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DaF-Unterricht mit der Digitalen JuniorUni - Das didaktische Konzept
Warum CLIL?

CLIL-Unterricht
© Goethe-Institut / UDC photolab

Der Sprachlernerfolg hängt bekanntermaßen stark mit der Dauer und der Intensität der Beschäftigung mit der Fremdsprache zusammen. Daher sprechen sich sowohl Vertreter des frühen Fremdsprachenlernens wie auch des Sachfachunterrichts für die stärkere Integration der Fremdsprache in die Lebenswelt der Kinder aus. Dies betrifft auch den Unterricht in den anderen Lernbereichen, wie den Sachfächern, in Kunst, Musik und Sport.

Content and Language Integrated Learning (CLIL), so lautet die Formel für einen themenorientierten Fremdsprachen-Unterricht, der Sprache und fachliche Inhalte zusammenführt und das Erlernen einer Fremdsprache in authentische, wissensbasierte Situationen einbettet.*

Ziel ist der Erwerb einer fachbasierten Diskursfähigkeit, die den Lernenden eine Teilhabe an fachsprachlichen Diskussionen ermöglicht. Für CLIL im Deutsch als Fremdsprache (DaF)-Unterricht wird das Kürzel CLIL-iG (CLIL in German) gebraucht.**

Wie das Lernen einer Fremdsprache am besten mit fachlichen Inhalten verschmilzt, dafür gibt es bislang kein allgemeingültiges Unterrichtskonzept. Vielmehr sind je nach Zielsetzungen, Ressourcen und den sonstigen Rahmenbedingungen einer jeden Bildungspraxis höchst unterschiedliche Wege zur Gestaltung und Umsetzung von CLIL möglich. Gemeinsam ist, dass es sich lohnt, auch in kleineren Schritten an den Start zu gehen.

Ein praktikabler Ansatz, um die Vielfalt der CLIL-Realitäten besser in den Griff zu bekommen, ist die Unterteilung in zwei Haupttypen. Dies wird in der folgenden Tabelle verdeutlicht:

Typ A Hard CLIL Typ B Soft CLIL
Hauptziel: Sachfach Hauptziel: Fremdsprache
Lehrkraft: Sachfachlehrkraft Lehrkraft: Sprachlehrkraft
Beurteilungsmaßstab: Sachfach Beurteilungsmaßstab: Fremdsprache

Die Unterrichtsmaterialien der Digitalen JuniorUni richten sich an Lehrende, die eher dem Typ B entsprechen:

Die Lehrkraft im Typ B nutzt das vorhandene Wissen und die erworbenen fachlichen und sprachlichen Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler (SuS) und ermöglicht ihnen dadurch motivierende Erfolgserlebnisse, selbständiges Arbeiten sowie ein größeres Selbstvertrauen im Umgang mit der Fremdsprache.

* Der CLIL-Ansatz ist in der europäischen Sprachenpolitik von zunehmend großer Bedeutsamkeit: https://ec.europa.eu/epale/en/blog/content-and-language-integrated-learning-clil
** Für weiterführende Informationen zu CLILiG inkl. Unterrichtsmaterial und Projektideen, siehe www.goethe.de/clil

CLIL – Unterricht mit der JuniorUni

Das Ausgangsmaterial: Die Vorlesungen

Die Unterrichtmaterialien der JuniorUni beinhalten Vorlesungen, die auf Sachfilmen der bekanntesten deutschen Kindersendung Die Sendung mit der Maus beruhen. Das erfolgreiche Konzept der Sendung mit der Maus ist seit über 40 Jahren die Kombination von Unterhaltung und Wissensvermittlung. Ging es in den ersten Jahren der Maus eher um Themen aus dem häuslichen Nahbereich, behandelt die Sendung heute zeitgemäß und anschaulich auch Themen aus den Bereichen Ökologie, Technologie, Energie und Nachhaltigkeit.

