Einer der Schlüsselbegriffe der Winterakademie „Bildung mit Europa“ ist BNE. Die Bremer Chemikerin Dr. Doris Sövegjarto-Wigbers erklärt, was hinter der Abkürzung steckt und warum das Thema so wichtig ist.
Frau Sövegjarto-Wigbers, was macht eine Chemikerin bei einer Veranstaltung des Goethe-Instituts?
Ich arbeite seit langen Jahren schon mit dem Goethe-Institut zusammen. Der Ursprung waren meine Aktivitäten im Umweltschutz, im Umgang mit Schülern und das Interdisziplinäre. Von meiner Jugend an zieht es sich durch mein ganzes Leben, dass ich mich immer um Umweltschutz gekümmert habe. Ich habe nicht umsonst an der Uni Bremen studiert, die stets sehr gesellschaftlich fokussiert war.
Der Schlüsselbegriff Ihres Eröffnungsvortrags und auch der Arbeit in den kommenden Tagen ist BNE, also Bildung für nachhaltige Entwicklung. Wie übersetzen Sie das jemanden, der den Begriff überhaupt nicht kennt?
Sie sitzen mir hier gegenüber und haben gerade ein schwarzes T-Shirt an. Ihr T-Shirt ist gefärbt worden, die Farbe ist nicht gesund. Sie tragen das, Sie kennen die Auswirkungen nicht, Sie wissen nicht, wie die Arbeitsprozesse waren.
Man sollte zum Beispiel darauf achten, dass mit dem Farbstoff sorgfältig umgegangen wird – wenn er ins Abwasser kommt, verseucht er das Wasser, wenn er in den Boden gelangt, verseucht er den Boden. Und das ist für den Menschen nicht gerade gesund – darum sollte man darauf achten, wie man mit den einzelnen Stoffen umgeht.
Gut, aus der Erklärung mit dem T-Shirt verstehe ich „nachhaltig“, aber wie gehört jetzt die Bildung dazu?
Dieser Begriff der nachhaltigen Entwicklung ist sehr, sehr komplex. Ich habe jetzt ein Beispiel aus dem Umweltschutz gewählt, aber der Begriff der Nachhaltigkeit geht ja noch weiter. Es geht um Gerechtigkeit – um Geschlechtergerechtigkeit, um Armut...
Damit nachhaltige Entwicklung in einer Gesellschaft funktionieren kann, damit jeder Mensch, jeder Bürger sensibel ist für dieses Thema und sein Handeln, sein Konsumverhalten so ausrichtet, dass nachfolgende Generationen auch noch Wohlstand erleben können – das aufzubauen, das hat natürlich mit Bildung zu tun. Wir müssen ja die kommenden Generationen darauf vorbereiten, dass sie aktiv sind in der Gesellschaft. Dass sie sich einmischen und immer wieder Fragen stellen. Das geht ohne Bildung überhaupt nicht.