Winterakademie: Welche Voraussetzungen braucht internationale Kooperation?

Workshop
Foto: Katrin Scheib

Unter welchen Voraussetzungen gelingt internationale Zusammenarbeit? Der zweite Tag der Winterakademie des Goethe-Instituts beginnt für die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Fritz Frey mit einem Erfahrungsaustausch. Viele Teilnehmer dieses Workshops haben ähnliche Jobs an Hochschulen, immer wieder fällt in der Vorstellungsrunde der Begriff „International Office“.

Ein großer Erfahrungsschatz in einem kleinen Seminarraum also, und es geht nicht nur um Erfolgsgeschichten: Offen berichten die Akademie-Teilnehmer auch von ihren Problemen, vom Scheitern, vom Frust – und davon, was sie daraus gelernt haben. Nach und nach füllt sich die Tafel mit Stichworten.

„Ich bin Mzekala Achaidze, ich leite das Büro des Rektors an der Staatlichen Iwane-Dschawachischwili-Universität in Tbilisi und bin gleichzeitig auch Lektorin für Deutsch als Fremdsprache. Ich denke, der Anfang von allem ist natürlich persönlicher Kontakt. Dass man dann schaut, dass die Rahmenbedingungen passen, die Gemeinsamkeiten der Universitäten, die Interessen, die Motivation – dann kann man schon konkret über das Projekt sprechen. Aber ich glaube, der erste Anfang ist immer persönlich.“

„Ich heiße Marina Adamova, ich komme aus Chakassien in Russland, aus Abakan, das ist die Hauptstadt. Ich arbeite an der Staatlichen Katanow-Universität, unterrichte Deutsch als Fremdsprache und arbeite außerdem in der Abteilung für Weiterbildung, wo ich mich mit internationalen Beziehungen und verschiedenen Austauschprogrammen befasse. Für unsere Universität spielt die geografische Lage ein große Rolle. Die Studenten ziehen die „europäischen“ Hochschulen vor; statt zu uns nach Sibirien gehen sie lieber nach St. Petersburg oder nach Moskau. Für die chinesischen Studenten dagegen sind wir sehr nah, sie kommen zu uns zum Studieren – und die Anzahl ausländischer Studenten ist in unserer Zeit ja sehr wichtig.“

„Meine Name ist Alexander Shovgenin, Leiter des International Office an der Staatlichen Universität Wolgograd. Zur geografischen Lage würde ich unbedingt das Thema Infrastruktur ergänzen. Die Wolgograder Oblast liegt an der Grenze zu Kasachstan. Aber wir bekommen nur wenige Studenten aus Kasachstan, weil es keine gute Verbindung zwischen Wolgograd und den kasachischen Regionen gibt. Keine Direktflüge, keine direkten Zugverbindungen – dabei sind das die Verkehrsmittel, die bei den Studenten bevorzugt sind. Solange es diese Infrastruktur nicht gibt, gibt es auch keinen großen Fluss von kasachischen Studenten nach Wolgograd.“

„Mein Name ist Alexander Barth, ich bin Lektor der Robert-Bosch-Stiftung in Wolgograd. Aus der europäischen Sicht – ich habe vorher bei einer Agentur der Europäischen Union gearbeitet – waren natürlich administrative Aspekte ganz, ganz wichtig, denn die EU ist eine Verwaltung. Nun war heute hier aber der Tenor der Teilnehmenden ganz klar: Der persönliche Faktor ist eigentlich das Entscheidende – der gemeinsame Wille, die Kompromissbereitschaft. Das war für mich in dem Moment sehr überraschend, dass darauf der Akzent lag.“


Gewappnet mit den gesammelten Erfahrungen will die Arbeitsgruppe als nächstes analysieren, wie Entscheidungen über internationale Hochschulkooperationen getroffen werden. Bis zum Abschluss des Workshops werden die Teilnehmer dann bereits ersten Ideen für neue Projekte entwerfen.