Der Charakter der Wissensbeiträge eignet sich besonders gut für den Einsatz im CLIL-Kontext. Jeder Film setzt das Thema in Form einer Geschichte um, deren Ausgangspunkt eine Frage oder ein Alltagsproblem ist, das für Kinder und Jugendliche interessant und bedeutend ist. Das Ziel der Beiträge ist nicht primär die Vermittlung von Wissen, „es ist Neugier, die den Weg vorgibt und letztlich zum Ziel wird“ sagen die „Mausmacher“.* Die Filme erzählen in realen Bildern, wobei weitgehend auf Grafiken und Animationen verzichtet wird. Wirkungszusammenhänge werden in einfachen Modellen nachgebaut und vorgeführt. Eine wichtige Rolle spielt der bildhaft beschreibende Erzählmodus der Moderatoren. In den Vorlesungen der Digitalen JuniorUni kommentieren jeweils zwei jugendliche Moderatoren die Sachgeschichten.

Dem Einsatz der Beiträge im CLIL- Konzept kommt entgegen, dass die Gegenstände nicht in ihrer Komplexität gezeigt werden, sondern immer auf eine Fragestellung begrenzt sind, die den wichtigsten Punkt des Themas betrifft.
 
Die ausgewählten Vorlesungen der Digitalen JuniorUni sind fachlich den sogenannten MINT-Fächern zuzuordnen. MINT umfasst die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die MINT-Fächer eignen sich grundsätzlich besonders gut für den CLIL-Unterricht. Sie sind kulturübergreifend und bieten Kontexte, in die die SuS fachliche Vorkenntnisse und fachsprachliche Kompetenzen einbringen können. Ergänzt werden die Filme durch kleine Filme und Animationen des Projekts Planet Schule und anderer didaktischer Formate des deutschen Kinder- und Jugendfernsehens.

* In: Sophie von Lenthe: Das Mausbuch, 2000

Die Materialentwicklung

Wie jedes Material im CLIL- Kontext haben wir die Filme nach allgemeinen CLIL - Kriterien untersucht. Das beinhaltet Fragen, wie:
  • Aktiviert der Film Alltagserfahrungen und fachliche Kompetenzen der SuS?
  • Ist die Fragestellung deutlich und zielgerichtet?
  • Können die SuS die Fragestellung und die Inhalte des Films mit Unterstützung verstehen und fachlich und sprachlich bearbeiten?
Nach einer weiteren Sichtung wurde der Unterricht konkreter geplant. Auch dabei halfen Fragen:
  • Welche konkrete Fragestellung behandelt der Film?
  • Welche fachlichen Lernziele impliziert er?
  • Welche fachlichen Operatoren (Aufgabenstellungen, Lernmaterialien) brauche ich für die Erreichung der fachlichen Lernziele?
  • Welche Kompetenzen/ Teilkompetenzen (Leseverstehen, Kooperationsfähigkeit, Hörverstehen, Lernstrategien usw.) sind notwendig?
  • Welche sprachlichen Mittel (Wortschatz, Syntax, Satzbau) sind notwendig?
  • Welche sprachlichen Lernziele kann ich planen (rezeptiv / produktiv)?
  • Welche sprachlichen Aspekte kann ich vertiefen?
Auf dieser Grundlage wurden für jedes Thema fachliche und sprachliche Lernziele definiert und Unterrichtsabläufe skizziert. Soft-CLIL - Unterricht soll viele kommunikative Aktivitäten ermöglichen und aufgaben -und handlungsorientiert gestaltet werden können. Dazu wurden begleitende Materialien auf zwei Sprachniveaus (A1/A2 und A2/B1) entwickelt, die das Verstehen und die zielführende Bearbeitung der Aufgaben unterstützen und zugleich kommunikativ anregend sind.

Die Materialien liefern Impulse und Problemlösungsgerüste wodurch die SuS fachkommunikative Strukturen erwerben, die auf andere Kontexte übertragbar sind.

Neben dem Erwerb des entsprechenden Fachwortschatzes trainieren die Lernenden ihre kommunikativen Strategien einschließlich der Methodenkompetenz zur Entschlüsselung von Sachtexten und zur produktiven Präsentation von Ergebnissen. Im Bereich Grammatik erwerben (A1/A2) oder trainieren (A2/B1) die SuS u. a. Passivkonstruktionen, trennbare oder reflexive Verben mit entsprechenden Präpositionen sowie einfache (A1/A2) und komplexere (A2/B1) Haupt- und Nebensatzkonstruktionen.

