „parallele Geraden aufeinandertreffen“. In dem Projekt „Woche der Veränderungen“ ist es das durchstrukturierte Schulbildungssystem und der künstlerische Prozess, den die Workshopleiter gemeinsam mit den Schülern initiiert haben.

Die Schule stellt ein völlig isoliertes System dar, das nach seinen eigenen Regeln funktioniert und über eigene Kriterien des Erfolgs und Misserfolgs verfügt: Noten, Klausuren, Wettbewerbe, Leistungen auf der Schul- und Bezirksebene. Unser Projekt beruhte von Beginn an auf anderen Prinzipien.

Wir haben uns ein Projekt zum Ziel gesetzt, in dem die Schüler eigenständig entscheiden können, in dem die Workshopleiter ihre Assistenten sind und Anregungen geben anstatt wie Lehrer zu sein. Die Qualität des Prozesses und das Zusammenwirken auf Augenhöhe waren uns wichtiger als das Endergebnis.
Natürlich haben diese unterschiedlichen Herangehensweise Widersprüche hervorgerufen, die schwer innerhalb einer Woche oder auch eines Monats aufgelöst werden können.

Ich glaube, dass in jedem System, das auf dem Prinzip der Hierarchie aufgebaut ist, ein offener Prozess auf viel Widerstand treffen wird. Aber allein durch die Tatsache, dass ein offener Prozess stattfindet, wird das System transformiert und es werden neue Wechselwirkungen zwischen den Teilnehmern ermöglicht.

Natalia Raaben (Kulturmanagerin aus Deutschland, Kuratorin des Projekts „Woche der Veränderungen“):
 
Unser Projekt ähnelt den deutschen Projekten, die innerhalb des Programms „Kulturagenten für kreative Schulen“ stattfinden, da wir eng mit einer Schule kooperiert und unsere Workshops zeitlich an den Schulunterricht angepasst haben. Charakteristisch für unser Projekt sind die vielseitigen Wechselwirkungen zwischen den Partnern des Projekts, den Workshopleitern, den Lehrern, der Schulleitung und den Schülern. Alle diese Teilnehmer hatten gemeinsame und eigene Vorstellungen vom Ablauf des Projekts, die nicht immer miteinander übereinstimmten. Deshalb ist ein facettenreiches Ergebnis herausgekommen, das unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen vereint.

Darin sehe ich die Besonderheit unseres Projekts, in dem sowohl die Ergebnisse der einzelnen Workshops als auch der Prozess der Projektentstehung auf kollektiver Autorschaft beruhen.

Elena Korobkova (Dozentin, Leiterin des kulturwissenschaftlichen Instituts der St. Petersburger Akademie für Lehrerfortbildung, Kuratorin des Projekts „Woche der Veränderungen):
 
Das Anliegen dieses Projekts war unglaublich kompliziert: es bestand darin zwei Bildungssysteme zusammenzuführen, das konventionelle und unkonventionelle Bildungssystem. Und darin unterscheidet sich dieses Projekt von allen anderen, in dem Programm „Kulturelle Bildung in Russland und Deutschland im Dialog“ vorgestellten Projekten. Seine Spezifik bestand im Folgenden:
Vorausgesetzt wurde die Teilnahme aller Schüler, d.h. nicht nur derjenigen, die aktiv und an einer bestimmten Tätigkeit interessiert waren. Darin bestand die erste Herausforderung für die Workshopleiter. Sie mussten die Jugendlichen mitreißen.

Das Projekt war an den Stundenplan der Schule angepasst, denn es sollte in der Unterrichtsstruktur des Schulsystems zur Geltung kommen. Das rief etliche Anstrengungen bei der Realisierung hervor.

Die Grundlage des Erfolgs sollte in der engen Wechselbeziehung der Workshopleiter und der Schullehrer bestehen. Für die Lehrer sollte die Verbindung des Projekts mit dem Bildungsprogramm der Schule sowie die eigene Rolle innerhalb des Projekts verständlich werden. Und das war das größte Problem des Projekts.

Man muss hervorheben, dass bei dem äußeren Erfolg, eine tatsächliche Integration nicht gelungen ist. Das Projekt, das nicht der Lösung konkreter Bildungsaufgaben gewidmet war, wurde von der Schule wie ein Fremdkörper aufgefasst. Zweifellos wussten die Pädagogen die Bedeutung und Wichtigkeit des Projekts für die Persönlichkeitsentfaltung der Schüler zu schätzen. Sie merkten an, dass die Schüler neben Wissen im Bereich der Architektur, Ökologie, Soziologie auch gelernt hatten, ihre kommunikativen Kompetenzen zu stärken, ihre Arbeit zu planen und kreativ bzw. offen zu denken.

