Geboren wurde Ljudmila Ulitzkaja 1943 in der Stadt Dawlekanowo in der Sowjetrepublik Baschkortostan, nachdem ihre Familie zuvor dorthin evakuiert worden war. Sie absolvierte ein Biologiestudium an der Lomonossow-Universität mit einem Abschluss in Genetik.
Nach dem Uni-Abschluss arbeitete sie am Institut für Allgemeine Genetik der UdSSR, bis sie 1970 wegen der illegalen Abschrift und Verbreitung von Samisdat-Schriften (selbstverlegte, in der UdSSR verbotene Literatur) entlassen wurde.
Danach arbeitete sie als Dramaturgin im Jüdischen Kammermusiktheater in Moskau.
Seit Ende der 1980er-Jahre veröffentlichte sie acht Romane sowie mehrere Novellensammlungen und Kinderbücher. Ihre Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt.
Ulitzkaja selbst charakterisiert ihr Schaffen folgenderweise: „Ich gehöre zu der Art von Schriftstellern, die hauptsächlich vom Leben selbstausgehen. Ich bin keine Autorin, die das Leben konstruiert, sondern eine Autorin, die das Leben erlebt. Ich baue mir kein starres Muster auf, das ich dann verschreibe, sondern erlebe meine Werke“.
Ulitzkaja hat mehrere Filmdrehbücher sowie Rundfunkszenarien geschrieben und arbeitete für das Kinder- und Puppentheater. Ihre „erwachsenen“ Stücke werden in Russland, Deutschland, Frankreich und Ungarn erfolgreich aufgeführt.
Neben ihrer literarischen Tätigkeit engagiert sich Ulizkaja auch in aktiver gesellschaftlicher Position.
Auszeichnungen
Prix Médicis, für das beste ausländische Werk (1996, Frankreich) – für die Erzählung „Sonetschka“
Literaturpreis Giuseppe Acerbi (1998 in Italien) – für die Erzählung „Sonetschka“
Russischer Booker-Preis (2001) – für den Roman „Kukozki-Casus“ („Reise in den siebenten Himmel“)
Orden der akademischen Palmen (Frankreich, 2003)
„Buch des Jahres“ für den Roman „Ergebenst, euer Schurik“ (2004)
Orden der Künste und Literatur (Frankreich, 2004)
Jugendbuch des Monats (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur)
Penne Preis (2006, Italien) – für den Roman „Kukozki-Casus“
Preis „Das Große Buch“ (2007) – für den Roman „Daniel Stein, der Übersetzer“
Nationale Anerkennung der Frauenleistungen „Olympia“ von der Russischen Akademie für Wirtschaft und Unternehmertum (2007)
Premio Grinzane Cavour (2008, Italien) – für den Roman „Ergebenst, euer Schurik“
Nominierung für den Internationalen Booker-Preis (2009, England)
Literaturpreis der Zeitschrift „Banner“ („Znamja“) in der Nominierung „Globus“ (2010) – für „Dialoge“ von Michail Chodorkowski mit Ludmila Ulizkaja, veröffentlicht in der zehnten Ausgabe von „Banner“ (Oktober 2009)
Prix Simone de Beauvoir pour la liberté des femmes (2011, Frankreich)
Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur (2014, Österreich)
Orden der Ehrenlegion (2014, Frankreich)
Preis „Das Große Buch“ (2016) – für den Roman „Jakobsleiter“
Doctor Honoris Causa der Universität Bukarest (2019, Rumänien)
Siegfried-Lenz-Preis (2020, Deutschland)
Werke
Romane und Erzählungen
Sonetschka (1995)
Medea und ihre Kinder (1996)
Fröhliche Beerdigung (1997)
Kukozki-Casus (Reise in den siebenten Himmel)(2001)
Durchgangslinie (Die Lügen der Frauen) (2003)
Ergebenst, euer Schurik (2003)
Daniel Stein, Übersetzer (2006)
Das grüne Zelt (2010)
Jakobsleiter (2005)
Novellen
Die armen Verwandten (1999)
Die Ersten und die Letzten (2002)
Die Mädchen (2002)
Die Kindheit 49 (Ein glücklicher Zufall und andere Kindergeschichten)(2003)
Das Volk unseres Zaren(2005)
Über den Körper der Seele(2019)
Theaterstücke
Russische Marmelade (2003)
Mein Enkel Benjamin (1988)
Sieben Heilige aus dem Dorf Brucho (2001)
Kinderbücher
Die Geschichten über Tiere und Menschen (2004-2005)
Publikationen
Der Heilige Müll (Die Kehrseite des Himmels) (2012)
Nicht-Prosa. Papiertheater (2020)