Die Unterrichtsgestaltung

1. Einstiegsphase

In dieser Phase wird ein gemeinsames Verständnis über den Gegenstand, die Frage oder das Thema hergestellt. Hierfür eignen sich vor allem Impulsbilder oder filmische Szenen, die das Thema verdichten oder produktiv aufschließen. Die SuS „machen sich ein Bild“ und bringen dabei ihre Alltagserfahrungen, ihr Fachwissen und ihre sprachlichen Konzepte ein. Beides wichtige Grundlagen für den weiteren Verstehens- und Erschließungsprozess.

Diese Phase ist auch aus der Sicht des Fremdsprachenunterrichts wichtig. Die Lehrkraft (LK) übersetzt die muttersprachlichen Äußerungen der SuS und leitet erstes Fachvokabular aus den Schüleräußerungen ab, z.B. wichtige Schlüsselbegriffe. Sie verdichtet die Schüleräußerungen zu einer Ausgangsfrage.

2. Erarbeitungsphase

Die SuS gehen nun mit einem gemeinsamen Vorverständnis in die Erarbeitungsphase, deren Ausgangspunkt oder Mittelpunkt die Vorlesung der JuniorUni ist. Die zielführenden Aufgabenstellungen orientieren sich auch an der Komplexität und am dramaturgischen Konzept des Films. Es gibt vorbereitende, begleitende und nachbereitende Aufgaben in denen typisch fachliche und typisch sprachliche Kompetenzen und Fertigkeiten abgerufen und gefördert werden. Die Aufgaben sind produktorientiert. Da der CLIL -Unterricht in der Regel von einer Fremdsprachenlehrkraft durchgeführt wird, liegen die Aufgaben fachlich auf oder leicht unter dem fachlichen Kompetenzniveau der SuS und sprachlich immer leicht darüber. Dem Soft-CLIL- Ansatz entspricht, dass es viele typisch fremdsprachliche Textbearbeitungs- und -erschließungsaufgaben gibt: Mustersätze, Wortgeländer, Lückentexte, Zuordnungen, Multiple-Choice-Aufgaben und dergleichen. In den Erarbeitungsphasen sollten die SuS möglichst oft kooperativ arbeiten, d.h. die Sozialformen Partnerarbeit und Kleingruppenarbeit werden bevorzugt.

3. SICHERUNGS- und Auswertungsphase

In den Auswertungsphasen werden die Ergebnisse fachlich und sprachlich angemessen präsentiert und überprüft. Dabei werden typisch fachliche Ergebnissicherungen (Skizzen, Präsentationen, Kurzvorträge, Partnerfragen, Interviews) mit typisch sprachlichen Zielen (Zuwachs in allen vier Kompetenzbereichen: Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben) verbunden.

Besonders wertvoll sind die produktiven Aufgaben, die sich aus den interessanten und für die SuS wichtigen Themen der Digitalen JuniorUni ergeben. Dazu gehört die Erstellung von Postern, Werbeplakaten, Power-Point-Präsentationen und kleinen Fachartikeln.

4. Der Gebrauch der Muttersprache im CLIL-Unterricht

Wichtig ist in allen Phasen die authentische Interaktion. Diese macht das Sprach- und Inhaltslernen erst wirksam. Authentische Interaktion führt dazu, dass die SuS auch in der Muttersprache interagieren. Dies geschieht vor allem in spontanen Äußerungen und in Diskursen. Dieser Sprachwechsel wird aus heutiger sprachpädagogischer Sicht unterstützt, sollte aber methodisch „gebändigt“ werden. Auf eine einfache Formel gebracht heißt das: So viel Muttersprache wie nötig, soviel Fremdsprache wie möglich.

5. Die rolle der Lehrkraft

Das sprachliche Vorbild und die wichtigste Motivationskraft für den Unterricht sind die Lehrkräfte. Das ergeben übereinstimmend Forschungen aus der Neurobiologie und der Motivationsforschung. Diese Forschungen belegen auch, dass sich die Motivation steigern lässt, wenn die Lehrkräfte eine unterstützende Unterrichtsatmosphäre und eine gute Gruppendynamik herstellen können.

Wenn Sie nun auch noch mit der Digitalen JuniorUni interessante authentische Medien und Materialien einsetzen können, wird der Erfolg auf Ihrer Seite sein. Viel Spaß dabei!

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