Man kann sich vorstellen, dass auch die Pädagogen, die die Workshops besuchten und das Geschehen in speziellen „Beobachtungsbögen“ aufzeichneten, sich einiges aneignen konnten. Sie sahen ihre Schützlinge aus einem anderen Blickwinkel, lernten Arbeitsmethoden des offenen Bildungssystems kennen.

Zur gleichen Zeit sahen sie jedoch keine neue Quelle für die Schulentwicklung. Es war ein Experiment und nicht mehr. Es fügte sich nicht in die Organisation des Schulprozesses und dessen Ideologie ein.

Die Lehrer stellten folgende Risiken heraus:
  • Das Nichterreichen von Kindern, gemeint sind diejenigen, die man mit den angebotenen Themen nicht begeistern konnte und für die die Projektzeit unproduktiv verlief
  • Die Abgespanntheit einiger Schüler, die für die Freiheit und Arbeit in einem nicht geregelten Rhythmus nicht bereit waren
  • Die Verzögerung des Schulprogramms
  • Die Notwendigkeit die Organisation des gesamten Unterrichtsprozesses umzugestalten
  • In jedem Fall war es eine einzigartige Erfahrung, die genügend Stoff für weitere Überlegungen bietet und es ermöglicht, bei der Suche nach neuen Formen der Wechselbeziehungen zwischen Kultur und Bildung weiter voranzuschreiten.

Evgenija Shelokova (Teilnehmerin des Projekts):
 
Für die anderen Teilnehmer des Projekts war alles nicht ganz so neu. Sie leben hier und haben sich an die Größe der Stadt gewöhnt. Ich war aber nach dem Umzug aus einer kleinen Stadt dabei, mich an Petersburg zu gewöhnen. Ich fühlte mich in dieser Stadt nicht wohl, war verschlossen und das fiel auf: ich hatte keinen Kontakt zu Menschen, ging außer in die Schule nirgendwohin. Aber dann änderte sich alles…

Aus den fünf angebotenen Fachrichtungen entschied ich mich vom Herzen für „Der andere Raum“, oder wie es auf unseren Flyern hieß Bewegungstheater. Als wir uns kennenlernten, befanden wir uns scheinbar in einem gewöhnlichen Klassenraum, doch im Inneren war alles anders. Ich meine damit nicht die Möbel und Fenster, sondern die Atmosphäre, die Ksenija mitgebrachte. Als ich den Raum betrat, war in mir auf Anhieb das Gefühl des Vertrauens geweckt. Ich hatte keine Angst, mich zu öffnen und zu zeigen, dass ich fühlen kann.

Es war erstaunlich, als das Projekt begann! Ich lernte endlich andere kennen, öffnete mich ein wenig und ließ Menschen in meine Welt hinein. Das bereue ich nicht.
Unsere Performance entstand eher zufällig, ganz von selbst, innerhalb von einem oder eineinhalb Tagen. Es gab keine gemeinsame Geschichte, jeder machte etwas Eigenes, aber dann fügte sich alles zu einem wundervollen Bild zusammen.

Wir führten die Performance drei Mal auf. Es gefiel allen sehr gut, alle waren begeistert. „Wie habt ihr in dieser kurzen Zeit diese erstaunliche Geschichte kreiert?“, fragten die Leute. Das wichtigste war, dass wir ein Team waren, wir arbeiteten wie ein Uhrwerk und alle halfen sich gegenseitig.

Durch das Projekt konnte ich mich öffnen, ich verlor meine Angst vor Menschen. Nun öffne ich mich ihnen gegenüber und sie sich umgekehrt mir. Es hat sich herausgestellt, dass es nicht schwer ist, Menschen spüren Güte und geben sie zurück.

Momentan ändere ich mein Leben und niemand kann mich davon abhalten, denn es ist meine Wahl: Ich möchte Theaterpädagogin für szenische Plastik werden und werde mein Ziel erreichen.

Ich bin dem Projekt «Woche der Veränderungen» sehr dankbar, es hat mein Leben verändert. Diese Geschichte wird ein gutes Ende finden. Vielen Dank.

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